Johannes 16,33
Andachten
Solches habe Ich mit euch geredet, dass ihr in Mir Frieden habt. In der Welt habt ihr Angst, aber seid getrost. Ich habe die Welt überwunden.
Wandelt uns nicht eine Art Heimweh an, wenn uns der Heiland verspricht, dass wir in ihm Friede haben sollen? In einer Welt voll Unfrieden, voll Angst, voll Krieg, voll Zwietracht, in einer Welt, wo Satan seinen Thron aufgeschlagen hat, verspricht uns der Heiland, dass wir in ihm sollen Friede haben. Ach wie Mancher muss sein ganzes Leben im Unfrieden zubringen! wie Mancher möchte mit dem Psalmisten sagen: es wird meiner Seele lange, zu wohnen unter denen, die den Frieden hassen. Aber siehe da, was der Heiland sagt: in mir habt ihr Frieden; ihr braucht euch nicht so abzumühen und abzukümmern, sucht nur mich, ruht nur nicht, bis ihr mich gefunden habt, so werdet ihr Frieden finden für eure Seelen. Und so ist es auch.
Gewiss, mein Freund hat solche edle Gaben, Die alle Welt mir nicht verschaffen kann. Schau an die Welt, schau ihren Reichtum an, Er kann ja nicht die müden Seelen laben, Mein Jesus tuts, er tuts im Überfluss, Wenn alle Welt zurückstehen muss. Lasst uns diese Gnade nicht versäumen, lasst uns hier nicht schlafen und träumen, sondern wacker sein, dass wir hierin nicht dahintenbleiben. Sollen wir denn allein das haben, unter dem die ganze Menschheit seufzt, die Angst (in der Welt habt ihr Angst)? Ach, nein, wir wollen auch den Frieden, der der ganzen Welt angeboten ist in Jesu, unserem HErrn, den Frieden, durch welchen wir dann die kurze Angst dieser Tage überwinden können. Denn wer den Frieden findet und besitzt in dem Überwinder der Welt, der hat genug auf Zeit und Ewigkeit, der kann das ihm zugeschiedene Teil Plage wohl tragen, ja er erkennt dann in dieser Plage eine heilsame Vorübung auf die Ewigkeit. Schließen wir uns also recht an an den Freund unserer Seelen; lassen wir die gekreuzigte Liebe nicht aus dem Gesicht; je öfter wir vor Jesu Gnadenthron treten, desto offener wird uns der Zugang zu ihm, desto lieblicher geht er uns auf als der helle Morgenstern, desto tiefer kommen wir in seinen Frieden hinein und können das, um was sich die Menschen so sehr plagen, das Sichtbare und Vergängliche, für nichts achten und auf das Unsichtbare sehen. (Ludwig Hofacker)
Er ist unser Friede! ruft Paulus aus. Der Friede und die Liebe, die Er ausgießt durch Seinen Heiligen Geist, ist Sein Friede und Seine Liebe. Darum gibt es einen Frieden nicht nur im Himmel, sondern auch auf Erden, welcher der Friede Gottes heißt, von dem geschrieben steht, er sei höher denn alle Vernunft. So ist alles, was in Gott ist. Sein Friede und Seine Liebe kann genossen, erfahren, empfunden, aber nicht begriffen werden. Wie Seine Liebe, so übersteigt auch Sein Friede alle Erkenntnis. Das ist der Friede, der als eine göttliche Macht Herzen und Sinne bewahrt, dass er in all der Unruhe der Welt fortbesteht, dass er durch nichts in der Welt kann gestört, überwunden, genommen werden. Dieser Friede ist das Kleinod, das mit ihm vom Himmel gekommen, das am Kreuz ganz an Ihm offenbar geworden, das mit Seinem Heiligen Geist von ihm gesandt, in die Herzen und Seelen der Menschen kommt, die an ihn glauben. (Friedrich Mallet)
“Solches habe ich mit euch geredet, dass ihr in mir Frieden habet.“
Je älter einer in seinem Christenleben wird, desto mehr weiß er von dem Frieden in Jesu zu sagen. Dieser im Glauben alle Tage beanspruchte Friede wird ein Kennzeichen für die Ausreifung des Verhältnisses zu Gott. Nur aus solchem Frieden heraus' kann man freudig und gelassen leben, wenn auch genug Tage im äußerlichen Leben kommen, von denen wir sagen müssen, sie gefallen uns nicht. Wie es im Herbst bisweilen nach Regen tagen einen klaren Sonnentag gibt, wo die Luft besonders rein und die Fernsicht besonders deutlich ist - so wirkt der Friede Jesu auf die von Kampf und Tränen müde gewordene Seele. Aber das ist nicht nur Stimmung, das ist bleibender, selten nur gestörter Besitz. - Wer davon hört und nichts davon erlebt hat, der fragt vielleicht: Was soll ich tun, dass ich das auch bekomme? „Solches habe ich mit euch geredet“, sagte Jesus zu seinen Jüngern, „dass ihr in mir Frieden habet.“ Das soll die naturgemäße Wirkung seiner Worte sein, wenn man sie richtig auffasst und im Glauben sich aneignet. Übergib all das schmerzende, stechende Sorgen Jesus; trau seinem Wort wirklich die Wunderwirkung zu und blick nicht mehr auf dich, sondern auf ihn, und du wirst von Tag zu Tag mehr erfahren von der Wirklichkeit des Friedens, den er uns zugesagt hat.
