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Matthäus 6,14

Matthäus 6,14

Andachten

“So ihr den Menschen ihre Fehler vergebt, so wird euch euer himmlischer Vater auch vergeben. Wo ihr aber den Menschen ihre Fehler nicht vergebt, so wird euch euer Vater eure Fehler auch nicht vergeben.“

Der Spruch ist ein Anhang zum Vaterunser, oder eine Erklärung, warum in dem Letzteren bei der Bitte: „Vergib uns unsere Schulden“ der Beisatz gemacht wird: „wie wir vergeben unsern Schuldigern“. Bei allem Nichtvergeben setzen wir uns also der Gefahr aus, dass Gott uns nicht vergebe. Deswegen gibt uns der HErr aus wichtigem Grunde die Weisung, doch ja jedem seine Fehler zu vergeben, und keinen es fühlen zu lassen, dass wir's gegen ihn haben, wenn es nicht zu seiner Besserung, also aus Liebe, geschehen kann und oft muss. Was man nicht vergibt, legt man schon an und für sich gleichsam auf die Waagschale des Gerichts. Daher, dass mit dem Nichtvergeben in der Regel die Anwünschung eines göttlichen Gerichts, oder wenn Letzteres scheinbar erfolgt, eine Befriedigung und Schadenfreude verbunden ist. Man will's zwar damit oft ein wenig besser machen, dass man sagt: „Gott soll's dir verzeihen; aber ich kann dir's nicht verzeihen.“ So sagt der Mund, aber was denkt das Herz? Andere sagen: „Vergeben will ich's, aber vergessen kann ich's nicht.“ Merkst du denn, du harter Mensch, da nicht den Schalk in dir? - Genau genommen ist das Nichtvergeben das, bei dem auch von Gott nicht vergeben werden soll. Stärker ist's freilich, wenn mans ausdrücklich vor Gottes Gerichtsstuhl bringen will, oder wenn man an den gerechten Gott appelliert, der es heimsuchen, und nicht etwa nur die Unschuld dartun soll, wie Paulus es meint (1. Kor. 4,4.5), wenn er von Gott redet, der ihn, - nicht seine Ankläger richten und alles offenbar machen werde. Da sagen sie oft: „Drüben wollen wir's mit einander ausmachen.“ Aber merke: Wer dort andere gestraft wissen will, wird selbst am Kopf genommen.

Es greift da überhaupt alles wunderbar ineinander. Mit deinem Nichtvergeben hältst du auch, je nachdem sich's um etwas handelt, die Vergebung auf, die dein Beleidiger für sich von Gott erwartet. Denn es gilt in gewissem Sinne bei jedem Christen, wie bei denen, die das Amt haben, was der HErr sagt: „Welchen ihr die Sünden behaltet, denen sind sie behalten,“ oder: „Was ihr auf Erden bindet, soll auch im Himmel gebunden sein“. Dein Beleidiger kann also unter Umständen wirklich durch dein Nichtvergeben im Gericht Gottes hangen bleiben, gleichwie ihm viel leichter Gnade und Vergebung von Gott zukommen kann, wenn du vergeben hast nach dem Wort: „Welchen ihr die Sünden erlasset, denen sind sie erlassen“ (Joh. 20,23). So lange wir innerlich uns so beleidigt und gekränkt fühlen, kann Gott dem Beleidiger nicht in gewünschter Weise seine Schuld vergeben; und so kannst du Ursache werden zu schweren Züchtigungen, die über deinen Beleidiger kommen, wenigstens vorübergehend. Wird dir's wohl dabei sein? Überleget's! Wie viel hängt nicht dran, dass wir vergeben lernen! Gott helfe uns dazu und beuge unsere harten Herzen! (Christoph Blumhardt)


