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Matthäus 9,2

Matthäus 9,2

Andachten

Da nun Jesus ihren Glauben sah, sprach er zu dem Gichtbrüchigen: sei getrost, mein Sohn, deine Sünden sind dir vergeben.
Es hat schon Viele gegeben, die sich lange und ängstlich bemüht haben, ein solches Trostwort in ihrem Herzen zu vernehmen, wie der Heiland eines zum Gichtbrüchigen sprach; sie haben sich abgekümmert und die Vergebung ihrer Sünden nicht glauben wollen, weil sie eigensinnig darauf bestanden sind, es müsse ihnen in ihrem Innern vom Heiland zugerufen werden: „Sei getrost mein Sohn, meine Tochter, deine Sünden sind dir vergeben!“ oder ein anderes ähnliches Wort, und sie haben sich mit diesem Eigensinn manchen Monat, vielleicht manches Jahr unnötiger Weise verkümmert, die sie hätten können in der Freiheit der Kinder Gottes und los vom bösen Gewissen zubringen. Aber darauf sind wir nicht angewiesen. „Gleichwie Moses eine Schlange erhöht hat in der Wüste, so ist des Menschen Sohn erhöht worden, auf dass Alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.“ So sagt das Wort Gottes. Wir sollen hinaufblicken auf den am Kreuz erhöhten Jesus, und sollen so lang hinaufblicken, bis es uns gegeben wird, zu glauben, dass unsere und aller Welt Sünde dort abgetan sei. Dies ist der Weg, den uns Gott vorgeschrieben hat zu unserer Rechtfertigung vor ihm und zu dem Genuss der neutestamentlichen Gnade, wie es auch in einem alten Lied heißt:

Lass uns in deiner Nägel Mal
Erblicken uns're Gnadenwahl.

Hier liegt die Vergebung der Sünden.

O, wie wohl wird es einem Herzen, wenn ihm gegeben wird, seinen Versöhner im Glauben zu erblicken! Wie brünstig liebend sieht es hinauf an dem treuen Heiland, wie zerflossen setzt es sich hin an den Marterleichnam Christi, und findet in den Wunden des Sohnes Gottes, in seinem blutigen, bleichen Antlitz alle seine Sünden, aber auch die Versöhnung für alle seine Sünden, Gnade und Freiheit! Da wird der Gekreuzigte recht groß und unentbehrlich; man erfasst ihn mit seinen Glaubenshänden immer inniger; man drückt ihn immer liebender an das Herz; man sieht immer deutlicher in seinem Tod den ganzen Reichtum seiner Erbarmungen; man schickt sich immer mehr an, in die Gemeinschaft seines Leidens und Todes einzugehen; man findet Alles in ihm. Das ist die Übung des Glaubens in dieser Welt. So wird die Sünde getötet; so kommt man zur Freiheit der Kinder Gottes; so lebt man in der Versöhnung, in der täglichen Vergebung der Sünden, weil man in Christo lebt, und Christus ist die Vergebung der Sünden. (Ludwig Hofacker)