Lieber Herr Jesus, hülle mich in diesen Frieden ein, wie durch Panzer und Schild. Lass ihn in mir quellen und wachsen, dass ich gar nicht mehr aus seiner dauernden Gegenwart herausgeworfen werde. Du bist mein Friede. Amen. (Samuel Keller)
In der Welt habt ihr Angst; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden.
Nicht auf unsre Gefühle verlassen wir uns, nicht auf unser Herz bauen wir unsern Frieden, sondern auf Gottes Wort und Gottes Verheißung. - In meinem Herzen ist Angst, darum halte ich mich an Den, der für mich die Welt mit ihrer Angst überwunden hat. Ich halte mich an Jesu Wort: „Euer Herz erschrecke nicht. Meinen Frieden gebe ich euch. Nicht gebe ich, wie die Welt gibt.“ Ich tröste mich nicht der Stärke meines Glaubens, sondern allein der Barmherzigkeit Gottes. Ich verlasse mich in aller Anfechtung und Angst allein auf die ewige Verheißung Gottes: Es sollen wohl Berge weichen und Hügel hinfallen, aber meine Gnade soll nicht von dir weichen, und der Bund meines Friedens soll nicht hinfallen. Gott ist ein Fels; sein Wort ist wahrhaftig, und was er zusagt, das hält er gewiss. o Herr, getreuer Heiland, du hast es uns zuvor gesagt, in der Welt habt ihr Angst. Lass uns nicht irre werden, wenn auch wir es erfahren. Dass sich aber auch an uns mächtig erweisen die Kraft deines Sieges, dass wir durch dich überwinden die Welt und alle Angst der Welt; lass uns aus aller Anfechtung zum Frieden kommen durch die trostvolle Zuversicht: Ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Fürstentum, noch Gewalt, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes, noch keine andere Kreatur mag uns scheiden von der Liebe Gottes, die in Christo Jesu ist, unserm Herrn. Amen. (Adolf Clemen)
In der Welt habt ihr Angst; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden.
Die Welt, sagt Jesus seinen Jüngern, ist gegen euch; sie unterstützt euch nicht, sondern drängt euch in die Ecke und leistet euch entschlossen Widerstand. Daran haben die Jünger damals, als Jesus es ihnen vor seinem Abschied sagte, nicht gezweifelt. Sie erlebten damals, dass sich alle gegen Jesus verbündeten, die Priester und die Lehrer, die Frommen und das Volk, die Juden und die Römer; mit einem Wort, „die Welt“ war gegen ihn. Damals war dies buchstäblich wahr. Wie steht es aber heute? Gibt es nicht christliche Völker? Sind sie auch der kleinere Teil der Menschheit, so sind sie doch der regsamere und mächtigere Teil derselben. Ist es nun nicht mehr richtig, dass die Welt denen widerstehe, die sich zu Jesus halten? Gilt dies heute nur von einem Teil der Welt, etwa von der heidnischen Welt? Die Erfahrung der Christenheit lehrt aber, dass Jesus nicht nur damals recht hatte, sondern recht hat und recht behalten wird bis zum jüngsten Tag. Auch in unseren christlichen Völkern besteht ein schroffer Gegensatz zwischen dem, was Jesus ist und dem, was wir Menschen sind, zwischen dem, was Jesus über Gott sagt, und dem, was wir über Gott sagen, zwischen dem, was Jesus gebietet, und dem, was wir für uns wünschen und für richtig halten. Zwischen diesen beiden Wegen gibt es keinen Ausgleich und darum bleib das Wort Jesu immer wahr: Keiner sieht euch gern, ihr seid alle unbequem; darum bemüht sich jedermann, dass ihr nichts erreicht. Was wollen wir tun? Wollen wir Frieden schließen und die Waffen niederlegen und zu den anderen sagen: ihr habt recht, Auferstehung gibt es nicht; der Mensch stirbt, und Geist Gottes gibt es nicht; denn das seelische Leben verläuft einzig nach seiner natürlichen Gesetzmäßigkeit, und von der Liebe reden nur die Toren; wer vorankommen will, muss seine Fäuste gebrauchen? Jesus sagt uns aber: habt keine Angst. Haben wir denn die Macht, die Welt zu überwinden? Das wäre wahnsinnige Selbstverblendung. Aber Jesus sagt: Ich habe die Welt überwunden und habe alle ihre Einreden zunichte gemacht und alle ihre Angriffe abgeschlagen. Auch wenn es nicht nur menschliche Waffen waren, mit denen sie focht, sondern die satanische Macht sie in Bewegung brachte, blieb ich unerschüttert, Gott treu bis zum Kreuz, Gott gewiss in der Gottverlassenheit, Gott zum Dienst ergeben, auch als er seinen Sohn nicht schonte. Ich bin Sieger und das genügt für euch. Nun steht fest und bleibt in Mir.
