Johannes 6,35
Andachten
Wer zu Mir kommt, den wird nicht hungern, und wer an Mich glaubt, den wird nimmermehr dürsten.
Das ist eine selge Stunde, Jesu, da man Dein gedenkt, Und das Herz von Herzensgrunde Tief in Deine Wunden senkt. Wahrlich! nichts als JEsum kennen, JEsum suchen, finden, nennen: Das erfüllt unsere Zeit Mit der höchsten Seligkeit.
JEsu, Deine Gnadenquelle Fließt so gern ins Herz hinein; Deine Sonne scheint Helle, denn Du willst genossen sein. Und bei aller Segensfülle Ist Dein Wunsch und ernster Wille: Dass man, weil Dein Brünnlein voll, Unaufhörlich schöpfen soll.
Nun, so lass auch diese Stunde Dein Gedächtnis in uns sein! In dem Herzen, in dem Munde Leb' und Herrsche Du allein! Lass uns Deiner nie vergessen! Wie Maria still gesessen, Da sie Deinen Mund gehört: Also mach uns eingekehrt! Amen. (August Ferdinand Huhn)
Ich bin das Brot des Lebens, wer zu mir kommt, den wird nicht hungern, und wer an mich glaubt, den wird nimmermehr dürsten.
Wo ist Speise für unsere Herzen, wo ist die Quelle, deren Wasser auf ewig den Durst stillt, der unsere Seelen verzehrt? Wer zeigt uns den Weg zu den heiligen Fluten, wer teilt aus mit voller Hand das segenspendende Brot? Oder hungert Dich nicht, teurer Bruder, bist Du gesättigt und befriedigt, lechzt Deine Zunge nicht nach Erquickung? Kennst Du nicht das Sehnen und Drängen des Herzens, nicht die Angst der Seele, ihr Begehren, ihre Ungeduld und Unruhe? Oder wenn Du alles das fühlst, was tust Du, um diesem Drängen und Sehnen abzuhelfen? Vielleicht jagst Du nach Ehren und Reichtum, nach Gunst und Liebe der Menschen, vielleicht versenkst Du Deinen Geist in die Tiefen der Wissenschaft, erforscht die Bahnen der Gestirne, dringst ein in die Geheimnisse der Natur und suchst so den Hunger der Seele zu stillen. Du erlangst, je mehr Du begehrst. Aber je mehr Ehrsucht und Goldgier wachsen mit Deinen Erfolgen, die Welt scheint Dir doch nicht genug Deine Verdienste zu würdigen, und Alles, was Du gelernt und erforscht hast, scheint Dir klein und erbärmlich, je weiter Du fortschreitest. So ist Dir also nicht zu helfen. Du stehst ratlos in der Welt, bekümmert um Dein Heil und die Ruhe Deiner Seele. verzage nicht, sondern schaue auf zu dem Herrn, der das Wort, das köstliche, spricht: Ich bin das Brot des Lebens, wer zu mir kommt, den wird nicht hungern, und wer an mich glaubt, den wird nimmermehr dürsten. Schaue hin auf die Quelle, die vom Kreuze her lebenspendend und segenbringend unversiegt Dir zuströmt; schaue auf den durchstochenen Leib, der Dir ein Brot ist, das auf ewig den Hunger stillt. Glaube komme! Das ist Alles, was der Herr von Dir verlangt, um Dich Teil nehmen zu lassen an Seinem heiligen Hochzeitmahle, glaube komme, und Du wirst satt von himmlischer Speise und fragst nicht mehr danach, ob auch Leib und Seele verschmachten in des Lebens Dürre. In Ihm hast Du Alles! Wie sinkt in Staub und Asche Ruhm und Ehre der Welt, wie klein, wie jämmerlich elend erscheint Dir die irdische Größe, nach der Du mit Zittern und Zagen gestrebt hast. Nicht wert, dass Du Dich auch nur einen Augenblick darum mühst, erscheint Geld und Gut, - was fragst Du nach alledem, wenn Du von der himmlischen Speise genossen hast, wenn Du die eine köstliche Perle gefunden hast, die mehr wert, als die ganze Welt. Glaube komme! beseligende Worte, die uns Alle einladen, Teil zu nehmen an der unerschöpflichen Gnadenfülle, Teil zu haben an des Himmels Freuden und Wonne, ewig reich in dem Herrn, ewig selig mit Ihm!
Dazu hilf uns Allen, lieber Herr Gott, durch Deinen Sohn, unsern Heiland Jesum Christum! Amen. (Burghard von Cramm)
Jesus aber sprach zu ihnen: Ich bin das Brot des Lebens: Wer zu mir kommt, den wird nicht hungern; und wer an mich glaubt, den wird nimmermehr dürsten.
Jesus ist die rechte Seelenspeise, und er hat dafür gesorgt, dass er sich uns mitteilen kann. Er hat unsere Herzen so eingerichtet, dass sie nirgends Befriedigung finden, als bei ihm. Das tiefe Gefühl unserer Betrogenheit, wenn wir uns wiederum an ein anderes Gut, als an den Herrn, haben hängen wollen, ist zugleich auch ein tiefes Verlangen, anders gespeist zu werden, als mit Erdenluft und sichtbaren Gütern. In solchen Stunden, wo nichts uns erfreuen kann, offenbart sich uns Jesus als das Brot des Lebens und vereinigt sich mit unserer gefallenen Natur, dass sie erfüllet wird mit lauter himmlischen Stärkungen. In seinem Wort ist es, dass Jesus uns diese Stärkungen mitteilt. Meine Worte, sagt er, sind Geist und Leben; je begieriger wir sein Wort aufnehmen, desto mehr unvergängliches Wesen kommt dadurch in unser Herz und in unsere Bedürfnisse. An reicher, köstlicher Seelennahrung fehlt es uns nicht, es liegt nur an unserm Kommen. Wenn unser Kommen zu Jesu ein ernstliches ist, so erfahren wir auch, dass uns dann bei dem Herrn nicht hungern, noch dürften wird. Kommen aber heißt sich dem Herrn hingeben, Zuversicht zu ihm fassen, sich immer fester und fester an ihn anschließen. Keiner aber kann zu Jesu kommen, der sich nicht scheiden will von der Sünde, oder von der vergänglichen Luft. Man wundere sich darum nicht, wenn so viele Menschen bei Jesu nur schmale Bissen finden. Der Grund ihres Herzens gehört noch der Welt an, und sie haben noch nicht brechen können mit sich selber. Sie suchen Jesum wohl in der Kirche, vielleicht auch dann und wann in der Bibel und im Gebet; aber das ist es nicht, womit man anzufangen hat. Man muss sich zuerst vorgekommen sein als ein Betrogener, als ein Mensch, auf dessen Herzensgrund eine tiefe Traurigkeit herumzieht, in dessen Gewissen kein Frieden ist, und dessen ganzes Wesen noch nie recht genährt und erquickt worden ist. Wer sich so vorkommt, der bringe dann sein leeres Herz zu Jesu hin, und er wird eine Speise finden, die nicht vergänglich ist, sondern die da bleibt in das ewige Leben. Die Hungrigen füllet der Herr mit Gütern, die Reichen lässt er leer. (Friedrich Lobstein)