Sei getrost, mein Sohn, dir sind deine Sünden vergeben.*
Diese Worte Christi, die von unendlicher Süßigkeit sind, müssen weiter ausgeführt werden. Zuerst spricht Er: Mein Sohn. Ernennet ihn einen Sohn, da Er ihn doch als einen Sünder beschreibet, wenn Er spricht: Deine Sünden. Wie ist er sein Sohn, da er ein Sünder ist? Wer mag dieses zusammenreimen? Vielleicht wird es Einer, der mit dem Gesetze umgeht, ein Philosophus, ein Mönch, oder die Vernunft tun? Alle diese werden den Ausspruch tun: Das sind unmögliche Dinge, ein Sohn heißen, und zugleich und auf einmal ein Sünder sein. Aber der Glaube reimet es also zusammen, dass es zweierlei Sünder gibt: Ein geängsteter und zerschlagener Sünder, der der Sünde gerne los sein möchte, der ist ein Sohn. Ein sicherer Sünder aber, und der seine Sünde nicht erkennt, sondern sich gerecht zu sein dünkt, ist ein Feind und ein Teufel. Jener wird aufgerichtet, dieser aber gestraft. Zum andern heißt es: Sei getrost, habe einen Mut, sei stark. Er braucht nicht das Wort „glauben“, sondern ein weit nachdrücklicheres und prächtigeres: „Sei kühne, unverzagt, unerschrocken.“ Ob dich gleich die Sünden kleinmütig machen und darniedergeschlagen, so weiche du doch nicht dem Übel, sondern gehe demselben desto mutiger entgegen. Richte dich auf und sei kühne. Hier siehe den gelehrtesten Arzt, wie schön und gewiss Er die Krankheiten eines geängsteten Gewissens weiß. Er spricht: Ich sehe, dass du zitterst und erschrocken bist, und dass du nicht Mut genug hast, auf Hilfe zu hoffen, als welches deine Sünden machen. Und wenn sie dich auch kleinmütig und verzweifelnd machen, so fasse doch was Anders ins Herz, als deine Sünden; höre mich. Zum dritten spricht Er: Deine Sünden sind dir vergeben. Ehe, denn Er die Krankheit der Gicht heilet, so macht Er es, wie ein vollkommener Arzt, und nimmt erstlich, wie man sagt, die Ursachen der Krankheit hinweg, nämlich die Sünde. Als wollte Er sagen: Es ist leichte, eine Krankheit des Lebens zu heilen, wenn die Krankheit der Seelen hinweggenommen wird, welche die Ursache von der leiblichen Krankheit ist. Derwegen heilet und richtet Er zuerst das Gemüt auf, und nachdem das Gemüt aufgerichtet ist, so ist der Leib mehr, als um die Hälfte aufgerichtet. Es liegt aber ein Nachdruck im Worte: „sie sind vergeben“, nämlich, dass kein Mensch von Sünden könne befreit werden, ohne durch die Vergebung dererselben. Wo aber Vergebung ist, da ist keine Genugtuung oder Verdienst, sondern eine freiwillige Schenkung, und die umsonst geschieht. Und das ist die Lehre des Evangelii, was der entgegenstehet, das sind Lehren des Gesetzes. Zum vierten muss man das Wort: „dir, deine“, einschärfen, als womit zweierlei geschieht. Fürs erste wird bekräftiget, dass du ein Sünder seist, weil die Vergebung dir geschieht und es eine Vergebung deiner Sunden ist. Zum andern, dass du wissest, dass sie nicht einem Andern, sondern dir geschenkt werden, das ist, dass du nicht gedenkst an St. Petrum, oder Jesaiam, sondern an dich; dich, Sünder, sage ich, geht diese evangelische Stimme an. (Martin Luther) —-
Sei getrost, mein Sohn, deine Sünden sind dir vergeben.
So sprach der Herr zu dem Gichtbrüchigen, der zu ihm gekommen war. Ohne Zweifel brachte man ihn zum Heiland, dass er ihn zunächst heile; der Herr sieht aber ein tieferes Bedürfnis bei ihm als Heilung des Leibes: er hatte keinen Frieden mit Gott. Von wie vielen Kranken gilt dasselbe! Nicht Heilung des Leibes ist es, was sie zuerst bedürfen; nicht einmal Geduld ist es, in der sie Gott zunächst üben will. Er hat sie in die Stille geführt, damit sie zu sich selber kommen und das tiefste Bedürfnis ihres Herzens erkennen sollen. Wohl den Kranken, die ihren Gott mit aufrichtigem Herzen fragen: was hast Du mir zu sagen? O, er hat uns Manches zu sagen. Vielleicht hat er dir zu sagen, dass du dir keine Zeit genommen hast zum Seligwerden; nun legt er dich hin, und gibt dir Zeit. Vielleicht hast du allerlei Unordnung in deinem