Johannes 16,28
Andachten
Ich bin vom Vater ausgegangen und gekommen in die Welt; wiederum verlasse Ich die Welt und gehe zum Vater.
Mein Heiland ist um meinetwillen vom Vater ausgegangen und in die Welt gekommen; mein Heiland hat um meinetwillen den Thron Seiner Herrlichkeit verlassen und Armut und Niedrigkeit, Spott und Hohn getragen; mein Heiland hat auch um meinetwillen die Welt verlassen und ist zum Vater gegangen, ist um meinetwillen gestorben; auferstanden und gen Himmel gefahren. Das Verdienst und die Gerechtigkeit, die Er mir erworben hat, das ist der Grund, darauf ich mich stellen kann. Nun bitte ich wohl noch als ein armer Sünder, aber als ein begnadigter Sünder. Und der Grund kann nimmer weichen oder wanken, da das Verdienst Seines lieben Sohnes bei dem Vater in alle Ewigkeit gelten muss und gelten wird. Jakob wurde von seinem Vater Isaak gesegnet, da er in Esaus Kleidern vor ihm erschien. Wir arme Sünder dürfen es nicht wagen, in dem Kleid unserer eigenen Gerechtigkeit vor Gott zu erscheinen. Aber wenn wir Christum anziehen, den Rock Seiner Gerechtigkeit und die Kleider des Heils anlegen, so dürfen wir vor das Angesicht Gottes treten und Seinen Segen empfangen. Amen. (Friedrich Wilhelm Ziethe.)
Ich verlasse die Welt, und gehe zum Vater.
Der HErr Jesus redete diese Worte, da es nicht mehr 24 Stunden bis zu Seinem Tod anstund. Ich verlasse die Welt, sagte Er. Was die Welt sei, wusste Er nach Seiner hellen Erkenntnis und nach Seinem zarten Gefühl besser als ich und alle Sünder. Er hatte beinahe 33 Jahre in der Welt unter vielen Leiden zugebracht. Er hatte schwere Arbeiten verrichtet, und mühsame Reisen getan. Er hatte den Menschen wohl getan, ja gedient, und von Vielen Undank zur Vergeltung bekommen. Er hatte einen lauteren Samen des göttlichen Wortes mit aller Weisheit und Treue ausgestreut, und war inne worden, dass er bei Vielen keine Frucht gebracht habe. Seine Jünger waren die besten und Ihm die liebsten unter allen Männern auf dem Erdboden, und doch machten sie so viele Ihm beschwerliche Fehler, dass Er Luk. 9,41. zu ihnen sagte: o du ungläubige und verkehrte Art, wie lange soll Ich bei euch sein und euch dulden? Seine Seele war überdies frei von Augenlust, Fleischeslust und hoffärtigem Wesen. Woran Andere in der sichtbaren Welt klebten, daran klebte Er nicht. Zwar sind die Werke des HErrn auch in dieser sichtbaren Welt groß, und wer ihrer achtet, hat eitel Lust daran. Diese reine Lust genoss der HErr Jesus auch bei dem Anblick der sichtbaren Geschöpfe; weil Er aber wusste, dass die vortrefflichsten Werke und die edelsten Geschöpfe in der unsichtbaren Welt seien, ja, weil Er immer in des Vaters Schoß war, und Seine zärtlichste Liebe genoss, so konnte Ihn keine Schönheit der sichtbaren Welt fesseln. Er verließ diese Welt gern, da Er noch in der Mitte des gewöhnlichen Maßes des menschlichen Alters stand, und ging alsdann zum Vater, zu dem Er auch Joh. 17,11. sprach: Ich komme zu Dir. Das Ziel war gut und herrlich im allerhöchsten Verstand; der Gang selber aber, oder das Kommen, fasste noch das schwerste und bitterste unter allen Seinen Leiden in sich. Er ging durchs Leiden des Todes zum Vater, Er ging zu Ihm als der Hohepriester, der Sein eigenes Blut Ihm darbrachte. Er ging aber auch als der Edle, oder als der hochgeborene Sohn zum Vater, um ein Reich einzunehmen, Luk. 19,12. Er ging zum Vater, der größer war als Er, Joh. 14,28., das ist, der nicht erniedrigt war wie Er. Denn eben deswegen sollten sich Seine Jünger aus Liebe zu Ihm über diesen Hingang freuen, weil er Ihn auch nach Seiner menschlichen Natur zu der Größe, das ist zur Herrlichkeit des Vaters führte, sintemal Er alsdann bei dem Vater verklärt wurde mit de Herrlichkeit, die Er bei Ihm gehabt hatte, ehe die Welt war, Joh. 17,5. Er ging zum Vater, um den Tröster, den Heiligen Geist zu senden, Joh. 16,7. Er ging hin in den Himmel, um wieder zu kommen, und diejenigen Knechte, denen Er Gaben anvertraut hatte, zur Rechenschaft zu ziehen, und Seine aufrührerischen Untertanen zu strafen, Luk. 19,12. u. ff. Dass der HErr Jesus in der Welt gewesen, ist für mich und Alle, die darin sein müssen, tröstlich, denn Er hat uns ein Vorbild und einen überschwänglichen Segen hinterlassen. Dass Er die Welt verlassen hat, und zum Vater gegangen ist, erinnert mich, dass ich ein Pilgrim in der Welt sei, und mein Vaterland im Himmel habe, wo Christus ist. (Magnus Friedrich Roos)