Apostelgeschichte 17,19
Andachten
Sie nahmen ihn aber und führten ihn auf den Richtplatz und sprachen: Können wir auch erfahren, was das für eine neue Lehre sei, die du lehrst? Denn du bringst etwas Neues vor unsere Ohren; so wollten wir gerne wissen, was das sei? Die Athener aber alle, auch die Ausländer und Gäste, waren gerichtet auf nichts anderes, denn etwas Neues zu sagen und zu hören.
Das war die Art dieser mit Weltweisheit, Kunstgenuss und Götzendienst übersättigten Athener; sie waren so recht blasierte Leute, denen Alles zum Ekel war, was nicht einen ungekannten Sinnenreiz oder Nervenreiz bot. Was Paulus wohl mag gedacht haben, als sie so mit ihrer Sucht nach Neuem auf ihn eindrangen? Ja, freilich hatte er etwas ganz Neues und Unerhörtes ihnen zu bieten, dabei ihnen der Verstand stillstehen und die Augen übergehen müssten, etwas so Neues, dass ihnen dagegen alles Frühere wie Heu und Stoppeln erscheinen sollte. Aber freilich, dies Neue hat einen so herben Beigeschmack für die verweichlichten Athener, dass sie es verschmähen und lieber beim Alten bleiben wollen. Die jetzigen Modemenschen sind gerade so wie die Athener. An Weltweisheit, Kunst-Genuss, Fleischesdienst haben sie Alles durchkostet, es hat keinen Reiz mehr für sie, sie sind übersättigt; wenn's noch anlocken soll, dann müssen ganz außerordentliche Mittel in Bewegung gesetzt werden und ganz pikante Würze daran getan, sonst zieht's nicht mehr. Das Einzige, was ewig neu bleibt und nie veraltet, was immer wieder reizt und lockt, das ist die wunderbare Heilandsliebe des gekreuzigten und auferstandenen Herrn, welche die Gottlosen gerecht und die armen Sünder selig macht. Wer das geschmeckt, den verlangt's nach gar nichts Neuem sonst, der hat die wahre Seelenweide gefunden, und spricht: Mir wird nichts mangeln! Gott hat uns Seinen Sohn geschenkt und mit Ihm Alles. Aber freilich, für die Weltmenschen hat dieses Neue einen bitteren Bodensatz, nämlich dass sie sich bekehren müssen von ihren Sünden, zu dienen dem lebendigen Gott. Wer das nicht will, dem bleibt nichts Anderes als das Neuste vom Neuen, das ist - das Gericht. (Nikolaus Fries)