Psalm 32,2
Andachten
Wohl dem Menschen, dem der HErr die Missetat nicht zurechnet, in des Geist kein Falsch ist. Denn da ich es wollte verschweigen, verschmachteten meine Gebeine. Denn deine Hand war Tag and Nacht schwer auf mir.
Was ist denn die Ursache, dass viele Erweckte so lange nicht zum Bewusstsein und Genuss des Friedens mit Gott hindurchdringen? Einige, die wohl erweckt sind, sind nicht gründlich erweckt. Wenn ein Mensch des HErrn Jesu teilhaftig werden will, so muss er mit seinem innersten Willen von der Gemeinschaft mit der Sünde austreten; er muss mit seiner Finsternis in das Licht des Heilandes kommen; es muss ihm darum zu tun sein, im Lichte Gottes je mehr und mehr die Finsternis und die verborgensten Fäden der Finsternis in seinem Herzen zu entdecken, und nichts vor dem Herrn zu verhehlen. Diesem Offenbarwerden weichen viele lange Zeit aus; vielleicht weil sie sich fürchten, ihre eigene Gerechtigkeit einzubüßen, vielleicht weil sie die Sünde noch heimlich nähren und pflegen, neben dem Leben aus Gott auch noch ein Leben des eigenen Ichs führen, mit anderen Worten: zwei Herren dienen, und kein ganzes Eigentum des HErrn Jesu werden mögen. So muten sie dem Heiland zu, er solle über ihren verborgenen Fleischessinn den Mantel seiner Gerechtigkeit hereinziehen, und ihnen seinen Frieden schenken, ob sie gleich die Finsternis noch lieb haben, und sich die feinere und verborgenere Gemeinschaft mit ihr nicht mögen ins Licht stellen lassen. Aber dies geschieht nimmermehr. Auf diese Art entstehen geistliche Zuckungen und Krämpfe. Der Geist Gottes offenbart der Seele diese oder jene Unart; die Seele aber will diese Unart nicht für so bedeutend ansehen, als sie in den Augen des Herrn ist; sie will sich nicht schuldig darunter geben, will nicht anerkennen, dass die Gemeinschaft mit dieser vielleicht sehr gering scheinenden Sünde ihr den Zugang zu der Gnade verschließe, sucht lieber die Ursache anderswo, und bleibt so in ihrem trüben Herzenszustande. Eure Untugenden, unter welche ihr euch nicht schuldig geben wollt, scheiden euch und euren Gott von einander. Wer aber seine Sünde bekennt, dem wird sie vergeben; der kann, eben unter solchem sich Schuldiggeben, seinen Versöhner und Bürgen und eben dadurch die Kraft finden, die Sünde zu überwinden. (Ludwig Hofacker)