Herr, mach uns Deines Sieges froh. Du bist der Unüberwindliche. Du warfst es in deiner irdischen Gestalt und bist es jetzt in deiner himmlischen Herrlichkeit und wirst es in deiner neuen Offenbarung sein. Lass es uns schauen, dass die Welt nichts gegen uns vermag, weil Du Dich zu uns hältst und das Lichtlein unseres Glaubens mit Deinen schützenden Händen deckst. Amen. (Adolf Schlatter)
In der Welt habt ihr Trübsal, aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden.
Meines Herrn Worte über die Trübsal sind wahr. Ich habe meinen Anteil daran ohne allen Zweifel. Der Dreschflegel ist nicht aufgehangen, und ich kann nicht hoffen, dass er beiseite gelegt wird, so lange ich auf der Dreschtenne liege. Wie kann ich erwarten, in des Feindes Lande daheim zu sein, fröhlich in der Verbannung oder behaglich in der Wüste? Hier ist nicht meine Ruhe. Hier ist der Ort des Schmelzofens, der Schmiede und des Hammers. Meine Erfahrung stimmt mit den Worten meines Herrn überein.
Ich beachte, wie Er mich „getrost sein“ heißt. Ach, ich bin viel zu geneigt, niedergeschlagen zu sein. Mein Mut sinkt bald, wenn ich schwer geprüft werde. Aber ich muss diesem Gefühl nicht nachgeben. Wenn mein Herr mich getrost sein heißt, so darf ich nicht wagen, niedergedrückt zu sein.
Was ist der Grund, den Er zu meiner Ermutigung gebraucht? Nun, es ist sein eigner Sieg. Er sagt: „ich habe die Welt überwunden.“ Sein Kampf war viel schwerer als der meine. Ich habe noch nicht bis aufs Blut widerstanden. Warum verzweifle ich daran, zu überwinden? Sieh, meine Seele, der Feind ist schon einmal überwunden worden! Ich streite mit einem geschlagenen Feind. O Welt, Jesus hat dich schon besiegt, und in mir wird Er dich durch Seine Gnade wiederum überwinden. Deshalb bin ich getrost und singe meinem siegreichen Herrn ein Lied. (Charles Haddon Spurgeon)
“In der Welt habt ihr Angst.“
Fragst du nach dem Grund dieser göttlichen Anordnung, lieber Leser? Schau über dich hinauf zu deinem himmlischen Vater und siehe, wie rein und heilig Er ist. Weißt du, dass du eines Tages Ihm gleich sein wirst? Wirst du ohne Mühe seinem Ebenbilde gleich werden können? Wirst du nicht müssen durchläutert werden im Ofen der Trübsal, damit du gereinigt werdest? Wird es dir etwas Leichtes sein, aus deinem Verderben los zu kommen und vollkommen gemacht zu werden, gleichwie dein Vater im Himmel vollkommen ist? Und dann, lieber Christ, wende deinen Blick unter dich. Weißt du, was für Feinde dir auflauern? Du warst einst ein Knecht und Untertan Satans; und kein König lässt gern seine Untertanen fahren. Meinst du, der Satan werde dich unangefochten lassen? Nein, er wird sich jederzeit an dich machen, denn er „geht umher wie ein brüllender Löwe und suchet, welchen er verschlinge.“ Darum mache dich auf Trübsal gefasst, lieber Christ, wenn du unter dich blickst. Und weiter schau um dich. Wo bist du? Du stehst in Feindesland als ein Fremdling und Flüchtling. Die Welt ist nicht dein Freund. Wenn sie es wäre, denn wärest du Gottes Freund nicht; denn wer der Welt Freund ist, ist Gottes Feind. Zähle darauf, dass du überall Feinden begegnest. Wenn du schläfst, so wisse, dass du auf dem Schlachtfelde ruhst; wenn du umhergehst, so nimm dich bei jedem Gebüsch vor einem Hinterhalt in Acht. Gleichwie die Moskitos, wie man sagt, die Fremden heftiger belästigen als die Einheimischen, so werden auch die Trübsale dieser Welt dir am härtesten zusetzen. Endlich schaue in dich, in dein eigenes Herz, und siehe zu, was du da findest. Sünde und Selbstsucht wohnen noch immer darin. Ach! wenn du keinen Satan hättest, der dich versucht, keine Feinde, die dich anlaufen, und keine Welt, die dich lockt, so fändest du in dir selber Böses genug, was dir Kummer und Kreuz bereitet, denn „das Herz ist ein trotziges und verzagtes Ding, wer kann es ergründen?“ So mache dich denn auf Trübsal gefasst, aber verzweifle nicht darüber, denn Gott ist mit dir, um dir zu helfen und dich zu stärken. Er hat gesagt: „Ich bin bei dir in der Not, ich will dich herausreißen und zu Ehren machen.“
„Hab‘ Geduld, bis die Huld
Deines Vaters eilet
Und das Herz dir heilet.“ (Charles Haddon Spurgeon)