Sie befinden sich hier: Andachtsbibel » at » Psalter » Psalm 28,1
Zuletzt angesehen: Psalm 34,7 Psalm 28,1

Psalm 28,1

Psalm 28,1

Andachten

Es irret mich nicht, mein Jesus, dass Du, der Heiland der Menschen, voll Blut und Wunden in Schmach eines Missetäters das schwere Kreuz nach Golgatha trägst, um an demselben zu sterben. Es irret mich nicht, dass Du so matt wirst und unter dieser Last beinahe erliegst. Es irret mich nicht, dass Du in Dein Eigentum gekommen bist und die Deinen Dich nicht aufgenommen haben, sondern Dich durch den Kreuzestod auszurotten gedenken. Vielmehr sind das mir die deutlichsten Kennzeichen, dass Du mein Erlöser bist. Tausendmal sei Dir gedankt für die Übernahme des schweren Kreuzes, mit welchem Du meine und aller Menschen Sündenlasten getragen. Nun, so trage nur meine Sünden hin an’s Kreuz und ins Grab, trage sie aus den Augen und dem Andenken des Vaters hinweg, trage sie von meinem Herzen und Gewissen weg. Lass mich aber auch diese große Gnade, dass Du meine Sünden hinweggetragen, in einem völligen Glauben und nach der Absicht Deines treuen Herzens genießen. – Dein Weg geht den Gang des 28. Psalms, er geht zum Kreuz und vom Kreuz zum Himmel: ist für mich wohl ein angenehmerer Weg zu finden als dieser? O mache mich willig und tüchtig, ihn zu gehen, Du Heerführer und Herzog meiner Seligkeit, und lass mich ja keinem andern nacheilen. Alle andern Wege führen stracks in die Hölle; aber Dir nachfolgen auf dem Leidenswege, das führt gerade in den Himmel. Lass mich Dir nachfolgen durch Deine Kraft, so gut ich kann; und ob ich schon mit meinem schwachen Kinderschritte Dich nicht völlig erreichen kann, so lass mich desto mehr meine Hände nach Dir ausstrecken, damit, wenn ich fallen will, Du mich sogleich mit Deiner stärkenden Helfershand ergreifen kannst. Sonst kostet’s viel, wenn man eine weite Reise macht, Dich hat’s wahrlich auch viel gekostet; Dein teures Blut und Leben, ja Alles hast Du daran gewagt. Da hast Du aber auch zugleich für mich die Reisekosten bezahlt; Notdurft, Nahrung und Erquickung hast Du mir erworben; überfällt mich Mattigkeit, so darf ich mich auf Dich lehnen. So machst Du meine Leidensbahn zu einem Himmelsweg. Amen. (Friedrich Arndt)


Mein Gott, des Tages rufe ich, so antwortest du nicht; und des nachts schweige ich auch nicht.

Wenn ich rufe zu dir, Herr, mein Hort, so schweige mir nicht, auf das nicht, wo du schweigest, ich gleich werde denen, die in der Hölle fahren.
(Psalm 28,1)
Wie lange willst du mein so gar vergessen? Wie lange verbirgst du dein Antlitz vor mir?
(Psalm 13,1)

Ärgere dich nicht an dem lieben Gott, wenn er mit dir verfährt, wie mit seinen liebsten Freunden, die er oft lange rufen und schreien lässt, ohne ein Zeichen zu geben, dass er höre; dass sie beinahe verzagen, und dass sie sich schon wie in der Hölle glauben. Ärgere dich nicht, wenn du auf alle deine Gebete keine Antwort erhältst, wenn du immer rufen musst: Ach, wie so lange?!! Wenn es dir scheint, der Herr habe deiner vergessen, er achte gar nicht auf dein Gebet. Sieh, so haben es alle Lieblinge Gottes vor dir erfahren. Keine Antwort auf deine heißen Gebete ist doch Antwort, und die heißt: Warte, harre, schweige, leide, ringe, hoffe. Am Ende wirst du doch auch mit David, der noch mehr, als du, klagte, sagen können, was er (Psalm 13,6) bekannte. Ich hoffe aber darauf, dass du so gnädig bist; mein Herz freuet sich, dass du so gern hilfst. Ich will dem Herrn singen, dass er so wohl an mir tut. So sehr jetzt der Herr schweigt und dich betrübt, so laut und erfreuend wird er sprechen. So voll Klagen jetzt dein Herz ist, eben so voll Freude und Frohlocken wird dein Mund werden, wenn der Herr für gut findet, dir zu antworten. (Johannes Evangelista Gossner)


