Apostelgeschichte 16,34
Andachten
Er freute sich mit seinem ganzen Haus.
So heißt es (Ap. Gesch. 16,34.) von dem Kerkermeister zu Philippi. Geh doch einmal hinein in diesen Kreis froher Menschen, und frage: „Was hat den Mann mit seinem ganzen Haus so froh gemacht?“ Die Freuden der Tafel, Essen und Trinken? O nein, das merkt man ihnen allen an, dass ihre Freude nicht in Küche und Keller geboren ist. Ist ihnen vielleicht eine reiche Erbschaft zugefallen? Wenn du dabei an irdisches Geld und Gut, Haus und Hof denkst - nein. Ist der Hausvater vielleicht in ein einträglicheres und ehrenvolleres Amt befördert? Nein, davon ist unter ihnen nicht die Rede. Haben sie denn etwa von Verwandten und Freunden einen Besuch bekommen und diesen zur Ehre eine Festlichkeit angestellt? Nein. Zwar sind zwei Gäste in ihrer Mitte, aber das sind ein Paar Fremdlinge, Paulus und Silas genannt, die aus fernen Landen nach Philippi gekommen, daselbst misshandelt und ins Gefängnis geworfen sind. Doch die Liebe, mit der ihnen von allen Hausgenossen begegnet wird, die ehrerbietige Aufmerksamkeit, mit der man ihrer Rede zuhört, die Träne der Rührung und des Dankes, die hier und da in einem Auge steht, und so manches andere scheint darauf hinzudeuten, dass diese Männer nicht geringen Teil an der Freude des Hauses haben; wiewohl man Tags zuvor über sie geschrien hatte: „Diese Menschen machen unsere Stadt irre, und verkündigen eine Lehre, welche uns nicht ziemt anzunehmen, noch zu tun!“ Ja, was diese Männer ins Haus gebracht haben, das hat den Kerkermeister mit seinem ganzen Haus froh gemacht. Merk es dir! Als Paulus und Silas um Mitternacht im Gefängnis beteten und Gott auch in ihren Leiden lobten, siehe, da ward schnell ein großes Erdbeben, dass sich die Grundfesten des Gefängnisses bewegten; und alle Türen wurden aufgetan und aller Bande los. Der Kerkermeister fuhr aus dem Schlaf, sahe das, meinte die Gefangenen seien entflohen, dachte er der Strafe, die ihn treffen werde, und zog in Verzweiflung sein Schwert, um sich selbst zu erwürgen. Aber Paulus rief ihm zu: „Tue dir nichts Übels, denn wir sind alle hier.“ Nach dieser Errettung, die er am Rande des Abgrunds erfuhr, fragte er: „Liebe Herren, was soll ich tun, dass ich selig werde“ Sie sprachen: „Glaube an den Herrn Jesum Christum, so wirst du und dein Haus selig.“ Gottes Wort und ihre Unterweisung war nicht vergeblich. Er führte sie in sein Haus, und setzte ihnen einen Tisch vor, und freute sich mit seinem ganzen Haus, dass er an Gott gläubig geworden war. - Sieh da, was Freude, wahre Freude in die Herzen und Häuser der Menschen bringen kann. Der Glaube ist's, derselbe Glaube, den die Welt einen finstern, freudestörenden Glauben nennt. Willst du nicht auch recht froh werden? Oder bist du schon dieses Glaubens von Herzen froh geworden? Auch dein Haus mit dir? (Carl Philipp Johann Spitta)