Matthäus 18.28
Andachten
Da ging derselbe Knecht hinaus, und fand einen seiner Mitknechte, der war ihm hundert Groschen schuldig; und er griff ihn an, und würgte ihn, und sprach: Bezahle mir, was du mir schuldig bist.
Eben kommt er her von dem Gnadenangesichte seines Herrn. Die Schuld des Mitknechtes ist gegen die seine eine geringe Kleinigkeit. Mit ihm selbst hat der Herr so lange Geduld gehabt, nun hat er die Schuld ihm gar ganz geschenkt. Der Mitknecht kniet in derselben Stellung und bittet mit denselben Worten, wie er vor seinem Herrn. Und doch weiß er von keinem Erbarmen. Das Herz geht uns über gegen den Schalksknecht. Wir wären selbst im Stande, zum Herrn zu laufen und ihm den ganzen Vorgang zu erzählen. Halt, halt, lauf nicht so eilig! Bleib einen Augenblick stehen. Nathan sagt zu David, als er ihm die Geschichte von dem reichen und armen Mann erzählt hat, und David gleich Gericht halten will: „Du bist der Mann!“ Und der Herr sagt dir, nachdem er die Geschichte von dem Schalksknechte und dem armen Mitknechte erzählt hat: „Du bist der Mann!“ Du bist ein Christ, du hast dir so oft Vergebung der Sünden erbeten. Ich frage dich im Namen Gottes, hast du deinem Bruder, der sich an dir versündigt hat, von Herzen seinen Fehler vergeben? War es unter der Liebe Christi, die dir widerfuhr, an der alten kalten und toten Stelle warm geworden zur Liebe? War es unter der großen Vergebung in dir auch zur Vergebung gekommen? Du hast allenfalls dem offenen Hass gesteuert. Du hast vor Menschen ein wenig getan, vor Gott Nichts.
Herr Jesu, weil dein Herz offen ist zur Erbarmung gegen uns, lass auch das unsre offen sein gegen unsre Brüder. Deine Vergebung ist das Leben; die behaltene Sünde ist der Tod. Darum ist auch unsere Vergebung ein Hauch vom Leben; und auch wir töten, wo wir die Sünde behalten. Gib Gnade, dass wir aus deinem Leben dem Bruder helfen zum Leben. Segne uns das Wort, dass wir aus deiner reichen Gnade wieder Barmherzigkeit üben lernen. Ja segne es uns in Christo, deinem Sohne, welcher für seine Feinde bat: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.“ Amen. (Friedrich Ahlfeld)