Galater 5,24
Gal. 5,24: „Welche Christo angehören, die kreuzigen ihr Fleisch samt den Lüsten und Begierden.“
Andachten
Je mehr du das Kreuz fürchtest, desto mehr das muss man daraus schließen, hast du es nötig. Lass den Mut nicht sinken, wenn die Hand Gottes dir Schweres auferlegt. Du sollst die Größe deiner Sünden an der Stärke der Heilmittel bemessen, die dein geistlicher Arzt gegen sie anwendet. Du musst sehr übel daran und Gott muss sehr barmherzig sein, dass Er trotz der Schwierigkeit, dich zu bekehren, sich die Mühe nicht verdrießen lässt, dich zu heilen. Bereite dir gerade aus deinem Kreuz eine Quelle der Liebe, des Trostes und Vertrauens und sprich mit dem Apostel (2 Kor. 4,17): „Unsere Trübsal, die zeitlich und leicht ist, schaffet eine ewige, über alle Maßen gewichtige Herrlichkeit“, die dein Lohn sein soll. Selig sind, die da weinen, und mit Tränen säen, denn sie werden mit unaussprechlicher Freude ewiges Leben und ewige Seligkeit ernten.
Gal. 2,19: „Ich bin mit Christo gekreuzigt“, sagte St. Paulus. Mit dem Heiland werden wir ans Kreuz geheftet; und Er hält uns daran durch Seine Gnade. Um Jesu willen wollen wir ja nicht das Kreuz verlassen, weil er unzertrennlich von ihm ist. O anbetungswürdiger, leidender Leib, wir bringen nunmehr ein und dasselbe Opfer mit dir; wenn du mir dein Kreuz gibst, gib mir auch den Geist deiner Liebe und Hingabe; bewirke, dass ich weniger an mein Leiden denke, als an das Glück, mit dir zu leiden. Was leide ich, das du nicht auch gelitten hättest? oder vielmehr, was leide ich, wenn ich wagen darf, mich mit dir zu vergleichen? O, feiger Mensch, schweig! Blicke deinen Meister an und erröte! Herr, gib mir deine Liebe, dann werde ich das Kreuz nimmer fürchten. Wenn ich alsdann noch Hartes und Schmerzliches erdulde, so werde ich davon wenigstens nicht mehr zu erdulden haben, als ich gerne zu ertragen bereit bin. (François Fénelon)
Die Christo angehören, die kreuzigen (oder halten gekreuzigt) ihr Fleisch samt den Lüsten und Begierden.
Paulus hatte Gal. 5,19.20.21. siebenzehn Gattungen von offenbaren Werken des Fleisches namhaft gemacht, unter welchen die vier ersten so beschaffen sind, dass der Mensch dadurch an seinem eigenen Leibe sündiget, 1 Kor. 6,18. Das fünfte Werk des Fleisches ist unmittelbar wider Gott gerichtet, die zehn folgenden aber unmittelbar wider den Nächsten, denn was in unserer Bibel Zauberei heißt, ist eigentlich heimliche Vergiftung. Durch die zwei letzten aber ist eine Versündigung, wodurch man teils wider seine eigene Natur wütet, teils den Seinigen Unrecht antut, angedeutet. In Ansehung aller dieser Werke des Fleisches sagt Paulus, dass, die solches tun, das Reich Gottes nicht ererben. Hernach aber spricht er: welche aber Christo angehören, halten ihr Fleisch samt den Leidenschaften und Begierden gekreuzigt. Wenn man diese Worte auch nur obenhin ansieht, so kann man daraus abnehmen, dass diejenigen, die Christo angehören, jene Werke des Fleisches nicht tun. Paulus redet aber hier von dem Fleisch, und von seinen Leidenschaften und Begierden. Das Fleisch, dessen Werke die V. 19.20.21. benannten Sünden sind, und welchem V. 22. der Geist entgegengesetzt wird, ist die verderbte menschliche Natur, welche auch noch von denen, die Christi sind, oder Christo angehören, empfunden wird. Die verderbte Natur hat ihre Leidenschaften und Begierden. Jene sind weniger willkürlich als diese, wiewohl die Verschuldung des Menschen, welcher die Leidenschaften bei sich hat entstehen lassen, sehr groß ist. Eine jede Begierde wird zu einer Leidenschaft, wenn sie oft ausgeübt wird, und durch die oftmalige Ausübung erstarkt und heftiger wird. Wer die Unreinigkeit und Unzucht, von welcher Paulus V. 18. redet, mehrmals ausübt, ja wer auch gewohnt ist, im Ehestand unmäßig zu handeln, gerät in die Lustseuche oder in eine Leidenschaft der Lust hinein, 1 Thess. 4,5. Welch‘ eine Gewalt hat nicht der Neid, der Zorn, die Sauflust über die Menschen, wenn sie sich diesen Sünden durch eine lange Gewohnheit ergeben haben! Wenn nun diejenigen, die Christo angehören, sich vor ihrer Bekehrung dergleichen Leidenschaften zugezogen haben, welche bei vorkommenden Gelegenheiten wieder aufwachen wollen, und wenn sie überdies böse Begierden, welche nicht so heftig sind, in sich spüren, so halten sie ihr Fleisch samt den Lüsten und Begierden gekreuzigt. Warum aber gekreuzigt? Darum weil der Glaube an Christum den Gekreuzigten, und der Eindruck, den man bei dem Aufschauen auf Ihn von Seinem Leiden, Kreuz und Tod bekommt, das einzige kräftige Mittel ist, die bösen Leidenschaften und Begierden des Fleisches zu dämpfen. Paulus sagt deswegen Gal. 6,14. auch in Ansehung der Welt, die locken und schrecken kann: es sei ferne von mir rühmen, denn allein von dem Kreuz unsers HErrn Jesu Christi, durch welchen mir die Welt gekreuzigt ist, und ich der Welt. Wer also kein Sklave seiner bösen Affekte und Begierden werden, und gegen die verführerische Welt gesichert sein will, muss im Glauben an den gekreuzigten Heiland leben, und darf sich von diesem Heiland mit seinem Herzen nie entfernen. (Magnus Friedrich Roos)