Sie befinden sich hier: Andachtsbibel » at » Psalter » Psalm 102,18
Zuletzt angesehen: Psalm 10,4 Psalm 102,18

Psalm 102,18

Psalm 102,18

Andachten

Er wendet sich zum Gebete der Verlassenen und verschmähet ihr Gebet nicht.

Der natürliche Mensch traut sich Alles selbst zu, und kann nichts recht machen. Alles ist verkehrt, was seine Hand anfasst, was er tut, weil sein Herz und Sinn verkehrt ist. Der Begnadigte, Erleuchtete, erkennt sein gänzliches Unvermögen zu allen Zeiten, und traut daher nicht auf die Streitwagen und Rosse der eignen Kraft, sondern allein auf den Namen des Herrn, betet, ringt und harret zu Gott, durch welchen er Alles vermag. Denn Gott rüstet jeden, der ihn darum anruft, mit Kraft, und bewahret ihn vor Fehltritten. Ja, der Herr kann den Schwächsten, der allein auf ihn vertraut, so stärken und beleben, dass er gleich den Hirschen mutig und brünstig in seinen Wegen wandelt, über alle Höhen und Berge der Trübsal, und Beschwernisse hineilt und zum Ziele dringt. Kein Schwacher, kein Elender, der sich wirklich so fühlt, verzage, er bete nur fleißig und zuversichtlich um Kraft; denn der Herr kennt unser Elend und unsere Schwachheit besser, als wir selbst, weiß besser als wir, dass wir nichts, gar nichts ohne ihn vermögen, und dass wir erliegen und verloren gehen müssen, wenn er uns nicht hilft. Da er nun ernstlich will, dass wir nicht verloren gehen, sondern selig und herrlich werden, so muss er ja helfen, wenn wir auch wollen und um Hilfe bitten. Das glaube fest; denn es ist Wahrheit, und diese Wahrheit macht dich stark, und deine Füße gleich den Hirschen. (Johannes Evangelista Gossner)


Das werde geschrieben auf die Nachkommen: und das Volk, das geschaffen soll werden, wird den HErrn loben, Ps. 102,19. Weil dann auch wir Nachkommen derjenigen sind, welche zur Zeit des Propheten lebten, der diesen Psalmen gemacht hat, so sollen wir dafür halten, dass seine Worte auch für uns geschrieben seien; und weil wir zu einem Volk gehören, das nach Seiner Zeit geschaffen worden ist, so sollen wir den HErrn wegen der Erfahrung Seiner Barmherzigkeit, mit welcher Er Sich zum Gebet der Verlassenen wendet, loben. Ein Mensch kann leicht in Umstände geraten, in welchen er sich als verlassen fühlt. Der Prophet, der diesen Psalmen gemacht hat, war selber in solchen Umständen; wie die Überschrift und V. 7. und 8. anzeigen. Wenn begangene Sünden den Menschen drücken, wer will ihm helfen? Wenn er ein Anliegen hat, das er Niemand klagen darf, wer will ihn trösten? Wenn er an ein Amt gebunden, oder in einen bürgerlichen, oder ehelichen, oder häuslichen Stand gesetzt ist, wo drückende Umstände, die nicht zu ändern sind, ihn beschweren, wer will ihm heraus helfen? Wenn er einen unheilbaren Schaden an seinem Leibe hat, wer will ihn heilen? Wenn er dem Tode nahe ist, und sterben soll, wer will sich seiner annehmen? In allen solchen Leiden kann er viele Menschen um sich haben, und doch wie ein einsamer Vogel auf dem Dache sein. Er kann Freunde um sich haben, und doch verlassen sein; weil Menschenhilfe kein nütze ist. Was bleibt aber zum Trost übrig? Etwas sehr Großes, das genug ist, die Seele aufzurichten und zu erquicken. Der HErr wendet sich zum Gebet der Verlassenen, und verschmäht ihr Gebet nicht. Denn der HErr schauet von Seiner heiligen Höhe, und sieht vom Himmel auf die Erde, dass Er das Seufzen der Gefangenen höre, und losmache die Kinder des Todes, V. 20.21. Als das Volk Israel in den babylonischen Ländern gefangen war, und unter dem Druck der Heiden nach und nach vertilgt werden sollte, so war es von allen Menschen verlassen. Selbst Daniel, der doch am babylonischen Hof ein großer Herr war, durfte es nicht wagen, seinen König um die Freiheit der Israeliten zu bitten. Er bat aber Gott um diese Freiheit, Dan. 9., und andere Israeliten beteten ohne Zweifel auch, und der HErr hörte das Seufzen der Gefangenen, und machte die Kinder des Todes los. Eben dieses geschieht auch bei einzelnen Personen, und unter andern Umständen. Verlassene sind, wenn sie beten, diejenigen Personen, an denen sich Gott durch Erhörung und Gewährung ihres Gebets besonders verherrlichen kann. Eben deswegen, weil sie verlassen sind, ist ihr Gebet brünstig und anhaltend, und wenn geholfen ist, so fällt die Ehre dem großen Gott ungeteilt zu, der Dank ist lauter, und das Lob steigt aus der Tiefe der Demut in die heilige Höhe.

So lasst uns denn, weil wir die Erlaubnis zum Beten, und die Verheißung von der Erhörung des Gebets haben, in solchen Leiden, worin wir von aller menschlichen Hilfe verlassen sind, unverzagt und ohne Grauen sein. Dünkt es uns, Gott sei ferne von uns, so wird Er Sich nach Seiner Verheißung zu unserem Gebet wenden. Dünkt uns unser Gebet zu schwach und schlecht zu sein, so wird Er’s doch um Christi unsers Fürsprechers willen nicht verschmähen. Gelobt sei Gott, der unser Gebet nicht verwirft, noch Seine Güte von uns wendet! (Magnus Friedrich Roos)

Predigten

Diese Website verwendet Cookies. Durch die Nutzung der Website stimmen Sie dem Speichern von Cookies auf Ihrem Computer zu. Außerdem bestätigen Sie, dass Sie unsere Datenschutzbestimmungen gelesen und verstanden haben. Wenn Sie nicht einverstanden sind, verlassen Sie die Website.Weitere Information
at/19/psalm_102_18.txt · Zuletzt geändert: von aj
Public Domain Falls nicht anders bezeichnet, ist der Inhalt dieses Wikis unter der folgenden Lizenz veröffentlicht: Public Domain