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Lukas 2,30

Lukas 2,30

Andachten

Aber das Kind wuchs, und ward stark im Geist, voller Weisheit; und Gottes Gnade war bei ihm.
Das ist der kurze Bericht über die leibliche und geistige Entwicklung des Jesusknaben in den zwölf ersten Lebensjahren. Was darin gesagt wird, ist zunächst, dass der Knabe wuchs und zwar so wie jedes andere nach Leib und Seele gesunde Kind wuchs und wachsen musste. Was das sagen will, darüber würde wohl am besten eine junge Mutter Erklärung geben. Aber Jeder, der Kinder hat, weiß, was das mit sich bringt, bis so ein menschliches Geschöpf einen Zahn nach dem andern bekommen hat, bis es regelrecht und standfest ein Beinchen vor das andere setzen kann, bis aus dem Laut ein Wort, aus den Worten ein Satz geworden ist usw. Durch alle Stufen der leiblichen Entwicklung hat Jesus hindurchgehen müssen und keine überspringen dürfen. Und nicht anders war's in seinem geistigen, ja auch in seinem religiösen Leben, nur dass alles ohne innere und äußere Trübung, unter dem Sonnenschein göttlicher Gnade und geheiligter Mutterliebe vorwärts ging. „Gottes Gnade war mit ihm,“ in einer ganz eigentümlichen und einzigen Art und Weise. Auch das Jesuskind hatte mit der Sünde zu kämpfen, aber er ist ihr nie unterlegen. Wie bei keinem andern Menschen wirkten auf ihn und in ihm himmlische Geistes- und Lebenskräfte und diesen schloss er fort und fort sein ganzes Herz auf. Staunend wird Maria da geschaut haben, aber gewiss hat sie nicht, auch nicht einmal andeutend, dem Kind das Geheimnis seiner Geburt verraten. Damit hätte sie alle kindliche Unbefangenheit bis auf den Grund zerstört. Jesus wusste nicht anders, als dass Joseph sein Vater sei; auch dem zwölfjährigen Knaben im Tempel sagt seine Mutter: „dein Vater und ich haben dich mit Schmerzen gesucht“. Maria hat es in keuscher Weisheit dem Geist Gottes überlassen, das Geheimnis zu lüften. Erst ganz allmählig erkannte Jesus sich selbst, von Innen her durch göttliche Zeugnisse belehrt. - Wenn uns über die zwölf ersten Lebensjahre Christi weiter nichts berichtet wird, so bezeugt eben dieses Schweigen deutlich genug, dass auch nichts Besonderes, in die Augen Fallendes, geschehen ist. Dass das Kind keine Wunder getan hat, wie gewisse Fabelbücher erzählen, darüber braucht man verständigen Menschen gegenüber weiter kein Wort zu verlieren. Wie Kinder sich freuen, so freute er sich, wie sie wachsen, lernen, ein wenig arbeiten, helfen, spielen, dienen, so war's auch bei Jesu. Auf seiner holden Mutter Knieen sitzend lernte das Kind die ersten Worte reden, in ihren seelenvollen Augen schaute er entzückt mehr als irdische Freude und irdischen Frieden, von ihren holdseligen Lippen lernte er die ersten Gebete in Psalmenworten und begeistert senkte sie in sein lauschendes Herz die heiligen Geschichten, wie Jehova mit seinem Volk geredet und gehandelt in alten Tagen und was Er Israel verheißen habe auf die Zeit der Erfüllung. O welche Wonne musste es sein, solch ein Kind zu unterweisen in den Wegen des Herrn. Es gibt ja überhaupt für den wahren Gottesfreund kaum ein lieblicheres Werk, kaum ein Werk, das mehr Freude und Erquickung, Anregung und selige Beschämung mit sich bringt, als dies: himmlische Worte in die Seelen der Kinder zu pflanzen. Aber nun gar in die Seele eines von aller Unart freien Kindes!

Ja, wahrlich, wenn man kühn behaupten kann, dass nie ein Kind auf Erden eine solche Mutter hatte, so kann man mit noch größerem Recht sagen: „Nie hatte eine Mutter solch ein Kind. Nie ein Kind, das sich so harmonisch entfaltete, das sich auf jeder Stufe seiner Entwicklung so wunderbar aufschloss; nie ein Kind von so hohen, edlen Gaben, so reich an Frieden und an jauchzender Freude und doch so heilig und sinnend zugleich. So hing nie ein Kind an seiner Mutter Lippen, so forschte und fragte nie ein Kind, so dankbar, so hingebend war nie ein Kind. Maria war die erste und letzte Mutter, die ihr Kind sich entwickeln sah, ohne dass eine trübe Stunde in der Erziehung kam. O seliges Weib, die nie eine Träne zu weinen brauchte über ihres Kindes Unarten! Seliges Weib, die nicht zu sehen brauchte, wie die eigene Sünde in dem Kind auferstand. Selige Mutter, die nie eine Träne zerdrücken musste über ihres Kindes Undankbarkeit oder Lieblosigkeit, die niemals den bitteren Schmerz hatte, dass sie gegen ihr Kind die Rute aufheben musste. Ja, in diesem stillen, geringen Zimmermannshaus in Nazareth erwuchs unscheinbar aber mächtig der Anfänger und Vollender einer neuen Menschheit. Seliger noch als des Heilandes leibliche Mutter zu sein, ist es: ein wahrhaftiger Rebe an diesem himmlischen Weinstock zu heißen und in ihm zu bleiben.

Wer ist wohl, wie Du,
Jesu, süße Ruh'?
Unter Vielen auserkoren,
Leben Derer, die verloren,
Und ihr Licht dazu,
Jesu, süße Ruh'!

Deines Geistes Trieb
In die Seele gib,
Dass ich wachen mög und beten,
Freudig vor dein Antlitz treten;
Ungefärbte Lieb'
In die Seele gib. (Otto Funcke)

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nt/42/lukas_2_40.txt · Zuletzt geändert: von aj
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