Lukas 19,43
Andachten
Denn es wird die Zeit über dich kommen, dass delne Feinde werden um dich und deine Kinder mit dir eine Wagenburg schlagen, dich belagern, und an allen Orten ängsten. Und werden dich schleifen und keinen Stein auf dem andern lassen, darum, dass du nicht erkannt hast die Zeit, darinnen du heimgesucht bist.
Wenn die Leute zu Jerusalem den weinenden Jesus vor ihren Türen gesehen und sein Wort gehört hätten, so möchten sie gesagt haben: „Er weiß nicht, was er redet, wer will diese Feste auf ihren Felsen stürmen und ihre Mauern zerbrechen?“ Dennoch hat der Herr Recht. Er rollt in seiner Weissagung den Vorhang auf, der über der Zukunft lag. Er hebt die vierzig Jahre weg, die nach seiner Kreuzigung dem Volke noch als Bußzeit gelassen waren. sie wirklich verflossen waren, bietet die Stadt in der Tat das Bild dar, das in der Weissagung vorgezeichnet ist. Das römische Heer liegt ringsum, die Wagenburg ist geschlagen, die Feinde ängstigen die feste Stadt mit allen Zerstörungsmitteln, die die damalige Welt kannte. Endlich ist es vollendet. Die Stadt ist samt dem Tempel verbrannt und geschleift. Es ist kein Stein auf dem andern geblieben. Das Volk ist ebenso wie die Steine seiner Stadt zerstreut in alle Völker. Was noch lebte, ward meist in die Sklaverei verkauft. Und noch liegt es in dieser Zerstreuung. Es ist ein Volk ohne Land, ohne Obrigkeit, ohne Heimat, ohne Tempel und Altar. Wie zerstreute Steine liegen sie unter den Völkern umher, leider auch darin Steine, dass sie nicht weich werden wollen, dass kein Glaube in ihnen wachsen will.
Herr, heiliger Gott! Lehre uns deine Gerichte über Jerusalem ansehen als ernste Fingerzeige auf das Gericht, das unfehlbar auch über uns hereinbricht, so wir nicht umkehren. Sie sollen uns unsere Schuld mit Flammenschrift ins Herz schreiben. Nur eine Hilfe, eine Rettung gibt es auch für uns, das ist: Bekehrung zu dir. Ohne sie wird einst auch das stolzeste Gebäude menschlichen Lebens zusammenbrechen. O behüte uns vor der Sicherheit Jerusalems, in welcher es seinem Verderben entgegenging. Leite uns mit deiner Barmherzigkeit, dass auch der heutige Tag dazu diene, uns der dereinstigen Rettung gewiss zu machen. Amen. (Friedrich Ahlfeld)