Kolosser 1,13
Andachten
Danksagt dem Vater, welcher uns errettet hat, von der Obrigkeit der Finsternis, und hat uns versetzt in das Reich Seines lieben Sohnes.
Die Errettung von der Obrigkeit oder Gewalt der Finsternis muss eine sehr wichtige Wohltat sein, weil Paulus die Kolosser aufmuntert, dem himmlischen Vater dafür zu danken. Diese Obrigkeit oder Gewalt wird dem Reich des Sohnes Gottes entgegengesetzt, und der Sohn Gottes wird hernach nicht nur als derjenige beschrieben, indem man die Erlösung durch Sein Blut, nämlich die Vergebung der Sünden habe, sondern auch als das Ebenbild des unsichtbaren Gottes, und als der Schöpfer und HErr und das Ziel aller Dinge, V. 15 – 18. Es ging nämlich in Kolossä und in der Gegend, wo diese Stadt lag, eine morgenländische Weltweisheit (Kap. 2,8.) im Schwang, nach welcher der Mensch mit Gott noch nicht versöhnt war, sondern ich durch die Enthaltung von gewissen Speisen, Beobachtung jüdischer Feiertage, Härtigkeit gegen den Leib, und Beobachtung anderer Satzungen Ruhe der Seele verschaffen sollte, Kap. 2,16.20.21.22.23. Christus war nach derselben nicht der Erste und der Höchste, nicht das A und das O. Man verehrte die Engel, man redete viel von geistlichen Hoheiten und Gewalthabern und fürchtete dieselben usw. Paulus aber lehrte, Christus sei der Sohn Gottes und das Haupt alles dessen, was Thron, Herrschaft, Fürstentum oder Obrigkeit heißen könne. Er habe ein Reich, in das die Gläubigen versetzt werden. In Ihm haben sie die Erlösung durch Sein Blut, nämlich die Vergebung der Sünden, dass sie dieselbe nicht anderswo und auf eine andere Weise zu suchen nötig haben. Den unsichtbaren geistlichen Wesen aber, welche jene Weltweisen fürchteten, und durch allerhand abergläubische Mittel zu begütigen trachteten, gab er den Namen der Obrigkeit oder Gewalt der Finsternis, und versichert die Gläubigen zu Kolossä, sie haben keine Ursache, sie ängstlich zu fürchten oder zu begütigen, denn Gott habe sie schon durch Christum davon errettet. Es ist also nicht gleichgültig, ob man eine finstere Macht, die dem Reich Jesu Christi entgegengesetzt ist, erkenne oder nicht; denn die Errettung von derselben ist ein großer Beweis der Liebe Gottes, und eine große Frucht der Erlösung Jesu Christi, folglich ist die Lehre davon ein namhafter Teil des Evangeliums. Die Macht der Finsternis oder der Satan, der in der Finsternis dieser Welt herrscht, erhält eine jede Seele, die darunter steht, in der Unwissenheit in Ansehung der geistlichen Dinge, verhütet alle Eindrücke des Wortes Gottes, oder löscht sie wieder aus, stellt der Seele das Böse als gut und das Gute als bös vor, und erhält sie in einer beständigen Neigung, Böses zu denken, zu reden, und zu tun, und Gott zu hassen. Obschon die Einwirkung böser Geister in die Seelen der Menschen, wie vieles Andere, nicht erklärt werden kann, so ist sie doch gewiss, und wird von der heiligen Schrift bestätigt. Sie währt vielleicht nicht an Einem fort, aber die böse Beschaffenheit der Seele, die daraus entsteht, währt fort, bis eine Errettung geschieht. Christus hat diese Errettung allen Menschen erworben, sie widerfährt aber nur denen, die sich zu Ihm bekehren. Wie gern will ich im Reich des Sohnes Gottes, wo das Licht des Lebens scheint, leben! Ewig will ich gern darin leben. (Magnus Friedrich Roos)
Er hat uns errettet von der Obrigkeit der Finsternis.
Was versteht denn der Apostel unter der Obrigkeit der Finsternis? Er versteht darunter das Regiment und Kommando des Teufels. Dieser hat drei Stricke, an denen er die armen Menschen gängelt und leitet, die den Heiland nicht kennen, des Fleisches Lust und der Augen Lust und hoffärtiges Reden, oder mit anderen Worten Fleischeslust, Geiz und Hochmut. In diesen Ketten lagen die Kolosser gefangen, ehe sie in das Reich Christi versetzt wurden durch Gnade, denn die meisten unter ihnen waren vorher Heiden gewesen. Was die Heiden für Reute waren, sagt Petrus I. 4, 3. und Paulus Ephes. 4, 17. 18. ff. So gings das ganze Jahr bei ihnen, Jeder suchte es zu treiben so gut er konnte; sie hatten aber noch besondere Festzeiten, wo dem Willen des Fleisches ganz Baum und Zügel gelassen wurde, wo man glaubte ein Privilegium, einen Freibrief zu haben, dass man seine unsinnige Torheit und fleischliche Luft recht austoben und sich auswüten lasse. Dies Alles nennt nun der Apostel des Teufels Werke, und vor diesen seid ihr errettet, schreibt er den Kolossern, ihr meint nicht mehr, dass ihrs mitmachen müsst, die fetten sind auf euch hinabgefallen, ihr seid frei. - Wir nun sind zwar keine Heiden mehr, wir sind Christen, aber nicht vielleicht erst nur dem Namen nach? Oman darf nicht weit gehen in der Christenheit, um dieselben Gräuel zu entdecken, man braucht nicht zu den Heiden hinauszugehen, man darf nur in seine nächste Umgebung, in seine Stadt, in sein Dorf hineinblicken, so findet man diese wüsten Dinge, und auch bei uns hat man nicht genug, wenns das ganze Jahr hindurchgetrieben wird, nein der Teufel will auch seine Tage haben, wie der HErr seine Tage hat, wo er sich recht ungescheut mit seinen Werken offenbart. Ja bei uns ist's in dieser Hinsicht ärger, als bei den Heiden. Die hattens in der Unwissenheit getan, aber bei uns weiß mans, und gleichsam dem HErrn zum Trotz werden seine Festtage zu Satanstagen verkehrt. Was ist nur aus dem Feste der Kirchweihe, was aus dem Neujahr, was aus dem Osterfest und Ostermontag geworden, Tage, die zu Unreinigkeit und Bubenstücken angewandt werden. Man muss aber das Kind beim rechten Namen nennen; der Teufel ist's, der das anrichtet; er ist der Fürst der Welt, er führt das Kommando. (Ludwig Hofacker)