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Psalm 65,4

Psalm 65,4

Andachten

Unsere Missetat drücket uns hart, Du wollest unsere Sünde vergeben. Das ist der Stein, der fast Jedermann auf dem Herzen liegt und drückt, dass wir nicht können beten. O ich wollte wohl gern beten, sprechen wir, wenn ich wüsste, dass mein Gebet Ihm angenehm wäre. Ich will lassen Andere beten, die frömmer und geschickter sind, denn ich bin; denn ich bin ein armer sündiger Mensch, wo aber Sünde ist, da gilt das Gebet nicht. (Joh. 9, 31.) Also gehet es denn, dass gar selten Jemand betet, ein Jeglicher verlässt sich auf einen Andern und denkt: Ich kann jetzt nicht beten, will die beten lassen, die fromm sind, und harren, bis ich einmal auch fromm werde. Und also beten weder ich, noch du, noch Andere. Wo will man denn zuletzt Jemand finden, der da betet? - Nun, wie soll man ihm raten? Wir können dawider nicht; da stehet es und ist wahr, wir sind Alle zumal Sünder, und unsre Sünde drücket uns hart. Aber wenn dir solches einfällt und das Gebet will hindern, so tue, wie du hörest und siehst den Propheten reden und tun. Unsere Missetat drücket uns, spricht er. Das ist wahr, aber sollte ich darum nicht beten, und nicht eher ansahen, denn wenn ich mich ohne Sünde fühlte, so würde ich nimmermehr dazu kommen, und würde mir der Teufel ein Schloss davor legen, dass ich nimmer den Mund könnte auftun. Darum allein also getan, dass du geradezu mit dieser Not vor Gott fallest und sprechest: Ach Herr, unsere Sünde drücket uns. Und ob wir wohl wissen, dass wir beten sollen und Du gern hörest; wir können aber vor dieser Last nicht dazu kommen. Doch, weil Du willst gebeten sein, und heißest alles Fleisch zu Dir kommen, so komme ich eben damit und lege solche Last vor dir nieder, und bitte, dass Du meine Sünden vergeben und mir gnädig sein wollest. Siehe, also hast Du das Gebet recht angefangen und eben an der höchsten Not, die dich drückt und hindert, oder ungeschickt macht, dass du nicht beten kannst, und also den schweren Stein vom Herzen gebracht. So gehet es denn recht von Statten; sonst wirst du nimmer dazu kommen, dass du ein recht Gebet tust. Denn ich habe es auch versucht, und kann mir noch wohl widerfahren, wenn ich will ansahen zu beten, dass mich der Teufel davon treibet durch solche Gedanken: Ach, du bist nicht geschickt, ich will noch eine Weile harren, und dieweil etwas Anders tun, bis ich geschickter werde, und also immer weiter davon komme, von einer Stunde zur andern, ja von einem Tage zum andern, dass ich doch muss zuletzt mit Gewalt mich dawider legen und fortfahren zu beten, wenn ich mich am allerungeschicktesen fühle. Denn es heißt doch also: Wer heute nicht geschickt ist, der ist morgen noch ungeschickter; und durch Verziehen wird Niemand geschickt. Wo du nicht lernest beten, weil du ungeschickt bist und deine Beschwerung fühlest, so lernest du es nimmermehr. Denn wenn die süße Andacht kommt: Ey, nun bin ich geschickt, nun will ich recht beten, da soll wohl der Teufel sein und dein Gebet zu Sünden und Schanden machen. Siehe, das wäre die rechte güldene Kunst, wie man möge geschickt werden zu beten, nicht dusch eigene Würdigkeit oder Andacht, sondern dass du eben daran anfängst, da du dich ungeschickt fühlest, und Ihm das vertragest und sprechest: Herr, weil Du willst und heißest, dass ich beten und zu Dir kommen soll, so will ich kommen und zu beten genug bringen, und eben das, das mich am meisten hindert und von Dir zurück treibt, welches ist meine Sünde, die mir auf dem Halse liegt und drücket, dass Du dieselbe von mir nehmest und vergebest. Also wirst du denn gewisslich geschickter werden, und dich bald leichter und lustiger fühlen. Und nur immer also wider diese Last hindurchgedrungen und fortgefahren, dass du dich durch Sünde nicht lassest irren noch wehren zu beten; doch also, dass du nicht denkest in Sünden zu bleiben. (Martin Luther)

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