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Matthäus 15,28

Matthäus 15,28

Andachten

“O Weib, dein Glaube ist groß, dir geschehe, wie du willst.“

Der Glaube des Weibes, der Kanaaniterin, ist um so größer, weil sie eigentlich noch kein Recht hatte, zu glauben; denn das Recht, zu glauben, gehörte damals nur den Israeliten. Das Recht nämlich, zu glauben, dass der Heiland durch alles hindurch helfen werde, und helfen dürfe, konnte damals nur ein Israelite, weil's zunächst nur diesem, nicht den Heiden, verheißen war, festhalten. Deswegen sagte auch Anfangs der HErr zu Seinen Jüngern (Matth. 10,5.6): Geht nicht auf der Heiden Straßen, und ziehet nicht in der Samariter Städte; sondern gehet hin zu den verlorenen Schafen aus dem Hause Israel.“ Jenes Weib aber hat über das Gesetzte hinaus geglaubt, und gedacht, von dem Segen, den Israel habe, möchte wohl auch etwas abfallen dürfen auf einen Heiden, sagte daher zutraulich: „Aber doch essen die Hündlein von den Brosamen, die von ihrer Herren Tische fallen.“ Weil sie’s also wagte, obwohl keine Israelitin, aber doch im Herzen mit Ansprüchen an die Güte und Barmherzigkeit Gottes, die sie etwa als Mensch und als Geschöpf Gottes machen durfte, den HErrn JEsum um Hilfe zu bitten und Hilfe von Ihm zu hoffen, darum nennt der HErr ihren Glauben groß. Ob sie nun ein Recht zu solchem Glauben hatte oder nicht, ob es an der Zeit war, dass Heiden dasselbe werde, was den Israeliten, oder nicht, das war jetzt einerlei, - solchem Glauben musste vom HErrn entsprochen werden; es durfte und sollte geschehen, wie sie wollte.

Darum, wenn je und je der Mut uns entfallen will, als ob wir nicht das Recht hätten, ferner zu glauben, lasst uns nur an die Kanaaniterin denken. Glauben wir nur. Der Glaube selbst gibt auch wieder das Recht, zu glauben. Seien wir, wer wir wollen, glauben wir nur und verzagen wir nicht; Niemanden wird der Heiland hinausstoßen. Wenn noch so viel dagegen spräche, so dass man zu dir sagen möchte: „Bleib nur du weg! dein Kommen ist doch umsonst! du hast nichts da verloren,“ wie es uns wohl innerlich werden kann, - glaube nur, und lass dich nicht fortschicken, weder von harten Menschen, noch vom eigenen Gewissen und Sturm im Inneren. Lass dich nicht abweisen, und stehe fest hin; - wer glaubt, der hat's, sei er, wer er wolle. So helfe uns denn der HErr mit ganzem Vertrauen Ihm anhangen. Denn so viel ist gewiss, - jetzt haben alle das Recht, nicht nur die, die bis jetzt noch ferne gestanden, sondern auch die, die nahe geworden und wieder gefallen sind, - sie haben alle das Recht, im Glauben zu kommen und zu bitten. „Kommt her!“ tönt's zu allen; und Keines darf denken, es komme, wenn es komme, ungerufen. Wir sind gerufen, und lassen's uns nicht nehmen, zu kommen und zu bitten in allerlei Not. Damit wird uns geholfen, wenn auch nicht immer in leiblicher Hinsicht, wie hier der Tochter des Weibs, doch so, dass zuletzt der ganze Mensch zu seiner vollkommenen Ruhe kommen darf. (Christoph Blumhardt)


In dem heutigen merkwürdigen Evangelio findet sich ein Beispiel vom allerhöchsten Glauben; das kananäische Weiblein hat es gemacht: Ja HErr, aber doch! man kann's nicht kürzer fassen; es ist wirklich die ganze Glaubenslehre beisammen, in den drei, vier Worten. Des Heilands Schwierigkeit, die Er ihr machte, bestand darin: Mein Beistand gehört dir nicht. „Ja HErr,“ sagte sie, „aber doch“; es ist wohl wahr, auf eine Art gehört er mir nicht, aber doch in einem anderen Sinn. Überhaupt schämt und ärgert man sich, wenn man in der gläubigen Christenheit sieht, dass der Heiland ihr die Seligkeit so fruchtlos entgegen trägt, dass Er sie so erstaunlich bitten muss, selig zu werden, und sie besinnt sich noch lange drüber. Und da sieht man eine heidnische Frau, der es der Heiland rund abschlägt und die sich nicht abweisen lassen will; die zwar nicht mit Frechheit ihr Recht behauptet, aber sich für einen Hund und fremd von der Bürgerschaft Israel bekennt, den angebornen Makel auf sich deutet und alles zugibt, „ja HErr;“ aber, tat sie hinzu, „es essen doch auch die Hündlein,“ sie müssen doch auch existieren, sie sind doch auch Kreaturen und gehören zum Hause, es fällt doch immer etwas für sie ab. Nun, ich wünsche, dass eure Herzen ergriffen und angefasst werden mögen, dass die Vorstellung von des Heilands Treue gegen uns uns zu einem Wort werden mag, das wir nicht wieder los werden, zu einer Geschichte, die wir nicht vergessen können. David sagt über den Tempelbau: er werde seinen Kopf nicht eher sanft legen, bis er ihn ausgeführt habe. So sollten wir auch unseren Kopf nicht eher sanft legen, bis wir wissen, dass wir seine Mahnung recht gehört und nun gern mit ihm ausgesöhnt und in Gnaden sein wollen. Sünder sind wir, aber wir wollen gern Kinder werden, angenehm gemacht in dem Geliebten. Und weil Er die Sache selbst an uns bringt: so ist keine Gefahr, wenn wir sie annehmen, ob wir sie auch kriegen. Amen. (Nikolaus Ludwig Graf von Zinzendorf.)

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nt/40/matthaeus_15_28.txt · Zuletzt geändert: von aj
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