1. Ein Psalm Davids. Wenn ich rufe zu dir, HErr, mein Hort, so schweige mir nicht, auf dass nicht, wo du schweigst, ich gleich werde Denen, die in die Hölle fahren. 2. Höre die Stimme meines Flehens, wenn ich zu dir schreie, wenn ich meine Hände aufhebe zu deinem heiligen Chor. 3. Zeuch mich nicht hin unter den Gottlosen und unter den Übeltätern, die freundlich reden mit ihrem Nächsten, und haben Böses im Herzen. 4. Gib ihnen nach ihrer Tat und nach ihrem bösen Wesen; gib ihnen nach den Werken ihrer Hände; vergilt ihnen, was sie verdient haben. 5. Denn sie wollen nicht achten auf das Tun des HErrn, noch auf die Werke seiner Hände - darum will Er sie zerbrechen, und nicht bauen. 6. Gelobt sei der HErr; denn Er hat erhört die Stimme meines Flehens. 7. Der HErr ist meine Stärke und mein Schild, auf Ihn hofft mein Herz, und mir ist geholfen; und mein Herz ist fröhlich, und ich will Ihm danken mit meinem Lied. 8. Der HErr ist ihre Stärke. Er ist die Stärke, die seinem Gesalbten hilft. 9. Hilf deinem Volk, und segne dein Erbe, und weide sie, und erhöhe sie ewiglich.

Vers 1. „Wenn ich zu dir rufe, HErr, mein Hort, so schweige mir nicht, auf dass nicht, wo du schweigst, ich gleich werde Denen, die in die Hölle fahren.“ Wenn Gott unsere Bitten nicht erhört, so sollen wir forschen, warum? Gott will uns oft damit zu verstehen geben, dass wir nicht recht gebetet haben. Wenn wir es aber erkennen, müssen wir nicht dabei stehen bleiben und zu Denen gehören, die Er nie erhört. O nein! Denn wenn wir des HErrn Sprache nie hören und verstehen lernten, so wären wir den Ungläubigen gleich, von denen hier gesagt ist, dass sie in die Hölle fahren. Das aber ist nicht Gottes Wille, sondern Er will, dass allen. Menschen geholfen werde; und darum sollen wir mit David beten: „Wenn ich zu dir rufe, so schweige mir nicht.“ Wenn wir erkennen, dass wir bis jetzt noch nicht recht gelebt und gebetet haben, so sollen wir nicht trauern und zagen, nicht stille stehen und jammern, und stets auf unser verkehrtes Leben sehen, sondern wir sollen einfach umkehren, und anfangen, anders zu leben, anders zu beten, und stets auf Ihn, den Gekreuzigten, blicken. Wenn man einem Reisenden sagt, er habe einen falschen Weg eingeschlagen, so wird er auch keinen Schritt mehr vorwärts tun, wenn er Verstand hat, er wird auch nicht hinsitzen und weinen, sondern er wird sogleich umkehren auf den rechten Weg, und auf der neuen Bahn seine Schritte verdoppeln, um das Verlorene wieder einzuholen. So müssen wir es auch mit unseren verkehrten Wegen machen.

Vers 2. „Höre die Stimme meines Flehens, wenn ich zu dir schreie, wenn ich meine Hände aufhebe zu deinem heiligen Chor.“ Da dürfen wir dem HErrn sein eigenes Wort vorhalten und sagen: du hast verheißen: „Ehe sie rufen, will ich hören; wenn sie noch reden, will ich antworten.“ So ist es auch bei Daniel geschehen, da Gott ihm einen Engel sandte, als er anfing zu beten. Nun sagen aber viele, sie dürfen ihre Hände nicht aufheben, weil es keine reinen, heiligen Hände seien. Das wäre wahr, wenn es in der Bibel stünde: „nur heilige Hände.“ Bei dem Volk im alten Bund durfte der Priester erst ins Heiligtum gehen, wenn er sich gereinigt hatte. Seele, wenn es dir Ernst ist mit deinem Bedenken, wenn du einsiehst, dass du unrein bist, so gehe zum HErrn und sage Ihm: „Ich kann mich nicht reinigen, es muss durch dein Blut geschehen; du, der du die Kelter des Zorns Gottes allein getreten, du kannst auch allein Sünden hinwegnehmen; du kannst dies mein unsauberes Kleid waschen und mich begürten mit dem Kleid des Heils und mir geben den Rock der Gerechtigkeit.“ Wenn wir so anhalten um die Reinigung unserer sündigen Herzen, so wird Er gewiss ein solches Gebet annehmen, und es wird Ihm ein angenehmes Opfer sein.

