Sie befinden sich hier: Andachtsbibel » at » Psalter » Lieder zu Psalm 90
Zuletzt angesehen: Lieder zu Psalm 90

Lieder zu Psalm 90

Lieder zu Psalm 90

Paul Gerhardt

1. Herr Gott, du bist ja für und für
Die Zuflucht deiner Herde.
Du bist gewesen, eh allhier
Gelegt der Grund zur Erde;
Und da noch kein Berg war bereit,
Da warst du in der Ewigkeit,
O Anfang aller Dinge!

2. Du läßt die Menschen in das Tor
Des Todes häufig wandern
Und sprichst: Kommt wieder, Menschen, vor
Und folget jenen andern.
Denn dir sind, Höchster, tausend Jahr
Als wie ein Tag, der gestern war
Und nunmehr ist vergangen.

3. Du läßt das schnöde Menschenheer
Wie einen Strom verfließen
Und wie die Schifflein auf dem Meer
Bei gutem Wind hinschießen:
Gleich wie ein Schlaf und Traum bei Nacht,
Der, wann der Mensch vom Schlaf erwacht,
Entfallen und vergessen.

4. Wir sind ein Kraut, das bald verdorrt,
Ein Gras, das itzt aufgehet,
Wird aber schnell von seinem Ort
Entflühtet und verwehet.
So ist ein Mensch: Heut blühet er
Und morgen, wann ihm ungefähr
Ein Wind rührt, liegt er nieder.

5. Das macht, Herr, deines Zornes Grimm,
Daß wir so bald verschwinden.
Dein Eifer stößt und wirft uns üm
Von wegen unsrer Sünden.
Die Sünden stellest du für dich,
Davon brennt und entrüstet sich
Dein allzeit reines Herze.

6. Das ist das Feur, das uns versehrt
Das Mark in allen Beinen.
Daher kämmt’s, daß der Tod verzehrt
Die Großen und die Kleinen.
Drum fahren unsre Tage hin
Wie ein Geschwätze durch den Sinn,
Wann wir die Zeit vertreiben.

7. Wie lang hält doch dies Leben aus?
Gar selten sieb’nzig Jahre.
Wann’s hoch kömmt, werden achtzig draus,
Und wenn man alle Ware,
Die hier gewonnen, nimmt zu Hauf,
Ist’s lauter Müh von Jugend auf
Und lauter Angst gewesen.

8. Wir rennen, laufen, sorgen viel,
Und eh wir’s uns versehen,
Da kämmt der Tod, steckt uns das Ziel,
Und da ist’s dann geschehen:
Wir fliehen eilend und behend,
Und ist doch niemand, der sein End
Und Gottes Zorn bedenke.

9. Lehr uns bedenken, frommer Gott,
Das Elend dieser Erden,
Auf daß wir, wann wir an den Tod
Gedenken, klüger werden!
Ach kehre wieder, kehr uns zu
Dein Angesicht und steh in Kuh
Mit deinen bösen Knechten!

10. Erfüll uns früh mit deiner Gnad
Am Leib und an der Seelen,
So wollen wir dir früh und spat
Dein Lob mit Dank erzählen.
Erfreu uns, o du höchste Freud,
Und gib uns wieder gute Zeit
Nach so viel bösen Tagen!

11. Bisher hat’s lauter Kreuz geschneit,
Laß nun die Sonne scheinen:
Bescher uns Freude nach dem Leid
Und Lachen nach dem Weinen!
Laß deiner Werke süßen Schein,
Herr, deinen Knechten kundbar sein
Und dein Ehr ihren Kindern!

12. Bleib unser Gott und treuer Freund,
Halt uns auf festen Fuße;
Und wenn wir etwa irrig seind,
So gib, daß sich mit Buße
Das Herze wieder zu dir wend;
Auch fördre das Tun unser Händ
Und segne alle unsre Werke!

Johann Gigas

Ach wie elend ist unser zeit
allhie auf dieser Erden!
Gar baldt der Mensch darnider leid,
wir müssen alle sterben.
Allhie in diesem Jamerthal
ist müh unnd arbeit uberal,
auch wenn dirs wol gelinget.

Ach, Adams fall unnd missethat
solchs alles auff uns erben:
O Gott, gib du unns guten rath,
das wirs erkennen lernen!
Das wir so blind und sicher sein
mitten inn trübsal unnd inn pein,
das ist ja zu erbarmen.

Herr Gott, du unser zuflucht bist,
dein hilffe thu unns senden,
Denn du der deinen nicht vergist,
die sich zu dir nur wenden.
Mit deinem Geiste steh unns bey,
ein seligs stündlein auch verley
durch Jesum Christum, Amen!

Bartholomäus Ringwaldt

Im Ton: Ach, lieben Christen, seid getrost.
1. O Gott, der du die Menschenkind,
So deinen Sohn bekennen,
Eh denn die Berg geschaffen sind
Hast wissen fein zu nennen,
Und sie gesehn im Gnadenbund,
Eh denn da ist der Erden Grund
Durchs Wort geleget worden.

