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Johannes 3,1

Johannes 3,1

Andachten

Was Du, o mein Herr Jesu, zu Nikodemus gesagt hast, das geht auch mich und alle, die selig werden wollen, an: ihr müsset von neuem geboren werden. Ich danke Dir, dass Du mich vor so vielen hunderttausend Juden, Türken und Heiden zu der heiligen Taufe hast kommen lassen, da ich aus Wasser und Geist wiedergeboren bin. Aber wie muss ich mich vor Dir beugen und demütigen wegen des häufigen schändlichen und schädlichen Rückfalls aus dieser Taufgnade, womit ich mich der höllischen Verdammnis schuldig gemacht habe! Vergib mir diese schwere Sünde und wiedergebäre mich von neuem durch eine gründliche Erweckung und wahrhafte Bekehrung, dass ich eine neue Kreatur werde und Dir im neuen Wesen des Geistes diene. Lass mich täglich von neuem erkennen, wie viel Du mir geschenkt hast, und wie viel ich verachtet habe, wie Du mich zu einem Kinde Gottes machen wolltest, ich aber lieber ein Knecht der Sünde geworden bin, wie Du mich zum Leben eingeschrieben hattest, ich aber den Tod dafür erwählt habe. Und lass mich dann nicht wieder einschlafen, wenn ich wach geworden bin, sondern verleihe mir die Kraft, mich entschieden von der Sünde loszureißen, ihr den Rücken zu kehren und als ein Kind Gottes meinen Wandel im Himmel zu führen, damit jedermann erkenne, mein Weg geht hinauf nach dem Jerusalem, das droben ist. In Dir lass mich leben, aus Dir meine Kraft ziehen, aus Dir blühen in erneutem Willen, in Dir Früchte der Gerechtigkeit tragen. Vor allem bewahre mich vor künftigem Rückfalle und verleihe Deine Gnade, dass ich je länger je mehr ausziehe den alten Menschen, der durch Lüste in Irrtum sich verderbet, und hingegen anziehe den neuen Menschen, der nach Gott geschaffen ist in rechtschaffener Gerechtigkeit und Heiligkeit, und mächtig gemacht durch Vergebung der Sünden in Jesu Blut die alte Schlange unter meine Füße trete, bis Alles, Alles, alle meine Gebrechen, auch der letzte Fersenstich wird heil werden und ich völlig ausgeheilt im ewigen, unverletzlichen Leben bei Dir ausruhen werde. Amen. (Friedrich Arndt)


Es war aber ein Mensch unter den Pharisäern mit Namen Nikodemus, ein Oberster unter den Juden, der kam zu Jesu bei der Nacht.
Ach es sind manche, die wollen so heimlich fromm sein; das sollen die Leute nicht wissen; man will so für sich fromm sein. Aber es ist ein Betrug des Satans; mit einem solchen Frommsein wird man allmählich wieder unfromm und lässt sich wieder in unerlaubte Dinge ein. Ich rate es allen anfangenden Seelen, aufrichtig zu sein. Tut doch eine Heldentat; lasst es alle Welt wissen, was ihr vorhabt! Gerade wenn die Seelen so heimlich tun, so verborgen fromm sein wollen, dann kann uns die Welt plagen, verführen und aus einer Zerstreuung in die andere bringen, dass man wieder mit ihnen hineingezogen wird. Lasst es die Welt nur wissen, was wir vorhaben! Nicht dass wir uns in unnötige Gespräche und Dispute mit ihnen einlassen, in unzeitiges Lehren uns begeben; nein, das ist nicht nötig, sondern uns nur gerade erklären. - Manche heucheln auf eine gar grobe Weise. Wenn sie bei den Frommen sind, dann tun sie recht fromm; dann stimmen sie allem bei; dann können sie mitreden als die allerbesten. Wenn sie aber bei Weltmenschen sind, so reden sie von allen unnötigen Dingen, wie die Leute es haben wollen. „Man muss sehen,“ sagen sie, „bei wem man ist, und bei Weltleuten mit seiner Frömmigkeit nicht prahlen wollen.“ Nein, man muss nicht heucheln, lieber Mensch, sondern gerade zugehen; man muss aufrichtig sagen, was man sucht, was man gern hätte, worum es einem zu tun ist. Wollen wir nicht mit den Leuten reden von guten Sachen, so lasst uns doch auch das unnötige, eitle Geschwätz zurücklassen und uns nicht in alle nichtswürdigen Dinge mit der Welt hineinwagen; dadurch verliert man seine Kraft und sein Licht und wird wieder so tot, wie man jemals gewesen ist.

Ich will wohl gerne schöne sein,
Doch nur, damit ich dir gefalle,
Ich such vor Menschen keinen Schein:
Willst du, lass mein vergessen alle:
Ich sei veracht und du geehrt,
So hab ich, was ich hab begehrt. (Gerhard Tersteegen)


Es war ein Mensch unter den Pharisäern, mit Namen Nikodemus, ein Oberster unter den Juden, der kam zu Jesu.

