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Jesaja 6,1

Jesaja 6,1

Andachten

Des Jahres, da der König Usia starb, sah ich Jehova sitzen auf einem hohen und erhabenen Thron und sein Saum füllte den Tempel.
Es lebt in jedem Menschen von Haus aus eine tiefe Sehnsucht nach einem Etwas, einem Leben, einem Genuss, einem Besitz, einer Liebe, die er selbst nicht näher bezeichnen kann. Die ganze Welt voller Herrlichkeit ist dennoch zu armselig, ihm dieses Etwas zu geben, und aus sich selbst, wenn er auch die reichste Natur wäre, kann er doch nicht schöpfen, was er ersehnt, und auch alle Wissenschaft und Weisheit, Poesie und Kunst der Menschen können die Leere des Herzens nicht ausfüllen. Wohl meint der Mensch, es fehle ihm zu seinem Glück dies und das Irdische, was ihm bis dahin versagt war. So rennt er denn, jagt und läuft, hetzt sich ab und zerreibt sich, das Fehlende zu erlangen. Aber ob er es erlangt oder nicht erlangt, - die alte Sehnsucht bleibt. -

Wohl Dem, der es dann lernt, sein Haupt aufwärts wenden! Wohl Dem, der dann mit den Edelsten und Besten vom Uranfang her beten lernt: „Wie der Hirsch schreit nach frischem Wasser, so schreit meine Seele, o Gott, zu Dir! Meine Seele dürstet nach Gott“.

Dann erst, wenn wir erkennen, dass Gott der Vater aller Geister und alles Lebens Fülle ist, dann erst haben wir uns selbst verstanden. Und dann, wenn wir aufrichtig zu Gott schreien, wird auch auf die Dauer das innere Zeugnis nicht fehlen, dass der dürstende Hirsch seiner Zeit zur Quelle kommen wird. Der Prophet Jesaja war eine solche Adlernatur, die immerdar aufwärts schaute. Und weil er zu so besonderem Werk und Leiden berufen war, sollte er hier unten schon, uns Allen zum Nutzen, im Bild offenbart sehen, was seine Seele mit Sehnsucht erfüllte.

Ob im Traum, ob in der Entzückung, - genug, er schaut Jehova sitzen auf erhabenem Thron, hoch über der Welt voll Leid und Tränen, Nacht und Tod. Sollen wir uns wundern, dass er gar keinen Versuch macht, uns den Anblick Gottes zu beschreiben? Können wir doch das Schönste, was wir auf Erden sehen oder erleben, nicht einmal in Worte kleiden. Vollends müssen alle Worte Armut und Ohnmacht sein, wenn es sich darum handelt, Gott zu beschreiben. Es ist tröstlich, dass Jesaja die himmlischen Dinge nicht malen kann, - wäre es ihm möglich, so könnten sie nur verschönerte Erdendinge sein. Gerade, dass der königliche Prophet Worte und Farben nicht findet, muss unserer hoffnungsvollen Sehnsucht neue Flügel geben.

Und doch, ob auch der Prophet verzichten muss, Gottes Angesicht und Gestalt zu beschreiben, sagt er doch genug, uns die geschaute Herrlichkeit ahnen zu lassen: „Der Saum seines Gewandes füllte den Tempel“. Was ist das Kleid gegen Den, der es trägt, und was ist der Saum des Kleides gegen das Kleid selbst? Und doch ist das Geringste an Gottes Gewand genug, um das Herrlichste und Großartigste, was die Erde bot, nämlich den Tempel Jehovas, zu füllen. Welch eine Gottesherrlichkeit wird mit diesen wenigen Worten geoffenbart!

Und weiter berichtet Jesaja (V. 4), die Fundamente und Säulen des Tempels mit ihren Riesenquadern hätten gebebt und das ganze Haus habe sich mit Rauch gefüllt. Was will er Anderes sagen, als dass auch das Heiligste und Herrlichste auf Erden, der Tempel, im Gefühl seiner Nichtigkeit und Unheiligkeit erzittert sei und sich gleichsam in Angst vor dem Licht Gottes mit einer Wolke verhüllt habe? So malt ein Prophet Jehova den Herrn. Aber nicht nur die Grundfesten des Tempels, nein, auch sein Herz erzitterte ob diesem Anblick, wie wir ferner sehen werden. Er erlebte, was der Dichter singt:

Ich hab' von Ferne, Herr, Deinen Thron erblickt
Und hätte gerne mein Herz vorausgeschickt,
Und hätte gern mein armes Leben,
Vater der Geister, dir hingegeben.

Nur bin ich sündig, der Erde noch geneigt,
Das hat mir bündig dein heil'ger Geist gezeigt,
Ich bin noch nicht genug gereinigt,
Noch nicht ganz völlig mit dir vereinigt. (Otto Funcke)

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