Vers 3. „Freundlich reden und Böses im Herzen haben,“ ist etwas Schreckliches. Jedes sollte sich prüfen, ob es frei davon ist. Jede unwiedergeborene Seele muss bekennen, dass sie es oft tut; und jede wiedergeborene Seele muss gestehen, dass sie es oft getan hat. Es ist nicht möglich, dass unbekehrte Herzen den rechten Aushängeschild haben; das Äußere sieht immer schöner aus, als das Innere. Prüft euch doch, ob ihr in diesem Stück bekehrt seid; ob ihr redet, wie ihrs im Herzen habt.

Vers 4. Wenn wir im alten Bund von der Rache und Wiedervergeltung des Bösen lesen, so müssen wir Gott recht danken, dass wir im neuen Bund leben, wo die Gnade über dem Rechte steht. Seele, handelst du nicht wie im alten Bund? Wünschst du nicht Böses Denen, die dir Böses tun? Das wäre ein schönes Christentum! Wir müssen allen, auch unseren Feinden und Widersachern, nur Segen wünschen. Denn wer einen lebendigen Heiland hat, will ganz gewiss keine Vergeltung des Bösen; sondern da heißts: „Vergilt ihnen mit Gutem!“ Wenn uns jemand Unrecht tut, so wird es uns zum großen Segen, wenn wir dadurch die Person, die uns drückt, immer mehr lieben lernen. Wir dürfen wohl das Unrecht den Seelen vorhalten; aber nicht aus dem Grund, dass wir dann weniger zu leiden hätten, sondern aus Liebe zu den Seelen sollen wir es tun, dass sie nicht verloren gehen.

Vers 6. „Gelobt sei der HErr, denn Er hat erhört die Stimme meines Flehens.“ Wenn wir auf das Wort Gottes achten, und nach dem Wort beten in demselben Sinn und Geist, so können wir schon im Beten, während wir vor dem HErrn auf den Knien liegen, merken, ob unser Gebet angenommen ist. Aber auch ohne Gefühl müssen wir es glauben, dass wir erhört sind; wir müssen es glauben, auch wenn wir nichts verspüren, weil die Schrift es sagt, dass Gott die Stimme unseres Flehens erhöre. Ja im Voraus sollen wir Gott loben mit der Gewissheit des Glaubens. Wir dürfen aber beim Beten nicht auf den Gegenstand oder die Sache blicken, um die wir bitten wollen, auch nicht auf die Hindernisse und Schwierigkeiten, nicht auf Personen und Verhältnisse, nicht auf Kranke und Krankheiten, sondern allein auf das Wort und auf den HErrn. Wir müssen auch nach dem Beten nicht ins Fragen hineinkommen und darüber nachdenken, wie es wohl gehen werde; nein, wir müssen dem HErrn alles überlassen, wie Er es hinausführen werde; dann kommt alles recht. Der Gott, der die Väter im alten Bund und die Glaubensmänner im neuen Bund, die nur auf Ihn, den Anfänger und Vollender des Glaubens sahen, so herrlich geführt und so mächtig gestärkt hat, ist immer noch der Gleiche; Er wird auch uns recht führen. Aber an unserem Unglauben, unserem Wankelmut liegt es, dass wir so viele herrliche Erfahrungen nicht machen können. - Petrus konnte festen Trittes auf dem Wasser gehen, so lange er auf den HErrn allein sah; als er aber seitwärts auf die Wellen schaute, da fing er an zu zagen und zu sinken!

