Markus 14,9
Andachten
Wahrlich, ich sage euch: Wo dies Evangelium gepredigt wird in aller Welt, da wird man auch das sagen zu ihrem Gedächtnis, das sie jetzt getan hat.
So lebt denn auch jenes Weib noch. Wo das Evangelium des Herrn hinkommt, bis zu den fernsten Inseln, erkennt man, dass ein Werk, für Jesum getan, uns in Zeit und Ewigkeit nachfolgt. Der Herr baut den Seinen andre Mausoleen, als die Welt ihren großen Männern. Das wahre Pantheon ist das Evangelium Jesu Christi; dauerhafter als Erz, behält es alle Namen eingegraben, die der Herr auch in sein Lebensbuch eingeschrieben hat. Arme Sünder, ein Auskehricht der Menschheit, selbst ein Lazarus, der auf Erden keinen Freund hatte und nach seinem Tode in die erste beste Grube geworfen wurde, leben fort in der Kirche des Herrn, während die vergöttertsten Welthelden nichts zurückgelassen haben als einen erloschenen Ruhm und ein wenig kalte Asche. Welch ein Unterschied zwischen der Weltgeschichte und der Kirchengeschichte! was dort groß ist, wird hier gar nicht beachtet, und was hier glänzt, wird dort weggeworfen oder gilt für eine Torheit. Und doch regiert die Kirche auch den Gang der Weltbegebenheiten. Jene zwölf unstudierten Fischer und Zöllner, die der Herr zu Säulen seiner Kirche gewählt hatte, wie haben sie ein, gewirkt auf Mitwelt und Nachwelt, auf äußere Kultur, wie auf das innere Leben! Es zieht sich durch die ganze Weltgeschichte ein goldener Faden, den Jesus in Händen hat, und so verworren der Knäuel der Weltbegebenheiten ist, so dient doch dieses ganzes Gewirre dazu, dass alle Reiche der Welt Gottes und seines Gesalbten werden. Die sich am wenigsten um Christum bekümmern, sind oft die, welche er zu seinen Zwecken am meisten braucht. Die Verfolger der Gläubigen, der grelle Rationalismus, der Weltgeist mit seinen Wehen und seiner Leere haben dem Reich Gottes mehr genügt als wir Alle mit unsrer Vieltuerei getan hätten. Der Herr verherrlicht sich viel mehr, wenn er sein Reich durch seine Feinde ausbreitet, als wenn er nur seine Freunde dazu gebrauchte. Alle Weltreiche, wie sie sich auch sträuben, schließt der Herr seinem Triumphzug an; alle seine Feinde müssen ihm zum Schemel seiner Füße dienen. Wie es eine irdische Politik gibt, so gibt es auch eine göttliche, und statt der vielen Zeitungen, welche die täglichen Weltneuigkeiten verbreiten, hat der Herr nur eine sein Wort. (Friedrich Lobstein)