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Johannes 5,19

Johannes 5,19

Andachten

Da antwortete Jesus und sprach zu ihnen: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Der Sohn kann nichts von sich selbst tun, denn was er sieht den Vater tun; denn was derselbige tut, das tut gleich auch der Sohn.
Dem ersten Anschein nach hat also Christus keine Selbstständigkeit. Er kann nichts von ihm selbst tun; der Vater muss ihm Alles zeigen und erst dann tut er's. Aber was heißt Selbstständigkeit? Wir verstehen darunter gewöhnlich eine fleischliche Unabhängigkeit, was nichts Anderes ist, als eine Losgerissenheit von Gott. In diesem Sinne war Christus freilich nicht selbstständig. Sein Zusammenhang mit dem Vater war und ist ein so tiefer und inniger, dass etwas zu tun ohne den Vater Christo ganz unmöglich wäre. Aber anderswo sagt er wiederum: Wie der Vater hat das Leben in ihm selber, also hat er dem Sohne gegeben das Leben zu haben in ihm selber. Hiernach hat Christus doch auch seine Unabhängigkeit; ein Leben, welches dasselbe ist, als das Leben des Vaters, ist das nicht auch zugleich die größte Unabhängigkeit? Wir müssen Beides zusammen nehmen, das Verhältnis des Sohnes zum Vater und das Leben des Sohnes in sich. Christus will seinem Vater gegenüber in kein anderes Verhältnis eintreten, als in das Sohnesverhältnis; mein Vater, sagt er anderswo, ist größer als ich. Aber eben weil er den Vater liebt, werden ihm die Gedanken des Vaters und der Wille des Vaters so heilig, dass er sich diese Gedanken und diesen Willen aneignet, als ob sie sein Eigenes wären. Sein freiwilliger Gehorsam wird dann eine solche Selbstständigkeit in ihm, dass er eine andere Stellung gar nicht begreifen würde. Man sieht das aus dem Leben des Herrn, an sich betrachtet. Hat dies Leben den Stempel des Zwanges, oder den der Freiheit? Wenn Christus spricht, geht es ihm nicht von Herzen? wenn er wirkt, sind es nicht freie Lebenswerke? Wir sehen hieraus, welches auch unser Verhältnis zu Gott sein soll. Gottes Gedanken so auffassen aus seinem Wort, Gottes Willen so ergreifen, Gettes Leben so reichlich in uns aufnehmen, dass Alles das uns zur zweiten Natur werde, und wir eben in diesem Abhängigkeitsverhältnis unsere seligste Freiheit und unsere sicherste Stärke finden mögen. (Friedrich Lobstein)

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