Herzen und Leben einreißen lassen; es muss anders mit dir werden, und darum führt er sich in die Stille. Lass dir nicht den Arzt, die Arznei, den Kurort die Hauptsache sein; Lass dir den Herrn Jesum für immer die Hauptsache werden; denn nur dann machst du eine gute Kur. Was nützt dir des Leibes Gesundheit, wenn du nicht mit deinem Gott im Reinen bist? Lieber krank sein mit dem Heiland, als gesund ohne ihn. Jede Krankheit erinnert uns an unser Ende, und wenn wir dann nicht Vergebung der Sünden haben, so sind wir verloren. Seien wir daher nicht zu eilig, die Kranken gesund beten zu helfen, sondern blicken wir tiefer, damit wir ihnen Handreichung für Seele und Leib bieten können. Lieber Vater im Himmel! Du bist treu und suchst Heim auf allerlei Weise, um uns zu Dir zu ziehen. Hilf mir, Dich zu verstehen und Deine Gemeinschaft höher zu achten, als das Leben. Amen. (Elias Schrenk) —-
Jesus sprach zum Gichtbrüchigen: „Sei getrost, mein Sohn, deine Sünden sind dir vergeben.“ Und siehe, etliche unter den Schriftgelehrten sprachen bei sich selbst: „Dieser lästert Gott.“
Da uns die Ordnung unseres Gottesdienstes zur Beichte verpflichtet, so haben wir alle oft gehört: „Dir sind deine Sünden vergeben.“ Hätten wir bei uns Schriftgelehrte, wie sie vor Jesus saßen, die mit Ernst für Gottes Gebot und Ehre eiferten, so würden sie auch dazu sagen, das sei nicht Evangelium, sondern Lästerung; wenn wir unsere Sünden für vergeben erklären, so duldeten wir das Böse, und wer das Böse dulde, der erzeuge es. Sünde sei das, was nicht geschehen darf, weil es Gott gegen sich hat. Wenn wir das nach unserem Gutdünken für beseitigt erklären, so wäre auch dies schon Sünde; wenn wir aber in Gottes Namen mit Berufung auf Gott so handelten, so machten wir Gott zum Freund des Bösen und dies sei Lästerung. Diese Einrede ist ernst genug, so dass wir für sie eine klare Antwort haben müssen. Wenn ich selbst mich mit meinem Bösen versöhne, etwa weil ich nicht nur Schlechtes, sondern auch Gutes in meinem Leben finde, oder weil ich es bereue, oder weil ich nicht nur sündige, sondern daneben auch noch gläubig bin, das ist unzweifelhaft Sünde und ihre Befestigung und Vollendung. Daran darf sich kein Zweifel hängen, dass Gott vergibt, er allein, und die Frage, die ihre klare Antwort bekommen muss, ist die: Hat Gott mir vergeben? War es Gott, der damals dem Gichtbrüchigen vergab? Jesus sagt: Ja, Gott vergibt, und er nennt es nicht ein Geheimnis, das im Himmel verschlossen blieb; vielmehr hat der Menschensohn auf der Erde die Vollmacht, die Sünden zu vergeben. Daran, dass Jesus bei uns ist, Jesus zu uns spricht, Jesus uns seinen Tisch bereitet, Jesus für uns starb und für uns lebt, daran sehe ich, dass Gott mir vergeben hat. Das ist das Ende der Feindschaft, die Aufhebung der Entzweiung, die Wiederherstellung der Gemeinschaft, die den Verschuldeten suchende Liebe. Wenn ich zweifle, ob mir vergeben sei, so zweifle ich, ob Jesus zu uns gekommen sei, und wenn ich in der Beichte höre: eure Sünden sind euch vergeben, so vernehme ich die Botschaft Jesu, nichts anderes, als was mir die Weihnacht sagt, dass Christus geboren ist, und was ich am Karfreitag vernehme, dass er gestorben ist, und was ich am Ostertag höre, dass Er auferstanden ist. Was muss ich also tun, um die Vergebung zu empfangen und zu bewahren? Kommt zu mir, hat Jesus gesagt, und bleibt in mir. Das ist die Weise, wie uns Gott vergibt.
Vater, Du weißt, was wir bedürfen, ehe wir reden und bitten. Du weißt, dass wir Dein Vergeben bedürfen. Weil Du es uns gibst, suche ich es bei Dir und sage Dir Dank, dass ich es bei Dir suchen und empfangen darf. Amen. (Adolf Schlatter) —-
Da nun Jesus ihren Glauben sah, sprach er zu dem Gichtbrüchigen: Sei getrost mein Sohn; deine Sünden sind dir vergeben.
