Matthäus 15,19
Andachten
“Aus dem Herzen kommen arge Gedanken“
Heute habe ich darüber nachgedacht: Ist jene hässliche, faule Stelle in meiner Beziehung zu einem Bruder durch seine Schuld entstanden oder durch meine? Ein fauler Apfel kann doch an dem Punkt, wo er an einen gesunden gepresst ist, diesen auch bald anstecken. Wochenlang, wenn mir blitzartig das Andenken an jene Geschichte kam, tröstete ich mich damit: Jener Bruder hat mich durch seine Lieblosigkeit angesteckt. Er ist schuld. Ich bin nur ganz äußerlich an der Schale meines Wesens durch ihn so verletzt worden. Heute beim Bibellesen wurde ich unruhig. Kam alles Böse wirklich nur von außen an mich heran, so dass ich mit meinem inneren Herzenszustand zufrieden sein kann, oder kam der Zorn von innen heraus und die lieblosen Worte auch? Als ich aber an den Spruch kam: „Aus dem Herzen kommen arge Gedanken“ war der schöne Traum von meiner Bravheit und Unschuld jäh verscheucht, und ich fühlte die Qual: selbst hässlich zu sein! Das drückt einen alten Christen tief zu Boden. Damit fiel aber auch der letzte Schein des Rechts dahin, sich über des andern Fehler zu entrüsten. Ich muss dem Bruder die Hand zur Versöhnung bieten und mit ihm dem Seelenbade zueilen, wo Jesus uns beide reinigt.
Herr Jesus, du bist uns zur Reinigung gesetzt, und weil du mir das Gewissen geweckt hast, bitte ich dich, reinigt mein Herz von den argen Gedanken in betreff meines Widersachers, und gib mir die Liebe zu ihm, die du zu ihm hast. Herr, hilf mir! Amen. (Samuel Keller)
Aus dem Herzen kommt hervor Dieberei.
Man sollte meinen, wie es denn möglich wäre, dass Einer, der vom Heiland gehört hat, der da weiß, wie Jesus die Menschen geliebt und ihnen unvergängliche Schätze erworben hat, seine Hand noch ausstrecken kann nach fremdem Gut, da doch geschrieben steht, dass die Diebe das Reich Gottes nicht ererben werden! Man sollte allerdings meinen, es sei nicht möglich. Aber die Erfahrung lehrt es anders. Viele stehlen freilich nicht so offenbar, dass man es ihnen nachweisen könnte; sie würden eine derartige Beschuldigung auch sehr übel nehmen: aber wenn Einer die verschiedenen Handwerksvorteile, die verschiedenen Kniffe und Praktiken in Anwendung bringt, die der Eigennutz erfunden hat, ist das etwas anderes als Stehlen? O, es wird viel mehr gestohlen, als man meint. Diebe und Räuber, sagt die Heilige Schrift, werden das Reich Gottes nicht ererben. (unbekannt)
Aus dem Herzen kommen hervor arge Gedanken, Mord, Ehebruch, Hurerei, Dieberei, falsche Zeugnisse, Lästerung.
Alle Arten von Sünden, namentlich die Erbsünde, die Wurzel aller wirklichen Sünden, haben ihren Sitz im Herzen; ohne Gnade und von Natur aus ist dasselbe nichts anderes als eine vergiftete Quelle, ein verfluchter Acker, voller Unkraut, ein rechtes Raupennest, voll böser Lüste und schändlicher Begierden; eine Mördergrube, ein Hurenhaus, ein Diebswinkel, ein Götzentempel, ein Lügenkram, eine Werkstätte aller Bosheit; keine Sünde ist so schrecklich, deren Same nicht in unserem Herzen verborgen liegt. Das Herz, sich selbst überlassen, steht in einer geheimen Verbindung mit dem Satan, und oft, ehe wir es meinen, steht es mit demselben auch in Unterhandlung. Die bösen Lüste sind die betrüglichen Ratgeber, die bösen Gedanken die Unterhändler und Boten, die Welt die Zubläserin: daher geschieht's, dass wir oft von unserem eigenen Herzen verraten und verkauft werden, ehe wir es uns denken. (Scriver)