Sie befinden sich hier: Andachtsbibel » nt » Lukasevangelium » Lukas 9,30
Zuletzt angesehen: Lukas 19 Lukas 9,30

Lukas 9,30

Lukas 9,30

Andachten

Und siehe, zween Männer redeten mit ihm, welche waren Moses und Elias.
„Was soll uns eigentlich diese Geschichte von der Verklärung?“ so hört man oft fragen. Wir schweigen von den kritischen Zweiflern, die kopfschüttelnd erklären, es sei ihnen darin des Wunderbaren gar zu viel. Aber auch manche ernste praktische Christen meinen, hier sei nichts, was uns zum Vorbild dienen könne, darum habe dieser Vorgang keine Bedeutung. Ihnen wird das Folgende Antwort geben; und nicht minder Denen, die da sagen: Selbst für Jesum war dieses Ereignis bedeutungslos, da er doch nicht in diesem verklärten Zustand blieb, sondern in die tiefste Erniedrigung und in die Schmerzensfluten des grauenvollsten Todes hinabsteigen musste. Aber wir antworten: Grade weil das bevorstand, grade deswegen hat der Vater an seinem Kind noch einmal alle seine Liebe und Herrlichkeit offenbart. So wurde es Jesu leichter, in der scheinbaren Gottverlassenheit dennoch festzuhalten: „der Vater ist bei mir“, und durch das furchtbare „kreuzige, kreuzige!“ hindurch hörte er herzstärkend immer noch die Stimme seines Vaters „dies ist mein lieber Sohn“; in den Staub heruntergetreten wie ein Wurm dachte er zurück an das, was auf Tabor geschehen war, und zweifelte nicht: „dennoch wird in mir Himmel und Erde, Gottheit und Menschheit vereinigt, verklärt und erneuert werden, wie auf dem Tabor im Vorbild geschehen ist“. Die Taborstunden waren die Vorbereitung, die Ausrüstung und die Stärkung für die Karfreitagsstunden.

Wie eine Mutter ihrem Sohn, der in einen Weg bitteren Leides und tiefer Schmerzen hineinzieht, ihre Liebe und Teilnahme auf alle erdenkliche Weise durch Worte und Werke beweist, so innig, wie sie's vorher nie tat und nie konnte; - wie ein Vater einen solchen Sohn wohl einen Blick tun lässt in die Erbschaft und das zukünftige Glück, das er ihm bereitet hat, was sonst mitnichten geschehen wäre, - so tut auch Gott der Vater mit seinem Kind. Manche, die dieses lesen, werden auch von solcher heiligen Gotteszärtlichkeit zu sagen wissen. Sie können davon berichten, wie wunderbar sie der treue fürsorgende Gott oft erquickt hat, sei es in äußerlicher oder innerlicher Weise oder sei es auf beiderlei Art; wie Er sie schmecken und sehen, greifen und fühlen ließ seine Holdseligkeit und Freundlichkeit, so dass ihr Herz und Mund voll Lobgesang waren. Bald nachher aber rauschten die Wasser der Trübsal und Anfechtung um die zitternde Seele. Jene absonderliche Erquickung aber war geschehen, damit das matte Herz nicht irre werde an seinem Gott in den schweren Tagen, nicht verzage in der Züchtigung, sondern sprechen könne: „Er ist doch mein Gott und mein Vater; ich habe seine Liebe zu mächtig erfahren; das soll kein Feind mir rauben“.

„Ja, ja,“ höre ich sagen, das ist Alles gut und schön, aber das lässt sich doch nicht auf Jesum anwenden; bei Ihm war doch keine Gefahr des Irrewerdens; allzu menschlich redest du von Ihm.“ - Zu menschlich? Ist's dir zu menschlich, mir kann's nie zu menschlich sein, wenn nur seine Heiligkeit nicht angetastet wird. Desto menschlicher, desto tröstlicher! Meinst du nicht, dass Jesus solcher Tröstung und himmlischen Liebkosung bedurft habe? Nun, dann höre doch nur, wie er jammert im Anblick der Leidenstaufe: „Mir ist so bange, bis sie vollendet werde!“ höre wie er wehklagt: „Jetzt ist meine Seele erschüttert und was soll ich sagen: Vater, rette mich aus dieser Stunde?“ - höre, wie er in Gethsemane von Blutschweiß bedeckt im Staub mit dem Vater ringt: „Vater, ist's möglich, so gehe der Kelch vorüber!“ - höre, wie er sogar trotz der Taborstunden in seinem Kreuzesleiden ruft: „Mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ - siehe, dann verstehst du, warum die Taborstunden sein mussten, dann geht dir wohl ein neues Licht auf über der Gestalt deines Heilandes, der des Trostes eben so bedürftig war, wie du armes, schwaches, leidensscheues Menschenkind und sich nur in heiliger Mitleidigkeit zu deinen Schmerzen herunterneigt.

Mitleidender Immanuel,
Es ist mein Leben, Leib und Seel'
Voll Mängel und Gebrechen;
Doch ist dein Herz aus voller Gnad',
Willst weder Sünd' noch Missetat
Am armen Staube rächen.
Deine, reine Mutterliebe
Steht im Triebe
Not zu heben,
Täglich reichlich zu vergeben. (Otto Funcke)

Predigten

Diese Website verwendet Cookies. Durch die Nutzung der Website stimmen Sie dem Speichern von Cookies auf Ihrem Computer zu. Außerdem bestätigen Sie, dass Sie unsere Datenschutzbestimmungen gelesen und verstanden haben. Wenn Sie nicht einverstanden sind, verlassen Sie die Website.Weitere Information
nt/42/lukas_9_30.txt · Zuletzt geändert: von aj
Public Domain Falls nicht anders bezeichnet, ist der Inhalt dieses Wikis unter der folgenden Lizenz veröffentlicht: Public Domain