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Lukas 18,13

Lukas 18,13

Andachten

Der Zöllner stand von ferne, wollte auch seine Augen nicht aufheben gen Himmel, sondern schlug an seine Brust und sprach: „Gott sei mir Sünder gnädig. „ Ich sage euch: dieser ging hinab gerechtfertigt in sein Haus vor jenem.
Wenn wir uns in unserer frommen Haltung wohlgefallen, kann uns der Gedanke anfechten, Jesus habe hier den Weg, der zur Gerechtigkeit vor Gott führt, breit gemacht, da er den schmerzhaften Rückblick auf das Finster, was geschehen ist, und das kurze Gebetlein, das Gott die Verschuldung gesteht, mit dem Freispruch beantwortet hat, der aus dem Bereuenden den Gerechtfertigten macht. Aber der Gedanke, das sei ein leichter Weg zu Gott, wäre falsch; hier hat vielmehr Gottes schwerer Schlag einen Menschen getroffen und ihn mit Wucht zerbrochen. Bis der Geschäftsmann aus seinem Büro herausgejagt war, weg von seiner Kasse und weg von seinen Rechnungen, bis er sich zum Gang in den Tempel entschloss zu dem, den er im Tumult des gierigen Erwerbens und im Taumel der wilden Lust lange vergessen hat, bis er, der vornehme, von jedermann geehrte Mann, als der Büßende vor Gott stand, mit den weit geöffneten Augen, die seine Untaten sehen mussten, über die er doch längst die dichten Hüllen bereitet hatte, bis alle seine Versuche, sich zu behaupten und selbst zu rechtfertigen, zerschlagen waren, ist vieles geschehen, ein harter Kampf des Menschen, bei dem er mit List und Trotz alle seine Kräfte verzehrte, bis er zusammenbrach und ein gewaltiges göttliches Werk, zu dem das Wort des Propheten passt: Du hast mir Mühe gemacht mit deinen Sünden. Darum handelt nun Jesus nach seinem Amt, das ihn beruft, das Werk des Vaters zu vollenden. Den Freispruch kann sich der Zöllner nicht selber geben. Er muss mit der Last der Schuld und mit der Pein der Buße zurückkehren in sein Haus. Jesus aber bringt zur Vollendung, was der Vater begonnen hat, und sagt dem, der schuldig ward und um Gnade bat: Du bist gerechtfertigt. Gab es denn etwas Gerechtes an dem, was er tat? Er verurteilte sich und damit gehorchte er der Wahrheit; doch das ist erst der Anfang seiner Aufrichtung. Er kam zu Gott; das ist für uns der rechte Weg. Er kam zu Gottes vergebenden Barmherzigkeit. Das ist das, was wir Menschen tun können, um Gott die Ehre zu geben. Mehr können wir nicht. Wir brauchen nun den, der uns die Antwort auf unser Bitten gibt. Er ist aber da. Gott schweigt nicht; er hat gesprochen. Er spricht zu uns allen durch Jesus und er spricht uns durch Ihn frei. Nun kommt die Buße zu ihrem Ziel; denn nun kommt zu ihr der Glaube hinzu.
Dafür will ich, Herr Gott, Dich loben und alle, soweit ich kann, herbeirufen, Dich zu loben, Dich, der Du uns krönst mit Gnade und Barmherzigkeit. Amen. (Adolf Schlatter)