Der heutige Sonntag heißt „das Fest der heiligen Dreieinigkeit“ (Trinitatis) und alle noch übrigen Sonntage des Kirchenjahres haben davon ihren Namen. Das uralte Evangelium dieses Festes aber handelt von der Notwendigkeit der Wiedergeburt. Das ist uns ein bedeutsamer Wink. Nachdem in der festlichen Hälfte des Kirchenjahres die großen Heilstatsachen, (das, was Gott ohne die Menschen, außer den Menschen und für die Menschen tat,) dargestellt sind, so weist uns der heutige Sonntag darauf hin, was in dem Menschen geschehen müsse, damit die geoffenbarte Gnade des dreieinigen Gottes unser persönliches Eigentum werde. Nicht mehr und nicht weniger, sagt Jesus, ist notwendig als dies, dass wir „von Oben her geboren werden“. Wir wollen diesem großen Gedanken in einer Reihe von Betrachtungen nachspüren, zunächst aber die beiden Männer, die hier mit einander reden, ins Auge fassen.

Jesus war in Jerusalem. Zum ersten Male war er „in der heiligen Stadt“ öffentlich aufgetreten. Mitten im Tempel hatte er das Panier seines Königtums entfaltet, indem er als der Gesandte Jehovas, mit der Geißel in der Hand, die heiligen Hallen reinigte. (Joh. 2,13 ff.) Das Volk hatte ihm zugejauchzt; die Kirchenfürsten und Priester aber hatten die Stirn gerunzelt und von „unerträglicher laienhafter Anmaßung“ geredet. So war die Stimmung im Ganzen - und dennoch geht Nikodemus zu Jesu hin.

Nikodemus war ein vornehmer Mann, ein gelehrter Mann, ein frommer Mann, ein wohlhabender Mann, ein Mitglied des hohen Rates. Was will man mehr? Was aber seinen Namen im Himmel und auf Erden unsterblich gemacht hat, das war nicht dies, dass er „ein Meister in Israel“ war, sondern dass dieser Meister in Israel demütig genug war, ein Schüler des armen, „ungelehrten“ Nazareners zu werden. Und mit Recht hat ihn dies unsterblich gemacht. Welche Kämpfe müssen vorhergegangen sein, bis sich der edle Mann zu diesem Weg entschließen konnte! Ach, ehe ein Theologe, so ein berühmter Theologe, der so erbaulich und glänzend vom Königreich der Himmel predigen und den ganzen Rat Gottes auslegen kann, bis der zu einem Laien, einem Zimmersmannssohne aus einem Dorfe in der Provinz geht, um sich von ihm den Weg der Seligkeit zeigen zu lassen, - da muss innerlich schon große Not sein. Und nun gar zu einem Laien, der bereits bei den Kollegen des Nikodemus in bösem Ruf stand! Aber in Nikodemus waren die ewigen Bedürfnisse mit Flammengewalt erwacht; er musste zu Jesu, darum durchbrach er alle Hindernisse. Aus allem dem, was er von Johannes dem Täufer gehört, aus allem dem, was ihm von Jesu durch begeisterte galiläische Festpilger erzählt worden war, aus allem dem, was Jesus während der letzten Tage in Jerusalem geredet und getan hatte, - aus dem Allen war ihm die Frage erwachsen: Sollte nicht dieser Rabbi aus Nazareth der verheißene Messias sein? Sollte nicht in Ihm das Heil Israels erschienen sein?

An der Antwort auf diese Frage lag dem Nikodemus Alles. Obgleich er ein wohlhabender Mann war, so konnte er doch in den sinnlichen Dingen seine Befriedigung nicht finden; dazu war seine Seele viel zu stolz und hoch. Obgleich er ein gelehrter Mann war, so hatte er doch je länger je mehr erfahren, dass alles Wissen Stückwerk sei. Obgleich er alle religiösen Übungen, Opfer und Entsagungen der Pharisäer gewissenhaft beobachtet hatte, - er hatte keinen Frieden darin gefunden; dafür war seine Seele zu ehrlich. Er hatte sich tief genug auf den Grund geschaut, - er wusste, dass ein Stärkerer über ihn kommen musste. Ob aber Jesus von Nazareth dieser Stärkere war?

Wie sollte diese Frage entschieden werden? Sollte er mit seinen Kollegen Rat nehmen! Ach, er wusste, dass unter allen Menschen auf Erden die Theologen in der Regel am wenigsten frei von Vorurteilen sind. So wendet sich der Mann direkt zur Quelle. Wir gratulieren ihm dazu. „Gratulieren?“ sagst du, „was ist da viel zu gratulieren? Was war selbstverständlicher, als dass er so tat, wie er tat?“ Ja, wohl selbst: verständlich und doch so selten! „Geradeaus gibt die besten Renner,“ sagt man im Sprichwort, aber wie wenig Menschen fahren grade durch! Sind Herz- und Gewissen einmal aufgeschreckt und aufgeweckt, so fangen die Meisten an mit Paul und Peter religiöse Unterhaltungen zu treiben, oder sie lesen Bücher, in denen der religiöse Glaube teils angegriffen, teils verteidigt wird. Über dem Allen verfliegt und verraucht dann bald die heilige Glut. „Aber wie soll man denn heutzutage direkt zu Jesu gehen?“ fragst du. O, gehe du hinein ins stille Kämmerlein, stelle dir sein heiliges Bild vor Augen, wie's die Evangelisten gemalt haben, lausche mit sinnendem, betendem, lechzendem Herzen auf die Stimme seiner Worte und rede mit ihm, als ob er da wäre. Wahrlich, du wirst erfahren, so gut wie Nikodemus, dass er da ist, dass er da ist für dich. (Otto Funcke)

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nt/43/johannes_3_1.txt · Zuletzt geändert: von aj
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