Johannes 16,23
Andachten
Wahrlich, wahrlich, Ich sage euch: So ihr den Vater etwas bitten werdet in Meinem Namen, so wird er es euch geben.
Wir nahen uns Deinem Angesichte, Du unser himmlischer Vater, der Du in Jesu Christo uns geliebt und uns gelobt hast, Du wollest uns hören, so wir von Herzen zu Dir beten. Hilf uns zu jeder Zeit in Seinem Namen bitten, was wir bedürfen, so wird Dein Segen auch nicht ferne sein! Darin, dass wir kindlich bitten, lass unsere Freude vollkommen sein, so wird sie nicht geringer werden, ob wir gleich nicht an irdischen Gütern nehmen, was uns mangelt. Aber an himmlischen mache die Betenden reich, auf dass sie Deinen Namen verherrlichen! (E. P. Hörschelmann.)
Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: So ihr den Vater etwas bitten werdet in meinem Namen, so wird er es euch geben.
Das Gebet ist das Atemholen der Seele. Wenn der Atem ganz stille steht, dann ist ein Mensch tot. Wer gar nicht mehr betet, dessen Seele ist erstorben. O davor bewahre uns, Herr Gott! Wer aber beten kann, der ist selig dran. Darum betet. Betet in Jesu Namen. Er hilft dir beten. Dein schwacher Verstand kann den unendlichen Gott nicht fassen. Darum willst du beten, so blick auf Jesu Angesicht. Da hast du Gott. Da kannst du beten, herzlich und brünstig, und doch wahr und ohne Götzendienst. Bete in Jesu Namen. Du fragst: Bin ich nicht Staub und Asche vor Gott? Sollte er für mich Einzelnen ein Herz haben? Darf ich meine einzelne Not vor ihn bringen? Aber Jesus sagt dir das eine Wort: Der Vater hat euch lieb. Nun weißt du: Du bist nicht zu gering vor Gott. Du darfst deine einzelne Not vor ihn bringen. Bete in Jesu Namen. - Aber du bist ein Sünder, und dein Gewissen sagt dir's aus Gotteswort, dass Gott die Sünder nicht hört. Dein unversöhntes Herz, dein böses Gewissen lässt dich nicht zum Beten kommen, wenn du auch möchtest. O da flieh zu Jesu Namen. Er ist der Mittler. In ihm sind wir angenehm gemacht vor Gott. In ihm haben wir wieder einen Zugang zu dem Gnadenstuhl. Lasst uns nur seine Hand ergreifen im Glauben. Er führt uns beim Vater ein, und macht, dass uns der Vater um seinetwillen aufnimmt und hört. Darum betet in Jesu Namen. (Adolf Clemen)
Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: So ihr den Vater etwas bitten werdet in meinem Namen, so wird er es euch geben. Bisher habt ihr nichts gebeten in meinem Namen. Bittet, so werdet ihr nehmen, dass eure Freude vollkommen sei.
Es ist ein feines Stück der rechten Betkunst, dass man sich nicht in vielerlei Bitten zerstreut, sondern gleich das Wichtigste ins Auge fasst. Denn das Gebet soll uns zu Gott bringen, und das tut es fürwahr, wenn es uns Christum bringt. Da stehen wir auch alsbald auf dem Grunde, auf dem ein rechter Beter stehen muss. Denn wenn auch Gott Allen das Gebet befohlen und für jedermann seine Verheißung gegeben hat, so wird daraus noch nicht folgen, dass auch alle erhört werden, wie die Erfahrung lehrt. Zur rechten Betkunst gehört nicht bloß Befehl und Verheißung Gottes, es gehört auch dazu, dass man im Namen Jesu betet, weil es ausdrücklich heißt: So ihr den Vater etwas bitten werdet in meinem Namen, so wird er es euch geben. Und den Jüngern sagt Jesus: Bisher habt ihr nichts gebeten in meinem Namen, darum sind eure Gebete schwach gewesen. Werdet ihr aber bitten in meinem Namen, so wird eure Freude vollkommen sein. Ja, gewiss, wer das recht verstände, der wäre ein ganzer Beter! Willst du erhört werden, so bete nur ja nicht in deinem eigenen Namen, denn derselbe gilt nichts vor Gott, wenn du gleich alle deine Tugenden und Verdienste wie eben so viele Perlen und Geschmeide daran hängst. Dein Name ist Sünder, und