Das Gegenstück des Pharisäers, ein Bild wahrer Buße. Die Sinnesänderung geht vor der Lebensveränderung, und fängt an mit gründlicher Erkenntnis der Sünde. Das Gewissen hat einen Schlag erhalten, der ein allgemeines Erwachen hervorbringt. Die falsche Ruhe ist aus, die Pfeile Gottes stecken im Herzen, und nun weiche Einer aus, wenn er kann. Der Zöllner hat nicht mehr Zeit, sich mit andern Menschen zu vergleichen, es brennt so sehr in seinem eigenen Gewissen, dass er meint, alle Augen seien auf ihn gerichtet, und als tue sich der Boden auf unter seinen Füßen. Und wo Erkenntnis der Sünde ist, da ist auch Bekenntnis derselben. Es treibt den Zöllner in einen Winkel, da möchte er alle seine blutroten Sünden aus, schütten, und sein Elend bricht aus in dem Schrei: Gott sei mir Sünder gnädig. Da ich es verschweigen wollte, sagt David, verschmachteten meine Gebeine durch mein täglich Heulen. Denn deine Hand war schwer auf mir, dass mein Saft vertrocknete, wie es im Sommer dürre wird. Wo es aber zu einem Bekennen kommt, da kommt auch der Friede wie ein Wasserstrom, und die Gerechtigkeit wie Meereswellen. Die göttliche Traurigkeit wirkt eine Reue, die niemanden gereuet. In diesem Zustand fleht Gott den Zöllner. Der arme Mensch schreit nur nach Gnade; er denkt nicht an den üblen Ruf, den er sich vor den Menschen gemacht hat; Friede mit Gott ist ihm vor der Hand Alles. Welch ein inhaltreiches Gebet: Gott sei mir Sünder gnädig! Das ganze Werk der Buße kommt hier ans Licht. Die Sünde ist erkannt, gerichtet, gehasst, der verlorene Sohn hat sich auf den Weg gemacht, und in seinem namenlosen Elend lebt doch noch die Hoffnung: dein Vater ist immer noch dein Vater. (Friedrich Lobstein)


Und der Zöllner stand von ferne, wollte auch seine Augen nicht aufheben gen Himmel, sondern schlug an seine Brust und sprach: Gott sei mir Sünder gnädig.
Damit jene, welche sich selbst vermaßen, noch errettet würden von dem Irrtum ihres Weges, sagt ihnen der Herr das Gleichnis vom Pharisäer und Zöllner. In der kurzen Geschichte des Zöllners war jenen Pharisäern, die um den Herrn herum standen, das Recept für ihre eigene Krankheit geschrieben. Und auch für uns hat der Herr das Gleichnis erzählt. Jerusalem ist zwar in Trümmer gefallen, der Tempel ist zerstört, es ist kein Stein auf dem andern geblieben; denn das ganze Volk hatte sich vermessen. Es sollte uns recht schwer werden, in den Ruinen das Winkelchen zu suchen, wo der Zöllner gestanden haben mag. Aber hin müssen wir doch an die Stätte. Messen müssen wir uns doch, wie sich der Zöllner gemessen hat. Dieselben drei großen Stücke, welche durch sein Herz und Leben gegangen sind, Buße, Glaube und Rechtfertigung, müssen auch durch unser Herz und Leben gehen. Darum wollen wir den Mann, der dort im Winkel steht, heute recht in den Vordergrund nehmen. Und dem, welcher seine Augen nicht wagt aufzuschlagen, dem wollen wir nicht allein in die Augen, sondern auch in das Herz sehen. Ach, wollte Gott, dass wir so einig und so innig mit ihm zusammenkämen, dass wir sagen könnten: „Ich bin es selbst!“

Dazu hilf du uns, Herr Jesu Christ. Du hast dort das Gleichnis erzählt. Wie weit es dort zur Tat geworden ist, wie weit dort unter deinem Wort Einer oder der Andere hingeflüchtet ist in den stillen Winkel der Demut, das wissen wir nicht. Erbarme dich unser, dass es in uns Wahrheit werde. Lass vor uns aufgehen deine Herrlichkeit, Heiligkeit und Gerechtigkeit, wie helles Sonnenlicht.

Schlage nieder den Trug der stolzen Meinung, welche wir von uns selber haben. Herr, wenn wir dann klein geworden sind, wenn wir dann das geworden sind, was wir wirklich sind: dann schenke du uns auch das, was du wirklich bist, nämlich Gerechtigkeit, Gnade, Friede und Freude in dem heiligen Geist. Amen. (Friedrich Ahlfeld)

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