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Psalm 31,1

Psalm 31,1

Andachten

Dein letztes Wort, Herr Jesu, war das des 31sten Psalms: „Vater, in Deine Hände befehle ich meinen Geist.“ Nun höre ich wieder den lieblichen Vaternamen von Dir, wie süß klingt er doch! Diese Benennung Deines Gottes ist ein deutliches Kennzeichen, dass Du allen seinen Willen vollbracht und recht vollkommen Gehorsam bewiesen hast, damit Du mit lauter Stimme und aller Freimütigkeit Vater sagen konntest. Ich könnte und dürfte Gott nie mit Freudigkeit Vater nennen, wenn ich mich nicht in Dein Verdienst einwickelte und in Deinen vollkommenen Gehorsam; denn ich bin in mir selbst ein gar böses, ausgeartetes, ungehorsames Kind. Wohl mir, dass ich Dich zu meinem Mittler habe, der mir bei meiner Schuld ganz unentbehrlich ist! – Dir lag im Sterben nichts an als Deine Seele: o dass auch mir im Leben und im Tode nichts so sehr anliegen möchte, als meine Seele, damit ich sie als eine Ausbeute davon bringe; dass ich doch mit Wahrheit wie David sagen könnte: ich trage meine Seele immer in meinen Händen! Schenke mir diese Klugheit der Gerechten, denn Seele verloren, Alles verloren. Herr Jesu, Du gibst Deine Seele als unser Haupt in die Hände des Vaters, und also mit derselben auch die Seelen Deiner Glieder. Wenn ich meinen unsterblichen Geist ansehe hier unter so vielen Gefahren, so wird es mir angst vor dem Durchkommen; betrachte ich ihn aber als mit Deinem Geiste vereinigt in den Händen des Vaters, so bin ich ganz getrost und meiner Seligkeit gewiss. – Du sprichst Dein letztes Wort mit einem lauten Geschrei aus: das mag wohl ein rechtes Siegesgeschrei heißen, denn das große Werk der Erlösung war glorreich vollbracht; aber auch ein Angstschrei, weil eben jetzt der Tod seinen unzerbrochenen Stachel mit ganzer Macht in Dein treues Herz schoss, den Du da erst zerbrechen musstest. Ach, Herr Jesu, dieses Dein lautes, letztes Sieges- und Angstgeschrei komme mir kräftig zu Statten im Leben und im Sterben. Lass michs im Leben Dir fleißig nachsprechen, so wird mirs nicht schaden, wenn ich auch in meinem Tode es nicht mehr sprechen könnte, denn Du hast es für mich gesprochen, es gilt mir wahrhaftig. Amen. (Friedrich Arndt)

Auslegungen

1. Ein Psalm Davids, vorzusingen. 2. HErr, auf dich traue ich, lass mich nimmermehr zu Schanden werden; errette mich durch deine Gerechtigkeit. 3. Neige deine Ohren zu mir, eilend hilf mir. Sei mir ein starker Fels, und eine Burg, dass du mir hilfst. 4. Denn Du bist mein Fels und meine Burg, und um deines Namens willen wollest du mich leiten und führen. 5. Du wollest mich aus dem Netz ziehen, das sie mir gestellt haben; denn Du bist meine Stärke. 6. In deine Hände befehle ich meinen Geist; du hast mich erlöst, HErr, du treuer GOtt. 7. Ich hasse, die da halten auf lose Lehre; Ich hoffe aber auf den HErrn. 8. Ich freue mich und bin fröhlich über deiner Güte, dass du mein Elend ansiehst, und erkennst meine Seele in der Not, 9. Und übergibst mich nicht in die Hände des Feindes; du stellst meine Füße auf weiten Raum. 10. HErr, sei mir gnädig, denn mir ist angst; meine Gestalt ist verfallen vor Trauern, dazu meine Seele und mein Bauch. 11. Denn mein Leben hat abgenommen vor Betrübnis, und meine Zeit vor Seufzen; meine Kraft ist verfallen vor meiner Missetat, und meine Gebeine sind verschmachtet. 12. Es geht mir so übel, dass ich bin eine große Schmach geworden meinen Nachbarn, und eine Scheu meinen Verwandten; die mich sehen auf der Gasse, fliehen vor mir. 13. Meiner ist vergessen im Herzen, wie eines Toten; ich bin geworden, wie ein zerbrochenes Gefäß. 14. Denn Viele schelten mich übel, dass Jedermann sich vor mir scheut; sie ratschlagen mit einander über mich, und denken mir das Leben zu nehmen. 15. Ich aber, HErr, hoffe auf dich, und spreche: Du bist mein GOtt! 16. Meine Zeit steht in deinen Händen. Errette mich von der Hand meiner Feinde, und von denen, die mich verfolgen. 17. Lass leuchten dein Antlitz über deinen Knecht; hilf mir durch deine Güte. 18. HErr, lass mich nicht zu Schanden werden, denn ich rufe dich an. Die Gottlosen müssen zu Schanden und zum Schweigen gebracht werden in der Hölle. 19. Verstummen müssen falsche Mauler, die da reden wider den Gerechten, steif, stolz und höhnisch. 20. Wie groß ist deine Güte, die du verborgen hast denen, die dich fürchten, und erzeigst denen, die vor den Leuten auf dich trauen. 21. Du verbirgst sie heimlich bei dir vor Jedermanns Trotz; du verdeckst sie in der Hütte vor den zänkischen Zungen. 22. Gelobt sei der HErr, dass er hat eine wunderliche Güte mir bewiesen, in einer festen Stadt. 23. Denn Ich sprach in meinem Zagen: Ich bin von deinen Augen verstoßen; dennoch hörtest du meines Flehens Stimme, da ich zu dir schrie. 24. Liebt den HErrn, alle seine Heiligen. Die Gläubigen behütet der HErr, und vergilt reichlich dem, der Hochmut übt. 25. Seid getrost und unverzagt, alle die ihr des HErrn harrt.

Der 31. Psalm heißt 1) in seiner Überschrift: Ein Psalm Davids, vorzusingen. Wir können aber nicht genau wissen, aus welcher Veranlassung und um welche Zeit der Psalm gemacht sei. Der Inhalt selbst gibt nicht undeutlich zu erkennen, dass es mit Davids Not um selbige Zeit müsse aufs Höchste gekommen sein; wobei er sich des Lebens erwogen, und nur bloß noch seinen Geist GOtt anbefohlen mit dem Seufzer, der nachmals unser liebster Heiland selbst in Seiner letzten Not gebraucht. Nach endlich erfolgter Rettung aber hat David in diesen Psalm gefasst, was ihm in seinem vorigen Notstand Furchtsames und Gläubiges vorgekommen, und wie Beides in ihm gestritten habe, und was nun alle redlichen Gnadengenossen GOttes hieraus zur Lehre und Glaubens-Stärkung nehmen sollen. 2) David beschreibt seinen guten Kampf, den er gekämpft, erstlich von der Seite her, wie Zuversicht und Freudigkeit nach der Empfindung der Not die Oberhand gehabt haben, V. 29. 3) Er legt aber nun auch solche Erfahrungen, und die darunter aufgestiegenen Seufzer vor, da die Empfindung der Not und Gefahr fast über die Glaubens-Zuversicht den Überschwang gewinnen wollte, V. 10-20. 4) Er zeigt nun, wie man dies sein Exempel und die an ihm kund gewordenen Wege des HErrn gebrauchen könne und solle, V. 21 bis zum Schluss. (Karl Heinrich Rieger)

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