Sieh, der Heiland hebt und heilt zuerst die Seelengicht, die innere Krankheit zu zeigen, dass dieses eigentlich der Zweck seines Kommens war und ist, dass er ein Arzt der Seele, ein Heiland der Sünder, und nicht als Leibesarzt in die Welt gekommen sei, zu zeigen, dass die Menschen zuerst auf ihre Seelenkrankheiten aufmerksam und bekümmert sein sollen. Darum hatte der Gichtbrüchige und seine Träger gar nicht gebeten, aber Jesus will sie lehren und ihnen sagen: Der arme Mann hat ein noch viel schlimmeres Übel in seiner Seele, als die Gicht am Leibe ist. Um die Heilung dieser Krankheit hättet ihr zuerst bitten sollen. Aber so sind die Menschen, die armen sie wissen nicht, was ihnen eigentlich fehlt. Sie fühlen jeden Schmerz, jedes Übelbefinden des Leibes, und klagen viel, aber den rechten Schmerz und das wahre Übelbefinden kennen und fühlen sie selten. Das muss ihnen der Heiland erst aufdecken; wenn er den Puls fühlt, so kommt die wahre Krankheit erst zum Vorschein. Wo aber der Heiland die Krankheit aufdeckt, kann und will er sie auch zugleich heilen. Er schreckt den Kranken nicht, er ruft ihm gleich zu: „Sei getrost, mein Sohn!“ Wort aus Jesu Munde, wer dich hört, ist selig! Um solch ein Wörtchen sollte man ja bis Jerusalem auf den Knien kriechen. Es wäre es ja wohl wert. Nun darfst du nicht so weit darum wallfahrten. Er ist dir nahe; du darfst dich nur zu seinen Füßen werfen, wo du stehst oder gehst, nur im Geist dich vor ihm beugen, wo du gerade des Trostes bedarfst, darfst nur mit ganzer Seele voll Reue und voll Glauben dich vor ihm hinwerfen. Sobald er deinen Glauben sieht, deine Reue, deine Trostbedürftigkeit, so spricht er auch dir ins zerknirschte, gläubige Herz: Sei getrost, mein Sohn, meine Tochter! Er sah den Glauben der Träger und des Kranken. Wie kann man den Glauben, der im Herzen und unsichtbar ist, sehen? O ja, man kann ihn sehen, er schaut überall heraus, wo er inwendig lebt und wirkt. Er bricht durch, wie ein verborgenes Feuer, er belebt den ganzen Menschen und gibt ihm einen ganz eigenen Ausdruck. Der Gläubige sieht ganz anders aus und drein, gebärdet sich, steht und geht anders als der Ungläubige, besonders wenn er Vergebung der Sünden sucht. Der Heiland konnte es ihnen also wohl auch äußerlich ansehen und abfühlen, dass sie Glauben hatten, dass sie Vergebung, Heilung, Gnade bei ihm suchten und zuversichtlich erwarteten. Wie sieht's mit deinem Glauben aus? machst du ein gläubiges oder ungläubiges Gesicht? Wie stellst du dich besonders im Gebete vor deinen Heiland hin? Denke daran, wie du betest; denke daran, an das Wort: Als er ihren Glauben sah.“ Frage dich: Sieht er auch wohl bei mir etwas von Glauben? Sieht er den an dir, so ist dir geholfen, denn seine Augen sehen nur nach dem Glauben; wo er den findet, da ist sogleich Hilfe, Trost, Gnade und alles da, was der Glaube glaubt und will. O du kleingläubiges Herz! Warum glaubst du nicht mehr? Lass doch deinen Heiland Glauben sehen! (Johannes Evangelista Gossner) —-
Siehe, da brachten sie einen Gichtbrüchigen zu Jesu, der lag auf einem Bette.
Es scheint der Kranke ein recht alter Patient gewesen zu sein. Es gehört lange Zeit dazu, ehe die Gicht Einen so ganz und gar zum Gehen unfähig macht. Sie ist eine gefährliche Krankheit. Sie setzt sich in alle Gliedmaßen, auch in die inneren Teile. Die Gelenke der armen Gichtbrüchigen sind verschwollen, gelähmt, oft krumm zusammengezogen. Neben dieser äußern Gicht gibt es auch noch eine inwendige, die Herzensgicht. Sie ist die allerschlimmste. Sie zieht den Menschen so jämmerlich zusammen, dass er an innerer Gestalt viel elender ist als jener Krüppel zu Kapernaum. Prüfe dich einmal recht. wie schwer weiten sich die Glieder zum Glauben, zur Liebe und zur Demut! Das liebe Ich ist der Götze, für den wir Schätze sammeln, für den wir Ehre suchen, dem wir mit aller Sünde dienen. Diese Gicht aber seht sich immer tiefer hinein. Immer steifer werden Hand und Finger zur Gabe und Hilfe, immer härter und unbeugsamer wird der Nacken zum Gehorsam. Von Tage zu Tage wird das Herz enger zusammengezogen. Der Glaube wird immer kleiner, die Liebe kälter, der Wandel erst ein