2. Sieh doch, wie wir durch Adams Fall
So schändlich sind verderbet;
Der Tod, der folgt uns überall
Und ist uns angeerbet;
Er steckt in unserm Fleisch und Bein
Und nagt die Menschen groß und klein,
Bis daß er sie verderbet.

3. Wir wachsen wie die Blumen auf,
Und fallen wieder abe;
Man trägt bisweil mit großem Hauf
Die Menschenkind zum Grabe.
Das macht, HErr, dein gerechter Zorn,
Dieweil wir sind in Sünd geborn
Und dein Gebot nicht halten.

4. Darum wir auch von deinem Grimm
So schnell verzehret werden;
Ehe mans vorsieht gehn wir dahin
Und liegen in der Erden,
Und bringen in geringer Ruh
Wie ein Geschwätz das Leben zu
Und fliehen gleich von hinnen.

5. Ach, wie gar nichts ist unser Zeit,
HErr, gegen dich zu rechen!
Du bist ein Gott von Ewigkeit,
Dem nichts kann widersprechen.
Du bleibest immer für und für,
Ja, tausend Jahr, die sind vor dir
Gleich wie ein Tag auf Erden.

6. Der Menschen Leben aber ist
Gar kurz und voller Plagen,
Noch stecken sie voll arger List
Und lassen ihn nicht sagen,
Als hätts mit ihnen kein Gefahr,
Da sie doch selten achtzig Jahr
In ihrem Lauf erreichen.

7. O HErr, lehr uns bedenken wol,
Daß wir absterben müssen,
Auf daß wir Klugheit werden voll,
In Zeit der Gnaden büßen
Und uns zum Tod bereiten fein,
Damit wir selig schlafen ein
Auf Christum, unseren HERREN.

8. Kehr dich zu uns, du frommer Gott,
In diesen bösen Tagen
Und thu dein Volk vors Teufels Spott
In deinem Busen tragen.
Schaff allen Christen Hülf und Rath,
Weil sie ihr Hoffnung früh und spat
Auf dich alleine setzen.

9. Gib Glück zu allem Regiment
In unserm ganzen Lande,
Und segne aller Menschen Händ
In klein und großem Stande,
So wollen wir mit lautem Schall
Dich fröhlich preisen überall,
Weil wir auf Erden leben.

Amen.

Johannes Spangenberg

Ach Herre Gott vom Himmelreich,
Wie kurz ist unser Leben!
Der bittre Tod uns all zugleich
Mit Schmerzen hat umgeben!
Du bist der Herr, der Himmel und Erd
Aus nichte hat geschaffen,
Auf dich so woll’n wir hoffen.
Du bist, Herr Gott, unsre Zuflucht,
Fels, Burg und Schloß, Schild, Heil und Schutz.
Auf dich wir ganz vertrauen!
Wenn wir dich han auf dieser Bahn,
Vor wem sollt uns noch grauen?

Du läßt’st durch’s Wort allhie und dort
Der Menschen Kinder sterben,
Und sprichst: Kinder, kommt wieder her!
Das Leben sollt ihr erben!
Denn tausend Jahr sind vor dir zwar
Wie gestern ist vergangen!
Wir dürfen nicht groß prangen,
Sind wie ein Schlaf und ein Nachtwach,
Wie Wasserstrom gehn wir davon,
Wir sind gar bald verirret,
Gleich wie das Heu auf grüner Au
Bald welk wird und verdorret.

Das macht dein Grimm und großer Zorn,
Daß wir sobald verderben!
In Sünden sind wir all gebor’n,
Deß müss’n wir plötzlich sterben.
Die Erbsünd uns den Schaden bringt,
Damit den Tod verdienet,
Wiewohl sie ist versühnet,
Schwebt stets für Dich im hellen Licht:
Darum mit Klag wir unser Tag
Gleich wie ein G’schwätz zubringen,
Vor unserm Ziel der Krankheit viel
Mit Haufen auf uns dringen.

Denn das ist wahr: siebenzig JAhr,
So lang währt unser Leben,
Es kommt auch wohl, daß achtzig voll
Den Menschen wird gegeben.
Ein solche Zeit wir rühmen weit
Und können doch nicht g’nesen:
Wenn’s köstlich ist gewesen,
So ist es Müh beid spät und früh,
Es fährt dahin schnell wie der Wind,
Als flögen wir von hinnen.
Wer aber glaubt’s, daß du so zörnst
Und fürcht‘ sich vor dei’m Grimme?

Lehr uns, Herr Gott, in uns’rer Noth,
Daß wir hie müssen sterben!
Tröst uns mit Fug, mach weis und klug,
Daß wir nicht gar verderben!
Kehr Dich zu uns, gib Huld und Gunst,
Sei gnädig deinen Knechten
Und lehr uns deine Rechte!
Behüt uns, Gott, beid, früh und spat,
Mit deiner Gnad vor allem Schad,
So woll’n wir fröhlich rühmen
All unser Tag! wende unsre Plag
Und laß uns zu dir kommen!