Vers 7. Es gibt viele, die in ihrem Herzen Plagegeister haben und auch ihre Umgebung damit quälen. Nur bei dem HErrn können wir lernen, von solchen Plagegeistern uns nicht mehr quälen zu lassen. Wenn wir von Ihm uns unterrichten lassen, kann Er uns solche Stärke geben, dass wir wie eine eherne Säule und wie eine feste Mauer dastehen. Seele, wenn Er deine Stärke und dein Schild ist, was brauchst du dann zu fürchten? Alle anderen Kräfte sind Rohrstäbe; wenn wir etwas anderes, als Ihn, für unsere Stärke halten, so können wir nicht bestehen. Ist es nicht unsere Schuld, wenn wir diesen Schild nicht kennen? Wenn wir in der Tat sagen können: „Auf Ihn hofft mein Herz,“ so ist uns auch geholfen; denn wenn wir auf Ihn hoffen, so lässt Er uns nicht vergebens auf Hilfe harren. Wir sollten uns schämen vor dem Hauptmann, der ein Heide, und vor dem kananäischen Weiblein, welche ebenfalls eine Heidin war. Sie haben sich nicht abweisen lassen. Sie haben seinem Worte unbedingt getraut und geglaubt. Ja, durch nichts lässt sich diese Heidin abschrecken, nicht einmal durch die abweisende Antwort des Heilandes: „Es ist nicht fein, dass man der Kinder Brot vor die Hunde werfe.“ Sie nimmt dieses Wort an, ohne sich beleidigen zu lassen, sie fühlt, dass es wahr sei, und kann die Wahrheit, die ihr Jesus sagt, ertragen. Wie steht es mit uns Christen? Hören wir auch gerne die Wahrheit, und nehmen wir sie an, wie diese Heidin, oder wollen wir nur Freundliches, Liebliches, Süßes hören? O, die bittere Wahrheit ist so gesund für den Seelenmagen. Die Wahrheit macht frei; Diejenigen, welche die Wahrheit annehmen und ertragen, werden frei. Das Weib sagte: „Ja, HErr!“ Ach, wie viele hätten schon überwunden, wenn sie nur „Ja HErr!“ sagten; aber so viele unter den Frommen können kein unfreundliches Wort ertragen, noch weniger eine Ungerechtigkeit. Wenn ihnen etwas in den Weg kommt, lässt es sie nicht schlafen. Woher kommts? Es kommt vom eigenen Ich, das noch so stark, das noch so lebendig ist. Wie viele Fromme ließen sich abweisen, wenn Jesus ihnen solche Antwort gäbe, wenn Er sie „Hunde“ hieße! Aber der holdselige Jesus weiß wohl, was Er sagt. Die Kanaaniterin glaubte es, sie nahm das Wort für sich und sagte: „Ja, Herr!“ Sie wurde nicht böse, nicht aufgeregt darüber. O, an jenem Tag wird diese Heidin aufstehen, gegen die falschen Frommen zu zeugen. O, folgt der Kanaaniterin nach, ihr, die ihr gestehen müsst: „Ich habe die Wahrheit bis auf diese Stunde nicht ertragen mögen, ich bin in der Demut, in der Selbsterkenntnis noch hinter der Kanaaniterin zurück.“ O lasst euch lehren und bekehren. Unter alle müssen wir uns stellen können, wenn unsere Frömmigkeit der Nachfolge Jesu gleich sein soll.

