1. Mose 22,2
Andachten
Und er sprach: Nimm Isaak, deinen einigen Sohn, den du lieb hast, und gehe hin in das Land Morija, und opfere ihn daselbst zum Brandopfer, auf einem Berge, den ich dir sagen werde.
Wer hat den rechten Opfersinn? Der, welcher auch das Liebste seinem Gott geben kann. Gott hat uns von dieser Hingabe das strahlendste Beispiel gezeigt; also hat er die Welt geliebt, dass er seinen eingebornen Sohn gab. Warum soll Abraham seinen Isaak opfern? Ja, Gott hat nicht die Gewohnheit, uns seine Gründe zu geben. Auch ein natürlicher Vater ist ein schlechter Erzieher, wenn er haarklein seinen Kindern die Gründe angibt, warum er ihnen Das und Jenes befiehlt. Die Unterwerfung des Herzens soll eine freiwillige sein und nicht auf mathematischen Demonstrationen beruhen. Wird Abraham dem Befehl Gottes, der uns ein Donnerschlag gewesen wäre, Folge leisten? Wird er selbst den Stahl auf sein Liebstes zücken können? O, wenn wir uns so fragen, so kommen wir immer in Jammer und Not. Nichts Schlimmeres, als vor einem Befehl Gottes sich zu betrachten und zu fragen: Werde ich aber denn das tun können? fühle ich mich denn hierzu kräftig genug? Als ob es darauf ankäme, was wir tun können, oder wie viel Kraft oder Schwäche in unserer eigenen Person steckt. Da ist man gleich am Versinken, wenn man so rechnet. Abraham war ein anderer Rechenmeister. Er wusste aufs Allergewisseste, dass, wenn Gott viel verlangt, er auch viel gibt; je unmöglicher eine Sache uns selber ist, je getroster können wir sein, Gott wird selbst ins Mittel treten, sind wir nur darüber im Reinen, dass wir einen Befehl Gottes vor uns haben. Man bete nur um erleuchtete Augen des Verständnisses, dass wir erkennen mögen, welche da sei die überschwängliche Größe der Kraft Gottes an Allen, die da glauben nach der Wirkung seiner mächtigen Stärke. Wäre Abraham von sich ausgegangen und von seinem erstorbenen Leib, er hätte weder ein kleines, noch ein großes Opfer bringen. können. Wer aber sagen kann: Ich weiß, an wen ich glaube, der kann auch hinzusetzen: Ich vermag Alles durch Den, der mich mächtig macht. (Friedrich Lobstein)