Johannes 6,68
Andachten
Joh. 6,68: „Herr, wohin sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens.“
Auf Jesum Christum sollst du hören. Auf die Menschen darfst du nur insoweit hören und ihnen vertrauen, als Christus mit Seiner Wahrheit und Seinem Vorbild sie erfüllt. Bücher sind nur dann gut, wenn sie dich das Evangelium lehren. Wohlan, suche diese heilige Quelle. Jesus Christus hat nur gesprochen und gehandelt, damit du auf Ihn hören sollst und aufmerksam Sein Leben bis ins Einzelne zu ergründen suchest.
Wir unglücklichen Menschen! Laufen unsern eignen Gedanken nach, die nur eitel und leer sind, lassen die Wahrheit selbst außer Acht, die durch ein einziges Wort uns zur ewigen Seligkeit zu verhelfen imstande ist. - Darum sprich, göttlich „Wort“, unerschaffenes und für mich fleischgewordenes Wort! Gib, dass meine Seele deine Stimme vernehme! Sage alles, was du willst; ich will alles, was dir gefällt.
Man sagt oft, dass man gerne wissen möchte, was man zu tun hat, um in der Tugend vorwärts zu kommen, aber sobald der Geist Gottes es uns lehrt, fehlt uns der Mut, es auszuführen; du empfindest wohl, dass du nicht bist, was du sein solltest; du siehst dein Elend, es wird alle Tage neu; - aber man meint, schon viel zu tun, wenn man sagt, dass man selig werden wolle. Verachte jeden Anlauf des Willens, der nicht alles zu opfern imstande ist, was dich auf deinem Wege zu Gott aufhält. Halte nicht länger die Wahrheit zurück in den Fesseln deiner schmachvollen Feigheit! Höre auf das, was Gott dir eingibt! Prüfe den Geist, der dich treibt, ob er von Gott kommt; und nachdem du ihn erkannt hast, spare nichts, um ihm Genüge zu tun. Der Psalmist bittet Gott nicht bloß, dass Er ihn „seinen Willen lehre“, sondern, dass Er ihn lehre „denselben zu tun“. (Ps. 143,10.) (François Fénelon)
HErr, wohin sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens.
Als der HErr Jesus in der Schule zu Kapernaum diejenigen Juden wieder vor sich hatte, die Er jenseits des galiläischen Meeres mit Brot und Fischen gespeist hatte: so redete Er von Sich selbst als dem Brot des Lebens, und sagte, sie müssen Sein Fleisch essen und Sein Blut trinken; weil sie sonst kein Leben in sich haben würden. Viele nun Seiner Jünger, die das hörten, murrten, und gingen hinter sich und wandelten fort nicht mehr mit Ihm. Die fleischliche Weisheit dieser Welt könnte hier eine Ursache finden, Jesum zu tadeln, weil Er durch tiefe und dunkle Reden viele Jünger von Sich abwendig gemacht hat. Allein Er handelte hier nach einem sehr heiligen Sinn, und zwar so, wie es der Täufer Johannes vorher verkündigt hatte, da er von Ihm sagte: Er hat Seine Wurfschaufel in Seiner Hand, Er wird Seinen Kornhaufen läutern, Matth. 3,12. Der Täufer Johannes hatte einen großen Zulauf, konnte aber die Leute nicht voneinander scheiden, sondern taufte ohne Zweifel auch unredliche Leute. Der HErr Jesus bekam wegen Seiner Freundlichkeit, wegen Seiner holdseligen Worte, und wegen Seiner wohltätigen Wunder auch einen großen Zulauf. Allein der HErr Jesus hatte die Wurfschaufel in Seiner Hand, das ist, Er hatte Gewalt und Weisheit genug, diesen Kornhaufen, das ist diesen vermischten Haufen von Jüngern, zu läutern, und die Unredlichen von den Redlichen zu scheiden. Er tat dieses in der Schule zu Kapernaum durch Seine Rede von dem Essen Seines Fleisches und dem Trinken Seines Blutes. Der