Matthäus 10,39
Andachten
Wer sein Leben findet, der wird es verlieren; wer aber sein Leben verliert um meinetwillen, der wird es finden.
Wer sein Leben hier auf Erden findet, der wird es verlieren, wer es aber verliert, der wird es finden. Sein Leben findet aber der Mensch, wenn er die ganze Zeit, die ihm von Gott auf Erden verliehen ist, dazu anwendet, in Genuss und Freude zu leben, ohne daran zu denken, was danach kommt, und ohne seinen heiligen Verpflichtungen gegen Gott und die Brüder nachzukommen. Der reiche Mann im Evangelio, von dem uns der Herr Jesus Christus erzählt, der war ein solcher, der sein Leben hier fand. Er kleidete sich in Purpur und köstliche Leinewand und lebte alle Tage herrlich und in Freuden. Aber als er begraben war, da kam er in die Hölle und litt unsägliche Pein und Qual, dass er betete, der Vater Abraham möchte nur Lazarum, den armen, verachteten Bettler, senden, der die Spitze seines Fingers in das Wasser tauche und seine brennende Zunge kühle. Aber was antwortet ihm Abraham: Gedenke, Sohn, dass Du Dein Gutes empfangen hast in Deinem Leben! Nun aber wirst Du gepeinigt! Und zwischen Euch und uns ist eine solche Kluft befestigt, dass die da wollten von hinnen hinabfahren zu Euch, können nicht - und auch nicht von dannen zu uns herüberfahren! O dass wir solch ein Wort zu Herzen nähmen, die wir noch hier unser Leben finden! Das ist das Ende ewiger Tod ewige Verdammnis! Keine Möglichkeit mehr, umzukehren, wenn der Deckel des Sarges über dem irdischen Leib sich geschlossen kein Leben jenseits für den, der hier sein Leben gefunden hat!
Wer aber sein Leben verliert um des Herrn willen, der wird es finden! Darunter ist nun nicht allein gemeint das leibliche Sterben um des Heilandes willen, wie es die heiligen Apostel taten und die Märtyrer unserer Kirche, denn solche Opfer werden jetzt, da dem Namen nach wenigstens das Christentum weit und breit herrscht, selten von den Menschen gefordert. Unter dem Verlieren des Lebens ist vorzüglich gemeint das der Welt und der Erde Absterben.
Der arme Lazarus, der im Evangelio neben dem reichen Manne steht - das war ein solcher, der sein Leben verlor. Nicht weil er arm an Gütern war, nicht weil er krank am Leibe war, wurde ihm die Krone des irdischen Lebens; nein er war arm im Geiste und gab willig Alles, was er hatte, seinem Gotte dar. Er suchte nichts hienieden; sein Sinn war nach oben gerichtet, und als er nun starb und begraben ward, da kamen die Engel und trugen ihn an den Ort, da ewige Freude und Seligkeit!
Wir haben das Wort - wir haben die Verheißung! Gott mache unser Herz bereit, dass Sein Same Wurzel schlage und wir dereinst in Seinem Schoße herrliche Früchte ernten! Amen! (Burghard von Cramm)