Wenn wir nicht vom HErrn selbst die Frömmigkeit gelernt haben, so können wir nicht bestehen. Alles eigen Gemachte muss untergehen; nur was nach seinem Sinn und Geist ist, hält Stand. Darum müssen wir ausgekleidet und nicht überkleidet werden. Sobald der HErr unsere Stärke und unser Schild ist, so können auch wir sagen: „Auf Ihn hofft unser Herz und uns ist geholfen.“ Dann können auch wir fröhlich sein, wir sind dann keine Kopfhänger. Die aber können nicht fröhlich sein, welche nur fromm scheinen; auch nicht die Wetterchristen, die Barometerchristen, bei denen an trüben Tagen der Mut sinkt, wie das Quecksilber im Glas, die nur einen Schönwetterglauben haben, der im Tiegel der Trübsal nicht aushält. Die wahrhaftigen Christen sind allezeit fröhlich; sie sprechen: „Der Herr ist meine Stärke und mein Schild, und ich will Ihm danken mit einem Lied auch im Trübsalswetter, auch mitten unter Feinden und Verfolgern.“ Es gibt viele, die ganz wohl wissen, was ihnen fehlt. Sie sagen: „Ich erkenne es; es muss anders werden,“ und doch bleiben sie immer die Gleichen. Fehlt es da am Heiland? Will Er es so haben? Nein! Aber da fehlt es, dass sie zu zärtlich gegen sich selbst sind, dass sie das eigene Wesen und Leben nicht töten und vom HErrn keine Willenskraft und Überwindungskräfte erbitten, um von nun an das zu meiden, was sie als Sünde erkennen. Wenn ich weiß, dass Zorn, Geiz, Stolz, böse Lust usw. Sünde ist, und ich tue sie doch, so sündige ich ja vorsätzlich und bin doppelter Streiche wert. Wenn ich aber sage, ich sei zu schwach, um zu überwinden, so kommt das vom alten Lügner; es ist gerade wie bei den Kindern, denen man alle Unarten zulässt, weil sie krank sind. Aber die auf den HErrn hoffen, deren Stärke ist Er selber; Er ist die Stärke, die seinem Gesalbten hilft. Sind wir gesalbt mit dem heiligen Geist der Verheißung, dann verhilft Er uns von einem Sieg zu dem anderen. Wo dieser heilige Geist wohnt, kann Sünde und unheiliges Wesen nicht daneben bestehen. Die Sünde darf man nie entschuldigen. Es sagte mir jemand, er könne nichts dafür, dass er oft zornig werde, das komme von seiner kranken Leber; ich sagte ihm aber, es sei gerade umgekehrt, die Leberkrankheit komme vom Zorn her, nicht der Zorn von der Krankheit. Das böse Wesen macht uns krank. Die Sünde muss man lassen, dann hört die Krankheit schon auf; und die Sünde kann man lassen. Gott ist stärker, als das böse Wesen, und darum dürfen wir Ihm getrost sein Wort vorhalten, worin Er die Kräfte zum Überwinden verheißen hat. Mit Gott können wir es wagen, nur nicht im Selbstvertrauen und in eigener Kraft. Viele sagen auch: „Es kann nicht alles in einem Tag geschehen.“ Ja, wohl! Aber dem Heiland möchte ich nicht Schuld geben. Aus einem Saulus ist ein Paulus geworden, weil er zufuhr und sich nicht mit Fleisch und Blut besprach, als ihm der HErr vom Himmel rief. Da fehlt es bei euch; ihr besprecht euch noch mit Fleisch und Blut; ihr lasst euch mit dem Teufel noch in ein Gespräch ein, wie Eva; ihr disputiert und zankt mit ihm, statt ihm auf sein Einreden kein Wort zu erwidern. Er hat ja keine Macht mehr. Jesus hat ihm am Kreuz auf Golgatha alle Macht genommen. „Mir ist gegeben alle Gewalt,“ sagt Jesus. Wir müssen also den Feind nicht mehr anblicken, sondern im Glauben den allein, der stärker ist als der Starke. - Es kam einst eine Frau hierher, die elf Jahre lang an Krämpfen krank gewesen. Es war eine aufrichtige Seele. Sie weinte und sagte: „Ich weiß wohl, dass diese schrecklichen Krämpfe vom Teufel kommen. Dieser ist eben zu stark, darum bin ich nicht frei geworden, so viel wir auch gebetet haben.“ Ich sagte ihr, sie solle nicht weinen, sondern wissen, dass sie gar nicht den Starken, sondern allein den Stärkeren anzublicken habe; sie brauche mit keinem Blick auf die Macht des Teufels, sondern nur auf Jesum zu sehen, sie dürfe es fest glauben. Die Frau fasste das in aller Einfalt und wurde gesund. Ein Bruder kam nachher und sagte: „Was hast du auch mit ihr gemacht; wir haben doch auch gebetet?“ Ich musste sagen: Gar nichts habe ich gemacht; aber der Stärkere nahm dem Starken den Harnisch. Ich habe ihr nur den Weg gewiesen.“ Wir können euch nicht helfen und euch gar nichts geben, auch unser Beten tuts nicht; wir können euch nur den Weg zeigen; wer aber folgt und den Weg einschlägt, der bekommts vom HErrn selber um seines Wortes willen, weil Er es verheißen hat. Dann haben wir nichts zu tun, als zu danken, und wie David zu sagen: „Ich will Ihm danken mit meinem Lied.“