Hinken zwischen Gott und der Welt: endlich liegt der innere Mensch ganz darnieder auf dem Lager der Sünde. Die Schmerzen fahren durch das Herz dahin. Es brennt das Feuer, das nicht erlöschen, es beißt der Wurm, der nicht sterben will. Das ist die Herzensgicht. An ihr leiden wir Alle. Wenn wir auch zurzeit den Schmerz noch nicht fühlen, er wird schon kommen. Suche den Arzt, dieweil es noch Zeit und das Herz noch nicht ganz erstarret ist. Barmherziger Heiland, du Arzt aller Kranken, heile auch uns von aller Krankheit der Seele. Du erinnerst uns ja mit jedem Sonntag, dass du gekommen, unsere Seele zu retten. Lass uns heute recht dankbar dafür werden und dein heiliges Wort als köstliche Arznei empfangen. Führe unter dem Evangelium vom Gichtbrüchigen recht viele arme, zerschlagene, mühselige Herzen zu dir, dass wir es erkennen, wie nur in dir Heil und Leben ist. Amen. (Friedrich Ahlfeld) —-
Da nun Jesus ihren Glauben sah, sprach er zu dem Gichtbrüchigen: Sei getrost, mein Sohn; deine Sünden sind dir vergeben.
Jesus sah ihren Glauben. Er meint den des Kranken und der Träger. Wir erkennen daraus, wie viel auch der Glaube des Fürbitters vor ihm gilt. Darauf spricht er das große, teure Wort aus: „Mein Sohn, dir sind deine Sünden vergeben.“ Das ist das süßeste Wort in der ganzen Schrift. Mit ihm wird die Kluft zwischen uns und Gott ausgefüllt. Mit ihm sinken wir unserm Vater wieder an das Herz als die lieben Kinder. Mit ihm fällt die Furcht und Scheu vor Gott aus der Seele heraus. Wenn dies Wort nicht in der Geschichte stände, wäre sie Nichts, als ein großer Gang zum Tode. Wenn dies Wort nicht in deinem Leben steht, ist es eine Wüste ohne Brunnen, ein Himmel ohne Sonne. Mag dir die Welt sagen: „Du bist geschickt, gelehrt, reich, gut und gütig“, und der Herr sagt dir nicht: „Dir sind deine Sünden vergeben“, so ist dein Leben doch eine Wüste. Der Arbeiter, der den Tag über seine Last getragen hat, legt sie am Abend ab, und ihm ist wohl; aber recht wohl ist ihm erst, wenn ihm der Herr die inwendige Last abgenommen hat. Der Kranke hat doch Stunden, wo er seine Krankheit nicht fühlt; aber der Sünder fühlt die seine immer, wenn der Heiland sie ihm nicht abnimmt. Herr Jesu, du sprachst zu dem Gichtbrüchigen: „Dir sind deine Sünden vergeben.“ Wie groß ist deine Gnade! Wie ist sie doch so viel stärker als dein Gericht! Nie hast du Einem ins Angesicht gesagt: „Dir sind deine Sünden behalten.“ Immer stellst du noch die Möglichkeit der Umkehr voran. Auch in deinem Drohen liegt noch die Gnade: „So ihr nicht umkehrt, werdet ihr auch also umkommen.“ Herr, verdient haben wir das wohl, aber um deiner Barmherzigkeit willen flehen wir dich an: Treibe uns zu solcher Umkehr! Erbarme dich unser, dass du auch zu Jedem von uns sagen könntest: „Mein Sohn, meine Tochter, dir sind deine Sünden vergeben.“ Herr Jesu, vergib uns unsre Sünden. Amen. (Friedrich Ahlfeld) —-
Da Jesus ihren Glauben sah, sprach er zu dem Gichtbrüchigen: sei getrost mein Sohn, deine Sünden sind dir vergeben.**
Wohl dem Menschen, dem die Übertretungen vergeben sind! Sein Glaube hat den Heiland gefunden, sein Leben zieht die rechte Bahn, all' seine Not ist überwunden, und ihm der Himmel aufgetan.

Ist dein Herz lau oder kalt, dass dir es eben gleichgültig ist, ob du deiner Sünden quitt wirst oder nicht, so ist nichts weniger bei dir als Glauben. Da denk' nun selber nach, ob du einer Erlösung gewiss sein kannst, da du Gott ohne den Glauben unmöglich gefallen magst. Wo der Glaube erstlich im Herzen wurzeln und danach in eine brennende Begierde und Laufen nach dem Heilande ausbrechen kann, da ist die Erlösung auch nahe genug. Der Sohn Gottes handelt als vollkommener Erlöser, indem er das Zagen aus dem schüchternen Herzen wegnimmt, darin dem Geiste der Kindschaft durch seinen freundlichen Zuspruch Raum macht und so alle Blödigkeit und Flucht vor Gott überwinden hilft. (Rautenberg und G. Arnold.)

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