Erfreu uns nun, nachdem uns du
So lange hast geplaget!
Erzeig uns Gnad nach deinem Rath,
Tröst uns in unsrer Klage“
Thue auf, Herr mein, den Gnaden schrein,
Erfreu dein treue Knechte,
Das ganz menschlich Geschlechte!
Zeig ihn‘ dein Werk, Hülf, Trost und Stärk,
Dem nächsten Schatz gib Raum und Platz,
Mit unserm Feind zu fechten
Und zeig dein Ehr ihren Kindern
Und bring sie wohl zu rechte!

O Tröster gut in aller Noth,
Sei freundlich uns viel Armen!
All unser Thun du fürder schon
Und laß dich das erbarmen:
Des Teufels List zu aller Frist
In uns sein Werk thut treiben!
Hilf. daß wir mögen bleiben
Bei dir allein! dein Wort halt rein
Im Predigtamt, weltlichen Stand
Darzu im ehelichen Leben!
Nach dieser Zeit in Ewigkeit
Wollst uns den Himmel geben!

unbekannter Verfasser

Herr Du bist unser Schutz,
und Zuflucht stets gewesen,
Zu dem wir alle fliehn,
Daß wir im Grund genesen.
Eh‘ Berge, Erd‘ und Welt
Geworden in der Zeit,
Bist Du von Ewigkeit,
O Gott, zu Ewigkeit!

2. Dem Tode gibst Du uns,
Weil wir verschuld’te Sünder,
Und sprichst: kommt wiederum
Zu mir, ihr Menschenkinder!
Vor Dir sind tausend Jahr‘
Wie eines Tages Frist,
Der gestern schon vorbei,
Wie eine Nachtwach‘ ist.

3. Du reißest sie dahin,
Gleich wie ein Rauch hinfähret;
Sie sind gleich wie ein Schlaf,
Wie Gras, das bald versehret,
Das früh in Halmen schießt,
und in der Blüthe steht,
Des Abends aber schnell
Verdorret und vergeht.

4. Das macht dein Zorn, daß wir
Also zunichte werden,
Dein Grimm, daß wir so schnell
Fort müssen von der Erden;
Denn unsre Missethat
Stellst Du vor Dich in’s Licht,
Und unsre Sündenschuld
Hell vor dein Angesicht.

5. Darum durch deinen Zorn
So schnell vorüberfahren
Die Tage unsrer Zeit
Sammt allen unsern Jahren.
Wir bringen meistens zu
Die kurze Lebenszeit
Gleich wie ein leer Geschwätz
In Tand und Eitelkeit.

6. Der Lebensjahre sind
Uns siebzig nur gegeben,
Wenn’s hoch kommt, achtzig Jahr.
o ein elendes Leben!
Da lauter Müh‘ und Noth,
Und wenig Freud‘ und Wonn‘.
Es fähret schnell dahin,
Als flögen wir davon.

7. Wer glaubet aber das?
Wer lernt, sich innig scheuen
Vor deinem großen Zorn,
Vor deinem starken Dräuen?
Ach Herr, gib Du uns doch
Das Ende stets in Sinn,
Damit wir unser Herz
Zur Weisheit lenken hin!

8. Ach, Herr Gott, willst Du denn
So lange mit uns rechten?
Herr, kehre Dich zu uns,
Sei gnädig deinen Knechten!.
Früh wollst Du füllen uns
Mit deiner Gütigkeit,
Damit wir fröhlich sein
In dieser Lebenszeit.

9. Erfreue uns nun auch
Nach unsern Trauertagen,
Nachdem wir lange Zeit
Erlitten schwere Plagen;
Laß deine Knechte sehn
Dein Werk und deinen Rath,
Und ihre Kinder auch,
Herr, deine Stärk‘ und That!

10. Nun, unser Gott, der Herr,
Der wolle uns erhalten,
Und lasse über uns
Stets seine Güte walten.
Ja, fördre gnadenvoll,
Herr, unsrer Hände Thun,
Und lass‘ uns ewiglich
In deiner Liebe ruh’n!

Diese Website verwendet Cookies. Durch die Nutzung der Website stimmen Sie dem Speichern von Cookies auf Ihrem Computer zu. Außerdem bestätigen Sie, dass Sie unsere Datenschutzbestimmungen gelesen und verstanden haben. Wenn Sie nicht einverstanden sind, verlassen Sie die Website.Weitere Information
at/19/lieder_zu_psalm_90.txt · Zuletzt geändert: von aj
Public Domain Falls nicht anders bezeichnet, ist der Inhalt dieses Wikis unter der folgenden Lizenz veröffentlicht: Public Domain