Vers 9. „Hilf deinem Volk, und segne dein Erbe, und it weide sie und erhöhe sie ewiglich.“ - Nicht nur sein Volk, auch sein Erbe müsst ihr sein. Ihr müsst zum göttlichen Adel gehören und die Zeichen desselben an euch haben. Dies Zeichen und Wappen ist die Demut, das Dienen. Jesus kam, dass Er diene, nicht dass Er sich dienen lasse. Viel zu wenige tragen dieses Zeichen, viel zu wenige gehören zu diesem Adel.(Dorothea Trudel)


Ein Schrei ist der natürlichste Ausdruck der Angst und die geeignetste Art, unsere Empfindungen zu äußern, wenn uns alle andern Mittel, uns verständlich zu machen, fehlschlagen; aber solch ein Aufruf muss ganz allein an den Herrn gerichtet sein, denn der Ruf zu den Menschen verhallt umsonst und ungehört. Wenn wir der Bereitwilligkeit eingedenk sind, mit welcher der Herr auf unser Flehen hört, so haben wir den allerbesten Grund, unsere Anliegen unmittelbar vor den Gott unsers Heils zu bringen. Es wäre vergeblich, wenn wir am Tage des Gerichts wollten die Felsen anrufen, aber unser Fels höret auf unser Schreien.

„Schweige mir nicht!“ Wer nur ein Lippendiener ist, begnügt sich mit seinem Beten, und wartet auf keine Erhörung; aber ein echter Beter kann das nicht; er begnügt sich nicht damit, dass das Gebet an und für sich im Stande ist, das Gemüt zu beruhigen und den eigenen Willen zur Geduld und zum Gehorsam zu führen; er muss mehr empfangen, will wirkliche Erhörung vom Himmel erlangen, sonst hat er keine Ruhe; und nach dieser Erhörung sehnt er sich bald, und wenn Gott ein wenig schweigt, so ängstigt er sich. Gottes Stimme ist oft so furchtbar, dass die Wüste darob erzittert; aber nicht minder schmerzlich ist sein Schweigen einem dringenden Beter. Wenn Gott Sein Ohr zu verschließen scheint, dürfen wir darum unsern Mund nicht auch zutun, sondern wir müssen nur um so ernstlicher rufen; denn wenig unsere Stimme vor Angst und Schmerz heiser wird, verweigert Er uns Seine Erhörung nicht lange. In was für eine schreckliche Lage kämen wir, wenn der Herr auf all unser Bitten ewig stumm bliebe? „Auf dass nicht, wo Du schweigest, ich gleich werde denen, die in die Hölle fahren.“ Des Gottes beraubt, der Gebete erhört, wären wir in einem erbarmungswürdigeren Zustand, als wenn wir tot im Grabe lägen, und würden bald so tief gesunken sein, wie die Verlorenen in der Hölle. Wir müssen Erhörung finden auf unsere Gebete: unser Anliegen erfordert dringend Erhörung; gewiss wird der Herr zu uns „Friede“ sagen, denn Er kann es nicht ertragen, dass Seine Auserwählten sollten umkommen. (Charles Haddon Spurgeon)


Wenn ich rufe zu Dir, HErr, mein Hort, so schweige mir nicht, auf dass nicht, wo Du mir schweigst, ich gleich werde denen, die in die Hölle fahren.
Mit diesen Worten will David sagen: Ach, mein lieber Gott, mein Hort, d. i. mein Fels, dahin ich meine Zuflucht habe! Das ist mein einiger Trost in meinem Leben, der mich noch erquickt und erhält, dass Du mein gnädiger Gott bist, mein Gebet erhörest, mir antwortest und mich tröstest. Das ist mein Leben; wenn das nicht wäre, so wäre ich lebendig tot und zwischen mir und den Toten kein Unterschied: Denn die Toten loben Dich nicht; darum schweige nicht, wenn ich rufe, sondern antworte mir und tröste mich. Hier lehrt uns der heil. Geist, was das Allerbeste in unserm ganzen Leben sei. Nämlich: Einen gnädigen Gott durch Christum haben, beten, mit Gott reden, Gottes Trost und Hilfe in aller Trübsal durchs Gebet erlangen. Denn das ist das rechte Leben, nicht allezeit mit zeitlichen Dingen. umgehen; denn wer nur mit vergänglichen Dingen umgeht, wird mit vergehen, sondern mit Gott handeln, sein Herz im Gebet zu Ihm wenden, und das rechte himmlische und ewige Leben allhier anfangen. Darum sagt Paulus: Betet ohne Unterlass!

