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Matthäus 19,1

Matthäus 19,1

Andachten

Offenbar war dieser Jüngling religiös, gottesfürchtig, tugendbeflissen, und glaubte an Unsterblichkeit, Gericht und eine Welt der Seligen und Verdammten, und an eine göttliche Offenbarung, die in Mose und den Propheten, die auch in Jesu, der Propheten Jüngstem, der Welt geworden sei. Er war also ehrenwerter Vernunftgläubiger oder Rationalist. Jesus will ihn von der Oberflächlichkeit seiner sittlichen und religiösen Begriffe befreien und zu gründlicherem Nachdenken über das, was zu seinem Frieden dient, anregen. Darum verweist Er ihm das Spielen mit dem Wörtlein: „gut“ und bezeichnet alle Menschen als sündig und erlösungsbedürftig, und bahnt ihm den Weg zu der naheliegenden Folgerung, dass Er mehr als ein menschlicher Rabbi sein müsse. Man wird jedoch Christo, als dem vermittelnden Gottmenschen, nimmer die Ihm gebührende Ehre geben, so lange man noch wähnt, auch ohne Vertretung und Versöhnung zurechtkommen zu können. Deshalb suchte der Herr den Stachel der Wahrheit, dass er in sich verdammlich sei vor Gott und der Vergebung bedürfe, noch tiefer ins Herz zu drücken, indem Er ihn auf das Halten der Gebote verwies und zur Prüfung und Selbsterforschung Anregung gab. Leider bleibt der Jüngling für jetzt hier hängen, und geht betrübt hinweg, weil der Mammon ihm viel näher am Herzen liegt als der himmlische Schatz des Beifalls und der Gemeinschaft Gottes. Ob er später noch seine tiefe Sündhaftigkeit erkannt und Gnade bei Christo gesucht hat? Wir wissen es nicht; der Weg aber dahin war ihm jedenfalls gewiesen. Wer zum Leben eingehen will, - es geht nicht anders, der muss erst zu einem armen Sünder werden. Der Weg der Buße und der Selbstverleugnung ist allein der rechte Weg nach Zion. Zeige und führe mich denn diesen Weg, Herr Jesu, und da die Eigenliebe mir meine Fehler so oft verbirgt, so öffne Du mir durch die Zucht Deines Geistes die Augen, meine Fehler zu erkennen; aber behüte mich auch, dass, wenn Du mir meinen Hauptfehler zu erkennen gibst, ich ja nicht betrübt zurückgehe, sondern mich von Deiner Gnade bessern lasse. Amen. (Friedrich Arndt)

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