Kornhaufen wurde dadurch kleiner: allein dasjenige, was davon wegkam, war nur Spreu, denn Er gibt Joh. 6,64.65. zu verstehen, dass diejenigen, die sich an Seiner Rede ärgerten, nicht wahrhaftig gläubig seien, und dass es ihnen nicht vom Vater gegeben worden sei, im Geist des Glaubens zu Ihm zu kommen, sondern sie nur der Vorwitz oder ein Ehrgeiz, oder die Absicht auf eine leibliche Versorgung angetrieben habe, Seine Jünger zu werden. Er ließ damals nicht nur diejenigen weggehen, die weggehen wollten, sondern sagte sogar zu den Zwölfen: wollt ihr auch weggehen? Da dann Petrus im Namen der Übrigen antwortete: HErr, wohin sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens. Wenn Petrus ein unredliches Herz gehabt hätte, so hätte er wohl gewusst, wohin er gehen solle; denn er hatte ein Weib und eine Schwieger und ein Hauswesen in der Nähe; und so verhielt es sich auch mit den übrigen Aposteln. Allein Jesum und Seine Nachfolge wollten sie mit nichts vertauschen. Lass mir, HErr Jesu, Deine Worte immer Worte des ewigen Lebens sein. Bewahre mich, dass ich nie mit denselben, sie mögen mir klar oder dunkel sein, umgehe, als ob’s nur Menschenworte wären. Sie sind zwar in einer menschlichen Sprache geredet, und haben die Form menschlicher Worte, aber insofern sie aus Deinem Munde gegangen sind, sind sie lebendig und kräftig. Du teilst Dein göttliches Licht und Leben durch dieselben mit. Dieses geschehe denn auch mir und den Meinigen zu Deines Namens Ehre; damit wir Dir dadurch zu einer ewigen Treue verbunden werden. (Magnus Friedrich Roos)
Herr, wohin sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens. Und wir haben geglaubt und erkannt, dass du bist Christus, der Sohn des lebendigen Gottes.
Allein zu dir, Herr Jesu Christ, Mein Hoffnung steht auf Erden; Ich weiß, dass du mein Tröster bist Mein Trost mag mir sonst werden. Zu unserm Gott und Heiland sollen wir uns flüchten, wenn unser Lebensglück schwer getroffen, wenn unsre Herzensfreude zerbrochen ist. Wenn Trübsal da ist, so sucht man dich, und wenn du sie züchtigst, so rufen sie ängstlich. Wenn der Elende an alle Türen vergeblich geklopft und um Hilfe sich müde geschrien, fängt er das Vater Unser an. Du klagst: Ich habe alle Mittel und Wege vergeblich versucht, so rufe Den an, von dem es heißt: Weg hat er allerwegen, An Mitteln fehlt's ihm nicht. Du klagst: Ich habe keinen Menschen mehr, so suche Den im Himmel, den besten Freund, den Herrn Herrn, der vom Tode errettet. Treibt dich das Unglück nicht zum Herrn hin, dann freilich wird es erst rechtes Unglück. Dann verbittert und verhärtet's die Seele des Menschen, führt sie zum Murren wider Gott, und zuletzt zum Abfall, zur Verstockung. - Immer ist eine große Heimsuchung ein Wendepunkt im Leben des Menschen; wie in den heißen Sommertagen sich das Leben reicher entfaltet, aber auch die Verwesung schneller um sich greift; wie in der Glut des Feuers Gold schmilzt, aber auch Ton sich verhärtet. Und wie Manchem hat schon also die Anfechtung das Herz verhärtet, wie Mancher schon ist in der Zeit abgefallen. Die Anfechtung soll uns zum Herrn treiben, soll uns ihm näher bringen, dass wir seine Barmherzigkeit erfahren und seine Wundermacht. Noch heute sollen wir's erfahren, wie groß sie ist, seine Huld und Macht. Und müssten wir auch warten bis ans Ende, am Ende sollen wir die Herrlichkeit Gottes sehen. (Adolf Clemen)