Mache dich, mein Geist, bereit, wache, fleh und bete, dass dich nicht die böse Zeit unverhofft betrete; denn es ist Satans List über viele Frommen zur Versuchung kommen. (Johann Arnd)

Auslegungen

1. Ein Psalm Davids. Wenn ich rufe zu Dir, HErr, mein Hort, so schweige mir nicht, auf dass nicht, wo du schweigst, ich gleich werde denen, die in die Hölle fahren. 2. Höre die Stimme meines Flehens, wenn ich zu dir schreie, wenn ich meine Hände aufhebe zu deinem heiligen Chor. 3. Ziehe mich nicht hin unter den Gottlosen, und unter den Übeltätern, die freundlich reden mit ihrem Nächsten, und haben Böses im Herzen. 4. Gib ihnen nach ihrer Tat, und nach ihrem bösen Wesen; gib ihnen nach den Werken ihrer Hände; vergilt ihnen, was sie verdient haben. 5. Denn sie wollen nicht achten auf das Tun des HErrn, noch auf die Werke seiner Hände; darum wird er sie zerbrechen, und nicht bauen. 6. Gelobt sei der HErr: denn er hat erhört die Stimme meines Flehens. 7. Der HErr ist meine Stärke und mein Schild, auf ihn hofft mein Herz, und mir ist geholfen; und mein Herz ist fröhlich, und ich will ihm danken mit meinem Liede. 8. Der HErr ist ihre Stärke; Er ist die Stärke, die seinem Gesalbten hilft. 9. Hilf deinem Volk, und segne dein Erbe, und weide sie, und erhöhe sie ewig.

Der 28. Psalm heißt in seiner Überschrift 1) ein Psalm Davids. Dem Inhalt selber ist so viel anzuspüren, dass David aus einer uns eben nicht bekannten Veranlassung einen tiefen Eindruck von GOttes Gerichten muss bekommen haben, der ihn ins Gebet getrieben, darin er um Würdigkeit, vor GOtt zu stehen, und allem Widrigen zu entfliehen, angehalten, und sich auf seinen deshalb schon in ihn gelegten Hoffnungsgrund erbaut hat. Man hört also 2) wie David nicht ohne Angst um Erhörung seines Gebets und bei derselben um Sicherheit vor GOttes Gerichten anhält, und dabei dem großen GOtt in Seinem Gericht Recht gibt, V. 1-5. 3) David dankt seinem GOtt, der ihn mit der Erhörung seines Gebets getröstet hat, und fasst über sich und das ganze Volk GOttes eine gute Zuversicht, V. 6. bis zum Schluss. O Mensch! Achtest du auch auf das Tun des HErrn? und nimmst du auch zu Herzen, was GOtt zu Seinen Zeiten für Gerichte übt, brauchst du Alles als ein Vorspiel aufs künftige Gericht? und gibst du dich ins Wachen und Beten, dass du würdig werdest, zu entfliehen dem Allem, was geschehen soll, und zu stehen vor des Menschen Sohn? Hast du auch unter dem Druck schwerer Zeiten einen Grund der Hoffnung in dir, eine Einsicht in die Breite, Länge, Höhe und Tiefe der Liebe GOttes, dass du dem lieben GOtt zutrauen kannst: Sein Aushelfen, Segnen, Weiden und Leiten werde dir gewiss sein, bis in das ewige Erhöhen hinein? (Karl Heinrich Rieger)

Predigten

Diese Website verwendet Cookies. Durch die Nutzung der Website stimmen Sie dem Speichern von Cookies auf Ihrem Computer zu. Außerdem bestätigen Sie, dass Sie unsere Datenschutzbestimmungen gelesen und verstanden haben. Wenn Sie nicht einverstanden sind, verlassen Sie die Website.Weitere Information
at/19/psalm_28_1.txt · Zuletzt geändert: von aj
Public Domain Falls nicht anders bezeichnet, ist der Inhalt dieses Wikis unter der folgenden Lizenz veröffentlicht: Public Domain