Matthäus 10,37
Andachten
Wer Vater oder Mutter mehr liebt denn mich, der ist mein nicht wert. Und wer Sohn oder Tochter mehr liebt denn mich, der ist mein nicht wert.
Der Herr nennt hier das, was den Menschen. auf Erden am liebsten und teuersten ist, Vater und Mutter, Sohn und Tochter. Und wer diese mehr liebt, als Ihn, der soll Sein nicht wert sein und keinen Anteil haben an Ihm. Noch schlimmer wohl ist, wenn Menschen Gold und Silber, Ruhm und Ehre vor der Welt höher schätzen, als ihren Heiland, und ihnen nachjagen in arger Verblendung, aber nur schlimmer, denn schlimm genug ist es schon, Liebe zu Menschen über die Liebe zum Herrn zu setzen. Man hört es so oft von Leuten sagen, wie sie einen Gatten, Kind oder Bruder liebten über Alles, und Andere bewundern sie ob dieser starken Liebe, und doch müssen wir bekennen, dass eine solche Liebe vor Gott nichts, gar nichts gilt, wenn sie nicht begründet ist in dem Herrn Jesu und wenn sie nicht in Allem sich dem Willen des Herrn beugt. Auch die wilden Tiere kennen die Liebe, und manche Mutter mag beschämt stehen, wenn sie die Henne besorgt um ihre Küchlein sieht, oder die Löwin kämpfend und sterbend für ihre Jungen. So ist aber die irdische Liebe nichts, was uns erhebt und würdig macht der kommenden Seligkeit, sondern nur die Liebe, die, weil sie Gott über Alles liebt und weil sie ganz aufgehen will in Christi Liebe, auch den Nächsten liebt gleich als sich selbst und unter den Nächsten natürlich die am meisten, mit denen Gott uns durch geheiligte Bande verknüpft hat. Wachen müssen wir aber und beten, dass wir nicht in die Versuchung fallen, ein Geschöpf mehr zu lieben als den Schöpfer, und voll hoffendem Vertrauen müssen wir uns fügen den Lenkungen des heiligen Geistes! Amen.(Burghard von Cramm)
Wenn der Herr sagt, wir dürfen Vater, Mutter, Sohn und Tochter nicht mehr lieben, als ihn, so meint er damit nicht, dass wir sie so viel lieben dürfen, als ihn. Darüber belehrt er uns klar, wenn er uns zuruft: „du sollst lieben Gott deinen Herrn von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von ganzem Gemüt und von allen deinen Kräften.“ So dürfen wir keine Kreatur lieben, auch Eltern und Kinder nicht. Wir sollen sie von Herzen lieben, sie sollen einen warmen Platz in unseren Herzen haben; aber das ganze Herz gehört nur dem Herrn, keinem Menschen. Wie steht es aber bei vielen Menschen in Wirklichkeit? Sie lieben ihre Angehörigen, besonders ihre Kinder mehr, als den Herrn. Das merkt man am besten bei Todesfällen. Wie untröstlich kann man da sein, ja wie mürrisch gegen Gott! Wären solche Stimmungen möglich, wenn man den Herrn mehr liebte, als die Verstorbenen, wenn man ihn von ganzem Herzen liebte? Hat die Liebe Jesu vom Herzen Besitz genommen, so hat man Trost auch am Grab der Liebsten und kann nicht gegen Gott murren. Dass manche Eltern ihre Kinder mehr lieben, als den Herrn, sieht man auch daran, dass sie es nicht vermögen, ein Kind in die Mission, oder in den Diakonissendienst zu geben; eher geben sie eine Tochter einem zweifelhaften Mann, wenn er nur Geld hat. Willst du wissen, ob du Eltern oder Kinder mehr liebst, als den Herrn, so frage dich, ob du beten kannst: Herr, du kannst meine Lieben krank werden lassen, du kannst sie sterben lassen; mache sie nur selig. Kannst du so beten, so ist dir der Herr am liebsten.
