Psalm 39,4
Andachten
Mein Herz ist entbrannt in meinem Leibe, und wenn ich daran gedenke, werde ich entzündet: Ich rede mit meiner Zunge.
Dies ist ein Gleichnis, genommen vom Feuer, wenn man es verbergen will, so brennt es schärfer. Und ist hier eine Beschreibung des innerlichen Kampfs und Streits des Fleisches und des Geistes. Fleisch und Blut ist gar ungeduldig und rachgierig, und will heraus mit Rächen und Wiederschelten gegen die Beleidiger. Der Geist aber, so durch den sanftmütigen Geist Christi erneuert ist, ist geduldig, und wenn man dann durch den Geist die hitzigen, zornigen Flammen des Fleisches dämpfen soll, dass sie nicht ausschlagen, das tut Fleisch und Blut wehe, und ist ein Mensch, als wenn er entbrannt wäre und der Schmerz entzündete ihn. Solches haben die Heiligen Gottes auch empfunden und ihre Schwachheit gefühlt. Und also haben wir alle mit unserm Fleisch und Blut zu kämpfen bis in den Tod, und müssen unser Fleisch und Blut lernen kreuzigen samt den Lüsten und Begierden. Und unser lieber HErr spricht: Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach. Wider solche Schwachheit und innerliche Ungeduld muss man beten, wie hier David sagt: Ich rede mit meiner Zunge, d. i. weil ich mein Herzeleid keinem Menschen klagen kann, so klage ich es Gott, und rede Ihn an, gleich als wenn ich ein lieblich Gespräch hielte mit meinem vertrautesten Freunde. (Johann Arnd)
Mein Herz ist entbrannt in meinem Leibe, und wenn ich daran gedenke, werde ich entzündet.
Das Rauchgefäß unseres Herzens sollen wir nicht mit fremdem Feuer anfüllen, wie es dort (3 Mos. 10, 1.) bei Nadab und Abihu der Fall war, welche der Herr vertilgte. Dieses fremde Feuer ist jede Lust, die dem heiligen Feuer, d. i. der Liebe entgegengesetzt ist; denn die Liebe ist ein vom Himmel geschicktes und der Seele von Gott eingegossenes Feuer; fremdes Feuer aber ist es, wenn die Seele in Zorn, Geiz und Wollust aufflammt; und dieses entzündet nicht Gott, sondern das Fleisch und der Teufel in der Seele. Behüte uns der gütigste Gott, dass nicht dieses fremde Feuer in uns entzündet werde; sondern er möge das Feuer der Liebe in unsern Herzen entzünden. Er möge sie mit jenem Feuer entzünden, das er auf die Erde sandte, und von dem er wollte, dass es heftig entbrenne. (Aus der Herzensschule.)