Jeremia 10,23
Andachten
Ich weiß, Herr, dass des Menschen Tun steht nicht in seiner Gewalt, und steht in niemandes Macht, wie er wandele oder seinen Gang richte. Züchtige mich, Herr, doch mit Maßen, und nicht in deinem Grimm, auf dass du mich nicht aufreibst.
Da Das ist eine hohe Weisheit, Solches zu wissen, dass des Menschen Tun nicht in seiner Gewalt steht, sondern in dessen Gewalt, der Himmel und Erde gemacht hat. Und das ist die größte Torheit zu meinen, dass es in des Menschen Macht steht, wie er wandle und seinen Gang richte. Diese Torheit aber hat so furchtbar überhandgenommen, dass die Toren gerad' heraus sprechen: „es ist kein Gott!“ In des Psalmisten Zeiten sprachen sie's noch in ihrem Herzen“, jetzt aber schreien sie's wie Rasende, öffentlich auf allen Märkten und Straßen, und lassen's drucken, dass Jeder es lesen kann. - O, da liegt es sehr nahe, dass man sich fürchte vor den hereinbrechenden Gottes- Gerichten, die von allen Seiten wie schwere Wetterwolken über unserem Haupte hängen, und wir sollten doch Alle auf unsern Knien bitten: Züchtige uns, Herr, doch mit Maßen, und nicht in Deinem Grimm, auf dass Du uns nicht aufreibest!“ -Denen aber, welche der Herr die heimliche Weisheit gelehrt, ist es ein großer Trost und eine Zuflucht in der Zeit der Anfechtung, dass sie niemals mit eigener Gewalt und nach eigenem Tun und Anschlag ihren Wandel führen und ihren Gang richten, sondern sich ganz und gar in die starken Hände ihres Gottes und Heilandes geben dürfen, welcher Alles zuvor wohl bedacht hat, und ist viel treuer besorgt um uns, als der beste Vater hier auf Erden, rücket auch mit Recht Sein Gedenken an uns noch über die stärkste Liebe hinauf, die es gibt, nämlich über eines Weibes Liebe zu ihrem Kindlein, dass, ob sie desselben vergäße, wolle Er doch unser nicht vergessen. Darum wir's nun auch wissen: Er versucht Keinen über Vermögen! und: „wen Er lieb hat, Den züchtigt Er!“ (Nikolaus Fries)