Johannes 14,31
Andachten
Und ich tue also, wie mir der Vater geboten hat.
In Jesu, dem Gottmenschen, wohnte die Allmacht. Der Ewigkeit gesamte Schätze standen in Seiner Gewalt. Er brauchte nur zu sprechen, und es geschah. Und doch war, den Seinen zum Beispiel, Sein ganzes Leben eine Darstellung der Unterwürfigkeit und des Gehorsams. In Nazareth war Er Seinen Eltern untertan. Dort blieb Er in erwählter Verborgenheit dreißig Jahre Lang eine niedere Hütte bewohnend und zufrieden in diesen Verhältnissen, bis Sein Vater Ihn zu Seinem Werke rief.
Bei Seiner Taufe macht Er, der Sündlose, dieses zum Grunde, warum Er dieselbe gleich den Sündern aus sündiger Hand empfangen wollte, „Lass jetzt also sein; also gebührt es uns alle Gerechtigkeit zu erfüllen.“ Dieselbe liebliche, kindliche Unterwürfigkeit tritt auffallend in allen Seinen großen Wundertaten hervor, Jesus hob Seine Augen empor und sprach: „Vater, Ich danke dir, dass du Mich erhört hast. Doch Ich weiß, dass du Mich allezeit hörst; sondern um des Volkes willen, das umhersteht, sage Ich es, dass sie glauben, du hast Mich gesandt.“ Selbst unter Seinen Jüngern ist Seine Sprache diese: Ich bin unter euch wie ein Diener. Mit dem vollkommensten Beweis Seiner Ergebenheit beschließt Er Seine Pilgerschaft und Sein Liebeswerk. Vater, in deine Hände befehle Ich Meinen Geist.
Welch' ein Beispiel ist uns in diesem Allen unser geliebter Herr! Gewiss, wenn Er, der allein weise Gott, dem alle Gewalt gegeben war;- der Sündlose, Unfehlbare, auf welchen der Geist ohne Maß ausgegossen war, wenn Er eine solche Abhängigkeit von Seinem himmlischen Vater kund gab, wie eifrig sollten wir, schwache, irrende, fehlbare Menschen danach trachten, jede Stunde, jeden Augenblick als von der Gnade und Liebe Gottes abhängig zu verleben - in Allem seiner führenden Hand folgend! Wie die Augen der Knechte auf ihren Herrn, oder die des Kindes auf seine Eltern, also sollten unsere Augen auf den Herrn unsern Gott schauen. Was Er auch sagen mag, Lasst uns mit aller Ergebenheit Seiner Stimme folgen, und jeden Ausspruch Seiner Vorsehung, jede Lehre der Schrift mit den Worten unseres Herrn unterzeichnen: dies ist des Vaters Wille!
Hüten wir uns davor, uns auf uns selbst zu verlassen. Der erste Schritt im geistigen Verfall ist dieser, Wer sich lässt dünken, er stehe! Das Geheimnis der wahren Stärke heißt, Aus Gottes Macht bewahrt! Wie erhöht es unser Glück und wie erleichtert es unser Leid, wenn wir beides als aus einer liebenden Vaterhand hinnehmen. Sollten wir gar wie die Jünger ins Schiff getrieben werden; wäre Alles um uns her von Sturm und Dunkel umhüllt, - unter trüben Heimsuchungen, - der Wind uns zuwider; wie selig, beim Einschiffen auf den tobenden Wogen es zu wissen, der Herr hat es uns geheißen! Paulus konnte noch nicht einmal von einer irdischen Reise reden, ohne die Parenthese „so der Herr will“ hinzuzufügen. Wie manche Prüfungen, Schmerzen und Sünden würde es uns ersparen, wäre unser täglicher Wandel also geordnet! Wir besäßen dann ruhige Zufriedenheit mit unserm Los, und könnten jeden beunruhigenden Gedanken mit der gewissen Zuversicht unterdrücken, dass jenes Los mit Allem was uns zuwider zu sein scheint, uns vorher bestimmt war. Wir würden dadurch Lernen, nicht nach hohen Dingen zu trachten, sondern demütig auf den Willen und das Vorhaben des weisen Versorgers zu warten; nicht unserm himmlischen Führer vorangehend, sondern Ihm nachfolgend, in kindlicher Unterwürfigkeit zu sprechen: Herr, mein Herz ist nicht hoffärtig, und meine Augen sind nicht stolz, und ich wandle nicht in Dingen, die mir zu hoch sind… meine Seele ist entwöhnet, wie Einer von seiner Mutter entwöhnt wird! (John Ross MacDuff)