Erforsche mich Gott und erfahre mein Herz! Prüfe mich, ob ich Dich von ganzem Herzen liebe, und mache mich los von Allem, was zwischen mir und Dir ist. Amen. (Elias Schrenk)
Wer Vater oder Mutter mehr liebt, denn mich, der ist meiner nicht wert; und wer Sohn oder Tochter mehr liebt, denn mich, der ist meiner nicht wert.
Stelle beides gegeneinander! Die Liebe von Vater und Mutter, von Weib und Kind, von Bruder und Schwester: und die Gnade des Herrn dagegen. Denke dir jene Liebe so süß und tröstlich als du willst, die Ruhe in ihrem Kreise so erquickend, die Arbeit in ihrer Umgebung so leicht als du willst. Und nun richte die Augen auf den Herrn! Siehe ihn, wie er am Kreuze um deine Seele wirbt; sein Haupt mit Dornen gekrönt, diese heiligen Hände und Füße mit Nägeln angeheftet, dieses Herz voll glühender Liebe zu dir im Tode brechend! Warum bricht dieses Herz? Warum fließt dieses reine Blut? Es ist das Blut des neuen Testaments; er hat es für dich vergossen, zu deiner Erlösung, zur Vergebung deiner Sünde. Wenn du ihn hast und Teil hast an dem Bunde, den er am Kreuze gestiftet, so hast du die Erlösung, so hast du das Leben, so hast du den Herrn über alles zum Vater. Wenn du ihn verlierst, so bist du verloren, so fällst du in den ewigen Tod, und der Vater wendet sein Angesicht von dir hinweg. Willst du ihn verlieren? Du verlierst ihn, wenn du ihn verleugnest; willst du ihn verleugnen? Du verleugnest ihn mit der Tat, wenn du den schmalen Weg verlässt; willst du das? Wenn die Geliebten deines Herzens es verlangten; wenn es der Vater wäre, es die Mutter wäre, die dich zurückreißen wollte von dem schmalen Wege des Lebens, die Mutter, die dich hinführen wollte auf den breiten Weg der Welt; wolltest du's geschehen lassen? Dem Vater zuliebe, der Mutter zuliebe den Heiland verleugnen, seinen Weg verlassen, zu seinen Feinden treten, oder doch zu den Lauen treten, die weder kalt noch warm sind, die er ausspeien will aus seinem Munde; willst du das? Du Vater und du Mutter, euren Söhnen nachgeben und euren Töchtern, die nach der Weltlust, nach ihrem Verderben dürften; wollt ihr das? Wer Vater oder Mutter mehr liebt, denn mich, der ist meiner nicht wert; und wer Sohn oder Tochter mehr liebt, denn mich, der ist meiner nicht wert; und wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und folget mir nach, der ist meiner nicht wert. Und wenn dich der Herr von sich stößt, was hilft dir's, dass dich die Deinen mit offenen Armen aufnehmen? Der Herr verstößt sie mit dir; eure Liebe, eure Gemeinschaft stürzt euch zur Hölle. Nein, solchen Frieden hat der Herr nicht bringen wollen, wo einer den andern in den Todesschlaf einwiegt. Da ist viel besser ein offener Kampf. Viel besser die Liebe von Vater und Mutter verlieren, und die Liebe von Weib und Kind, und die Liebe von Bruder und Schwester; viel besser, die eigenen Hausgenossen zu Feinden haben, ja gehasst werden von jedermann, als Christum, den Herrn und Heiland, verleugnen und verlieren. (Ranke)
Wer Vater oder Mutter mehr liebt denn mich, der ist meiner nicht wert. Und wer Sohn oder Tochter mehr liebt denn mich, der ist meiner nicht wert. Und wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt, und folgt mir nach, der ist meiner nicht wert. Wer sein Leben findet, der wird es verlieren; und wer sein Leben verliert um meinetwillen, der wird es finden.