wir wissen, das Gott den Sünder nicht hört. Hier wird uns dagegen eine Weise gezeigt, wie wir als Sünder vor Gott hintreten und doch erhört werden können. Stelle es so an, sprich: Wer ich bin oder war, das sehe ich nicht an, denn meine Person tut nichts zur Sache. Ich komme aber zu dir, lieber Gott und Vater, weil mich der zu dir gewiesen hat, welcher heißt Jesus Christus, dein geliebter Sohn. Derselbe hat mir befohlen, zu dir zu treten, und hat mir geheißen, diese Bitte anzubringen, nicht als meine sondern als seine Bitte. Was du nun mir tust, das will er ansehen, als hättest du es ihm getan. Darum bitte ich dich in diesem Namen deines Sohnes“. Wo wollte jemand ein beweglicheres Gebet hernehmen? Weinte einer gleich bittere Tränen, ränge er die Hände und riefe er laut, das wäre doch nichts gegen den Namen Jesu. Wo der genannt wird; da beugen sich alle Knie im Himmel, auf Erden und unter der Erde; denn da ist Gottes Herz selber gefangen. Was muss uns das für einen starken, gewaltigen Glauben machen, wenn wir in einem solchen Namen und Auftrage stehen und sagen können: Diese Bitte hat der Herr Jesus zu seiner eigenen Bitte gemacht, und wir bitten sie nicht anders, als wenn er selbst darum bäte. (Kornelius Münkel)
Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: So ihr den Vater etwas bitten werdet in meinem Namen, so wird er es euch geben.
Wie bitte ich in dem Namen Jesu? Es ist nicht genug, dass du an den Anfang oder an das Ende deines Gebets seinen Namen setzt. Dein Gott lässt sich durch keinen schönen Titel betrügen. Nur wenn du im Glauben mit ihm eins geworden bist, wirst du auch in der göttlichen Gnade mit ihm eins sein. War dein Beten bisher so angetan? fühlst du dass die Wurzeln deiner Seele beim Gebet in diesen heiligen Grund hinunter gingen? Stütze dich im Gebet aber auch auf den rechten Grund. Führe es deinem Gotte vor: „Du hast um meinetwillen deinen Sohn gegeben. O so gib mir auch das, um das dich meine Seele bittet.“ Im Namen Jesu bitten, heißt um solche Dinge bitten, um die er selbst gebeten haben würde. Wir bedürfen geistliche und leibliche Güter. Wie verschieden aber ist sein. Beten in diesen beiden Gebieten! Am Ölberg bittet er, dass der Leidenskelch vor ihm vorüber gehe. Du weißt, dass er da das Wort hinzufügte: „Doch nicht wie ich will, sondern wie du willst.“ Wiederum bittet er für seine Jünger. Da sagt er, „Vater, ich will, dass wo ich bin, auch die bei mir seien, die du mir gegeben hast.“ Da fügt er kein einschränkendes Wort hinzu. So hast du eine Gebetsregel für alle irdischen Gaben: Leben, Gesundheit, Habe, Ehre stelle in Gottes Rat. Dränge nicht, dass er's dir geben muss. Und wenn es das Leben deines einzigen Kindes wäre, dränge nicht, dass er's dir geben muss. Du könntest dir das tiefste Herzleid erbitten. In allen geistlichen Gütern sei nicht blöde und nicht zaghaft. Er selbst hat uns geboten, also zu beten. Er will uns erhören, er will Amen dazu sagen.
Herr Jesu Christe, auf dein Wort und deine Verheißung nahen wir auch heute dem Throne Gottes mit unserm Gebet in Dank und Bitte. Wir danken für allen Schutz und Schirm in der vergangenen Nacht, für allen Segen an himmlischem und irdischem Gute. Du hast uns diesen Sonntag erleben lassen, o segne uns und die Unsern, dass der Tag uns recht tief hineinführe in die Erkenntnis deiner Wahrheit und Liebe. Lass aber auch deine Barmherzigkeit uns geleiten auf unseren äußeren Lebenswegen; schmücke den Tag mit deiner Gnade. Doch wo du uns züchtigen willst und uns führen willst in allerlei Trübsal, so lass uns auch darin nicht verzagen, sondern demütig rufen: „Nicht wie ich will, sondern wie du willst.“ Amen. (Friedrich Ahlfeld)