Sie befinden sich hier: Andachtsbibel » nt » Johannesevangelium » Johannes 20,29
Zuletzt angesehen: Johannes 20,29

Johannes 20,29

Johannes 20,29

Andachten

Selig sind, die nicht sehen, und doch glauben.
Wer etwas deswegen glaubt, weil es Gott gesagt hat, ehrt Gott als einen Wahrhaftigen, und wer Ihn so ehrt, den will Er wieder ehren. Wer aber Gott nicht glaubt, wenn Er in Seinem Wort redet, hält Ihn für einen Lügner, und verunehrt Ihn also auf eine sträfliche Weise. Wer etwas sieht, muss glauben, dass dasjenige sei, das er sieht. Auf diese Weise werden Alle, die bei Leibesleben ungläubig gewesen waren, am jüngsten Tag durch das Sehen gedrungen werden, zu glauben und zu bekennen, dass Jesus lebe, dass Er der HErr über Alles sei, dass es ein himmlisches Freudenleben und eine Hölle gebe usw., allein dieser glaube wird sei alsdann nichts nützen. So glauben auch die Teufel, dass ein einiger Gott sei, weil sie Seine Herrlichkeit im Himmel gesehen haben, und zittern, Jak. 2,19. Die Menschen, welche auf Erden leben, sind mit ihrem Glauben ans Wort Gottes gewiesen: und wenn ihnen wachend oder träumend Erscheinungen widerfahren, so ist solches eine Ausnahme von der allgemeinen Regel. Als der HErr Jesus von den Toten auferstanden war, so wollte Er, dass Seine Jünger glauben sollten, dass Er auferstanden war, ehe sie Ihn sahen. Sie sollten es glauben wegen der Weissagungen der Propheten, und wegen Seiner eigenen Worte, worin Er Seine Auferstehung deutlich verkündigt hatte. Auf gleiche Weise sollte man bei dem Grab des Lazarus glauben, dass Jesus die Auferstehung und das Leben sei, und den Lazarus auferwecken werde, ehe man die Herrlichkeit Gottes sah, die hernach aus dieser Auferweckung herausleuchtete, Joh. 11,23.25.40. Überhaupt musste man bei Seinen Wundern glauben, dass Er sie verrichten könne, ehe Er sie verrichtete, Matth. 8,13. 9,28. 14,36. Mark. 9,23. Und bei dem Beten sollen wir glauben, dass wir dasjenige, um das wir bitten, empfangen werden, ehe wir’s empfangen, Mark. 11,24. Dieser tätige, siegreiche und seligmachende Glaube ist eine gewisse Zuversicht des, das man hofft, und eine Überzeugung von demjenigen, das man nicht sieht, Hebr. 11,1., und wird 2 Kor. 5,7. dem Schauen entgegengesetzt. Gelobt sei Gott, dass Er uns Sein Wort zum Glauben gegeben hat. Einzelne Propheten haben in Entzückungen Etwas, das sonst unsichtbar ist, gesehen und davon geweissagt: aber dieses Weissagen war bei einem jeden Propheten ein Stückwerk. In der Bibel aber sind viele solche Stückwerke bei einander enthalten, auch steht sehr Vieles darin, das der Heilige Geist den Propheten, Evangelisten und Aposteln ohne eine Entzückung eingegeben hat. Sie ist also eine sehr reiche Fundgrube der Wahrheit: sie sagt uns viel mehr, als ein jeder einzelner Prophet gesehen hat. Das Sehen kann einen tiefen Eindruck machen, weil es aber nicht an Einem fort währen kann, so verliert sich der Eindruck nach und nach. Dagegen ist das Wort Gottes ein täglicher Gegenstand des Glaubens, und der Eindruck davon kann nicht veralten und vergehen, weil er täglich erneuert wird. Und wie es die geistlichen und himmlischen Dinge vor unsere Augen stellt, so stellt es sie auch vor die Augen Anderer dar, und wirkt dadurch eine Einförmigkeit des Glaubens und der Erkenntnis. Auch werden wir selbst nach vielen Jahren nichts anders darin lesen, als wir heute lesen, folglich vor dem einem Christen unanständigen Wankelmut in Glaubenssachen bewahrt werden. Selig sind, die Gottes Wort hören und bewahren. (Magnus Friedrich Roos)


Spricht Jesus zu Thomas: Weil du mich gesehen, Thomas, glaubst du. Selig sind, die nicht sehen und doch glauben.
Jesus sieht auf Gottes Gaben, die er dem Menschen bringt, und hier sieht er noch etwas Größeres, als was er jetzt dem Thomas gewährt. Ihm reichte er seine durchbohrte Hand und zeigte ihm seine durchstochene Seite. „Sieh und glaube“, sagte er ihm. Das ist aber nicht das Größte und Herrlichste, was er uns geben darf. Was steht noch über dem, was Thomas empfing? Nicht sehen und glauben. Ist aber das Schauen nicht mehr als das Glauben? Verlangt nicht unser Glauben nach dem Schauen von Angesicht zu Angesicht, nach der Zeit, da wir nicht mehr in der Fremde, sondern daheim beim Herrn sind und darum nicht mehr im Glauben wandern, sondern vor die Gestalt gestellt sind? Aber dieses Schauen des Herrn, von dem die Verheißung spricht, das uns seine bei uns bleibende Gegenwart gewährt, war auch Thomas noch nicht beschieden; denn die Ostertage brachten es ihm noch nicht. Jesus reichte Thomas seine Hand nicht dazu, damit er sie für immer festhalte, und tritt nicht deshalb vor ihn, damit er Tag um Tag bei ihm sei. Was er ihm gewährte, hatte darin seinen Zweck, dass er glaube, und er konnte das, was er schaute, als Jesus wieder verschwunden und die Ostertage vorüber waren, nur dadurch festhalten, dass ihm der Anblick zum Glauben verhalf. Das ist aber nicht der einzige Weg, auf dem uns Jesus zum Glauben führt. Es entsteht der Glaube auch, ohne dass wir sehen, weil er aus dem Wort hervorwächst, und diesen Glauben pries Jesus als die größte Offenbarung der göttlichen Gnade. Das ist das Wunder, durch das der Geist sich kundgibt, dass das Wort von dem, den wir weder sahen noch sehen, in unser Inneres dringt, unwiderstehlich als Herrscher, der sich unser Denken und Wollen untertan macht und uns über uns selbst emporhebt zu dem, von dem das Wort zu uns kommt. So kräftig berührt uns Gott in unserem inwendigen Leben, so wirksam macht er in uns seine Gnade, so schöpferisch offenbart sich der Geist.
Du gründest, Vater, unser Leben nicht auf das Sichtbare, sondern auf das Unsichtbare, auf dich, den Unsichtbaren, auf dein Wirken, das im Verborgenen geschieht, auf deine Gnade, die uns in der Stille des Herzens heimlich besucht. Das ist dein Geheimnis, das wir nicht ergründen; denn es zeugt von dir. Amen. (Adolf Schlatter)

Predigten

Diese Website verwendet Cookies. Durch die Nutzung der Website stimmen Sie dem Speichern von Cookies auf Ihrem Computer zu. Außerdem bestätigen Sie, dass Sie unsere Datenschutzbestimmungen gelesen und verstanden haben. Wenn Sie nicht einverstanden sind, verlassen Sie die Website.Weitere Information
nt/43/johannes_20_29.txt · Zuletzt geändert: von aj
Public Domain Falls nicht anders bezeichnet, ist der Inhalt dieses Wikis unter der folgenden Lizenz veröffentlicht: Public Domain