Das ist eine harte Rede, wer mag sie hören! Darum hat der Herr Christus so viele Feinde und Widersacher, und so wenig Freunde und Liebhaber. Vater und Mutter, Sohn und Tochter nicht mehr lieben sollen mit der besten, stärksten, heißesten Liebe, das geht wider die Natur, sprechen sie, das ist nicht menschlich; sein Kreuz auf sich nehmen und immer wie unterm Kreuze hingehen, das macht die Erde zum Jammertal, wir aber wollen sie uns zum Freudensaal machen, diese schöne Erde; und nun gar sein Leben verlieren, seine Eigentümlichkeit aufgeben, seine angeborenen Neigungen und Abneigungen verleugnen, wem wäre das wohl überhaupt möglich, und was würde da zuletzt aus uns? So die Widersacher, welchen der Herr Christus zum Fall gesetzt ist. - Wir aber sehen auf Ihn in Seiner Kreuzes-Gestalt! wie hat Er aller natürlichen Liebesbande sich gänzlich entäußert, hat Seine Hände aufgehoben über Seine Jünger und gesprochen: Diese sind meine Mutter und meine Brüder! wie hat Er das Kreuz getragen, bis das Kreuz Ihn trug! wie hat Er Seine allerstärkste Liebe erzeigt, da Er Sein Leben gab für die Seinen! O mein Heiland und mein König, dafür bist Du wert, dass meine Seele Dich über Alles, ja mehr als Alle liebt, mit einer Liebe, die ganz anders ist, als die Liebe, die mir im Blute steckt, zu Vater und Mutter, zu Sohn und Tochter. Dafür bist Du's wert, dass Dein Kreuz mein Kreuz werde, und ich es als meine höchste Würde und Ehre ansehe, es Dir nachtragen zu dürfen, wie Simon von Kyrene es Dir nachtrug. Dafür bist Du's wert, dass all' mein eigen Leben, mit seinem aufs Irdische gerichteten Sinnen, Dichten, Wünschen, Hoffen in Dir aufhöre, damit Du mir Dein eigen, ewiges Leben dafür wiedergebest! O Herr, wer ist doch wie Du! Vater, Mutter, Sohn, Tochter, Du gibst es mir Alles neu wieder; aus dem Kreuz machst Du eine Krone, und bei Dir allein ist wahres Leben! O Herr, wer ist wie Du! (Nikolaus Fries)
Wer Vater und Mutter mehr liebt, denn mich, der ist mein nicht wert. Und wer Sohn oder Tochter mehr liebt, denn mich, der ist mein nicht wert.
So hat Abraham Gott mehr geliebt als seinen Sohn Isaak. Da er ihn opfern sollte, hat er sich nicht beraten mit Fleisch und Blut, sondern in schweigendem Gehorsam ist er mit ihm allein den schweren Weg gegangen hinauf auf den Berg. So hat Hiob Gott mehr geliebt als sein Weib. Als er in der Asche saß, auf den Trümmern seines Glücks, und sie zu ihm sprach: Hältst du noch fest an deiner Frömmigkeit? - da hat er sie zurückgewiesen mit dem strengen Wort: Du redest wie die närrischen Weiber reden. Haben wir Gutes von Gott empfangen, und sollten das Böse nicht auch hinnehmen? So sollen wir auch tun. Wenn wir je die Wahl haben: Entweder muss ich meinem Freund den Abschied geben, vielleicht meinem Herzensfreund, oder ich muss mich von Gott lossagen und meinem Gewissen Gewalt antun - da sollen wir die Freundschaft brechen und täte es uns noch so weh, und würden wir noch so einsam dadurch.
Dann sollen wir Weib und Kind und Bruder haben, als hätten wir keine. Lass fahren dahin, es hat keinen Sinn! Wir sollen Gott mehr gehorchen als den Menschen, und Jesum lieber haben als Mutter und Brüder.
Dann haben wir Mutter und Brüder erst wahrhaft lieb. Rein Kind liebt darum seine Eltern weniger, dass es Jesum mehr liebt als sie. Die Herzen rücken dadurch nicht auseinander, dass Jesus zwischen ihnen steht. Vielmehr da nur ist geheiligte Familienliebe, wo Jesu Name das Band ist, das Alle umschlingt. (Adolf Clemen)