Matthäus 13,47
Andachten
Das Himmelreich ist gleich einem Netz, das ins Meer geworfen ist, mit dem man allerlei Gattung fängt. Wenn es aber voll ist, so ziehen sie es heraus an das Ufer, sitzen und lesen die guten in ein Gefäß zusammen, aber die faulen werfen sie weg.
Vor jeden, der das Evangelium unverkürzt hört und sagt, die Botschaft von Gottes vollkommener Gnade, vor der es keine Gerechtigkeit gibt als die des Glaubens, stellt sich die Frage: verdunkle ich nicht dadurch Gottes Recht?! Wird durch das Evangelium nicht das Böse gut genannt und das Bittere für süß erklärt? Dürfen wir z.B. an den Anfang eines jeden Menschenlebens, auch wenn es in einem der vielen finsteren Winkel in unserem Volk beginnt, das Zeugnis von Gottes vergebender Gnade stellen, indem wir die Kinder taufen? Dürfen wir auch am Karfreitag, am Ostertag und Pfingsttag Gottes Botschaft bei offenen Türen sagen, so dass alle zu ihr geladen sind? Verbergen wir uns nicht so die Gerechtigkeit Gottes, die das Böse vom Guten scheidet und aus den Gottlosen die Sterbenden macht? In der Gemeinde, in der Jesus seine Arbeit tat, kamen diese Bedenken laut zum Wort und die Jünger waren für sie offen. Sie waren ja in derjenigen Gemeinde aufgewachsen, die es für ihre Pflicht erklärte, die Sünder zu schänden. Jesus hilft uns deshalb durch sein Gleichnis. Werft das Netz aus, sagt er, und lasst es nicht deshalb unbenützt, weil sich auch unbrauchbare Fische in ihm fangen. Sagt mein Wort, das der Welt Gottes Gnade zeigt, und lasst euch nicht dadurch hindern, dass es auch solche sich aneignen, die sich nicht helfen lassen. Eure Arbeit ist nicht das Letzte, was geschieht, und euer Urteil ist nicht die endgültige Entscheidung. Ist der Fang vollendet, so wird das Netz an das Land gebracht und dann wird das Faule vom Gesunden, das Wertvolle vom Unbrauchbaren getrennt. Gottes Recht wird nicht geschwächt, wenn wir Gottes Gnade preisen. Es ist zwar nicht in unsere Hand gelegt, darum aber nicht abwesend und unwirksam. Es geht jetzt seinen stillen, aber sicheren Gang und wird einst offenbar in seiner fehllosen Majestät. Ihr aber, sagte Jesus seinen Jüngern, und damit gar er seiner Kirche ihren Beruf, an dem alle Anteil haben, die zu ihr gehören, ihr werft das Netz aus, ihr ladet zum Himmelreich ein, indem ihr die Gnadengabe Gottes allen sichtbar macht, die darin besteht, dass wir zu Gott umkehren und an Christus glauben.
Gnadenzeit, großer Gott, sind unsere Tage. Die Waffen, die der Bosheit ein Ende machen, behältst du in deiner eigenen Hand und zeigst uns in deinem lieben Sohne nicht, was wir Menschen uns bereiten, sondern was du uns verleihst. Dessen dürfen wir alle froh sein und miteinander zum Glauben erwachen und eins sein im Glauben an dich. Amen. (Adolf Schlatter)
Abermals ist gleich das Himmelreich einem Netz, das ins Meer geworfen ist, damit man allerlei Gattung fängt; wenn es aber voll ist, so ziehen sie es heraus an das Ufer, sitzen und lesen die guten in ein Gefäß zusammen, aber die faulen werfen sie weg. Also wird es auch am Ende der Welt gehen. Die Engel werden ausgehen und die Bösen von den Gerechten scheiden, und werden sie in den Feuerofen werfen, da wird Heulen und Zähneklappern sein.
Das Netz des Jesusworts ist ausgeworfen in das Völkermeer, weit und immer weiter, aber noch lange nicht weit genug; allerlei Gattung hat man freilich schon in dem Netz beschlossen, aber noch lange nicht Alle. So ist dies Eine Wort: „das Himmelreich ein Netz“ ein übermächtiger Missions-Befehl und Jeder soll sich fragen, ob er mitziehe an dem ausgeworfenen Netz und mithelfe, dass es weiter ausgeworfen werde. - Das soll geschehen, bis das Netz voll ist, und dann kommt die große Scheidung. Wie die Fischer nach dem Fang über ihren Netzen sitzen zu sortieren, annehmend und wegwerfend, so die Engel am Ende der Welt, Böse und Gerechte scheidend, die Bösen in den Feuerofen werfend. Ja, aber wer sind die Bösen und wer sind die Gerechten? das ist von jeher die Frage gewesen und daran knüpft sich der gefährlichste Irrtum und Selbstbetrug. Tausende getrösten sich dessen, sie seien nicht böse, und Tausende betrügen sich selbst, sie seien gerecht. Ist denn nur böse, wen die Welt und Menschen böse nennen? o die haben ein weites Gewissen und ein laxes Urteil; wer's nur mit ihnen nicht verdirbt und ihnen nicht zu nahe tritt, wer reich ist und schöne Kleider hat und was drauf gehen lässt, da es heißt: Leben und leben lassen, der ist gewiss nicht böse; und wer Almosen gibt, freundlich und gefällig ist und den Schein aufrecht hält, der wird gelobt und als ein Muster hingestellt. Vor Gott aber mag's wohl anders sein, denn Er sieht das Herz an! Ist es Ernst geworden mit dem Kinder- Gebet: „Mein Herz ist rein, soll Niemand d'rin wohnen, als Jesus allein.“ Dann ist die Bosheit heraus und die Gerechtigkeit d'rin. Sonst aber hüte man sich vor dem Feuerofen, da Heulen und Zähneklappern sein wird. (Nikolaus Fries)