Psalm 137,7
Andachten
Herr, gedenke der Kinder Edoms am Tage Jerusalems, die da sagen: Rein ab, rein ab, bis auf ihren Boden.
Die Edomiten hatten sich gefreut, als Jerusalems Mauern fielen; obwohl verwandter Abkunft mit Israel, hätten sie letzterem doch gern den Todesstoß gegeben. Die National-Eifersucht wie der Religionsfanatismus können ein höllisches Feuer anzünden. Aber die Weltmächte, wenn sie auch sagen: Rein ab, rein ab, bis auf ihren Boden, können doch dem Volk Gottes nichts abbrechen von den Verheißungen, die Gott selber mit seinem eigenen Blute versiegelt hat. Die Kirche Christi, wenn sie noch so sehr zu Boden liegt, kann zu der Welt sagen: Freue dich nicht, meine Feindin, dass ich darnieder liege; ich werde wieder aufkommen. Und so ich im Finstern sitze, so ist doch der Herr mein Licht. Ist der Herr der Herrlichkeit durch Schmach und Tod gegangen, so geht es seiner Gemeinde auch so; aber nur, damit sie, wie er, durch Leid und Tod gekrönt werde und dann eine Stadt bewohne, die einen ewigen Grund hat. Und was von dem ganzen Volk Gottes gilt, das gilt auch von jeder einzelnen Seele, in welcher die Gnade ihr Werk hat. Der Feind kann solch einer Seele auf zweierlei Art zusetzen. Er kann ihr zuerst die Leckerbissen Babels so süß machen, dass, wenn es möglich wäre, Jerusalem und die Dinge, die droben sind, ihr ganz aus dem Gedächtnis kämen. Erreicht er so seinen Zweck nicht, so legt er Sturm an und sagt auch: Rein ab, als ob in den Sündenkämpfen nichts mehr von Christo übrig bliebe. Aber der Feind ist geschlagen, Christus hat ihn vom Himmel fallen sehen, wie einen Blitz, und am Kreuz ist vollends seine Macht gescheitert. Rein ab hat in der Auserwählten Mund einen andern Sinn gewonnen; auch sie sagen: Rein ab und Christo an, so ist's getan. Gib her dich selber und deine eigene Gerechtigkeit, und in Jesu Wunden bist du geborgen auf immer und ewig. Die auf den Herrn hoffen, werden nicht fallen, sondern ewig bleiben, wie der Berg Zion. Um Jerusalem her sind Berge, und der Herr ist um sein Volk her von nun an bis in Ewigkeit. (Friedrich Lobstein)