Ein anderes Mal antwortet Jesus Petro auf die Frage: wie oft man dem Bruder vergeben müsse, der wider Einen sündigte? ob es genug sei, siebenmal: Nicht nur siebenmal, sondern siebzigmal siebenmal, d. h. immerfort und immer wieder von Neuem! Und doch so viel Feindschaft in der Welt, so viel Lieblosigkeit, so viel Kummer und Schmerz, den sich die Menschen selbst machen, dadurch, dass sie der Stimme des Meisters nicht folgen. Wie oft hört man sagen: ja wenn ich auch Alles vergessen wollte, das Eine, das kann ich nicht vergessen, nein da hat Der und Der mich zu tief gekränkt. Und was ist's, wenn man zusieht? oft nur ein hartes Wort, in der Übereilung gesprochen, ein hartes Wort, das vielleicht die Eitelkeit und den Stolz recht empfindlich traf, ein Wort, das vielleicht ganz gerecht war, wenn vielleicht die Weise, in der es gebraucht wurde, auch zu verdammen war. Aber gerade wenn man sich getroffen fühlt, ist der Zorn am hellsten und man sieht nur den Pfeil an, der verwundete, und achtet nicht darauf, ob es nicht ganz besonders ein Gift von innen sei, das die Wunde so schmerzen lässt. Wo Ihr aber nicht den Menschen ihre Fehler vergebt, wird Euch Euer Vater Eure Fehler auch nicht vergeben. Euer Vater kann dann Eure Fehler nicht vergeben, denn Euer Mangel an Liebe, Euer widerstrebendes Gemüt zeigt, dass Ihr noch nicht wiedergeboren seid und dass Euch Satan noch sicher in seinen Banden hat. Aber wenn Ihr vergebt, so aus vollem Herzen, mit ganzem Gemüt, wenn alles Böse und Traurige, was Euch die Menschen tun, Euch nicht in Eurer Liebe stört, ja nur inniger und wärmer darin werden lässt, dann ist das ein Zeichen, dass Ihr Euch vom Geiste regieren lasst, und der Herr hat verhießen, Euch zu vergeben. Und was der Herr spricht, ist Wahrheit in alle Ewigkeiten. Amen. (Burghard von Cramm)


Matthäus 6,14.15.

Denn so ihr den Menschen ihre Fehler vergebt, so wird euch euer himmlischer Vater auch vergeben. Wo ihr aber den Menschen ihre Fehler nicht vergebt, so wird euch euer Vater eure Fehler auch nicht vergeben.

Diese Worte des Herrn stehen unmittelbar nach dem Vaterunser und sind eigentlich eine Wiederholung und Verstärkung der Bitte: vergib uns unsere Schulden, wie wir vergeben unsern Schuldigern. Eben deshalb haben sie für uns besondere Bedeutung. Sie zeigen uns, dass Gott sich uns gegenüber stellt, wie wir uns unsern Mitmenschen gegenüber stellen. Du kannst also getauft, unterrichtet, konfirmiert sein und zum Abendmahl gehen; du kannst eine ganz richtige Kenntnis von Allem haben, was Christus für dich getan hat, und du hast doch nicht Vergebung der Sünden. Warum? Der Heiland sagt zu Simon: wem viel vergeben ist, der liebt viel. Du liebst aber wenig, oder gar nicht; du bist unversöhnlich, hart, bitter; damit beweist du, dass du selber nicht mit Gott versöhnt bist, sonst wärst du auch versöhnlich. Wir können nur durch den heiligen Geist an Jesu Versöhnungsblut glauben, zur Vergebung der Sünden; so lange wir mit Wissen und Willen den Geist der Unversöhnlichkeit in unseren Herzen beherbergen, versperren wir dem heiligen Geist den Weg in unsere Herzen, so dass er den Glauben an die Versöhnung durch Jesum Christum nicht wirken kann. So schließt sich also der Unversöhnliche selber aus von der Versöhnung Jesu Christi; sein Glaube ist eitel, sein Gebet ist eitel, seine Hoffnung ist eitel; sein Abendmahlsgenuss wird ihm zum Gericht. Wie furchtbar ernst! Da gilt es, allen Menschen zu vergeben und sich zu fürchten vor aller Unversöhnlichkeit, damit wir volle Vergebung erlangen in Jesu Blut. Er schenkt sie aus Gnaden.

Herr, mein Gott! Lass nichts Unversöhnliches in mir sein, damit ich vollen Anteil habe an der Versöhnung in Christo. Wirke in mir den priesterlichen Sinn, der vergeben und lieben kann. Amen. (Elias Schrenk)

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