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Psalm 77,2

Psalm 77,2

Andachten

Ich schreie mit meiner Stimme zu Gott, zu Gott schreie ich, und er erhört mich. In der Zeit meiner Not suche ich den Herrn, meine Hand ist des Nachts ausgereckt und lässt nicht ab; denn meine Seele will sich nicht trösten lassen. Wenn ich betrübt bin, so denke ich an Gott; wenn mein Herz in Ängsten ist, so rede ich. Sela.
Des Sängers Seele ist tief betrübt und will sich in der dunklen Notzeit nicht trösten lassen. Das Leid ist zu schwer, die Angst zu groß. Aber siehe, wenn er so ganz zu Boden liegt, dass er keinen Schritt mehr vorwärts gehen kann, so blickt er doch nach oben, denn er kennt Gott als seine Zuflucht und schreit zu ihm.

Wohl dem, der es also hat und ihn als den Vater unsres Herrn Jesu Christi kennt, dessen Herz allzeit offen steht! Wenn keine Kraft zu Vorsätzen da ist, wenn der Hoffnung Schwingen gelähmt sind, wenn die Seele in tiefe Wasser der Trübsal versenkt ist, so beweist doch eins noch, dass Leben vorhanden ist: der Schrei zu Gott. Wie das Kind, das sich von der Mutter verlassen wähnt, eben schreit und immer wieder nach ihr schreit, so darf ich mit meiner Stimme zu Gott schreien, sei sie laut und komme sie in klaren Worten zum Ausdruck, oder seien es nur Seufzer. Auch des Nachts ist meine Hand nach ihm ausgereckt, denn das Lager bietet keine Ruhe; ich stehe auf, knie nieder, hebe meine Hände empor und ringe. Wer Gott nicht kennt, hat vielleicht weniger Erfahrung von so tiefer Seelenangst, weiß aber auch nichts von solcher Hilfe. Zerstreuung, Genuss und vermehrte Arbeit bringen wohl augenblickliches Vergessen, aber nur durch Selbsttäuschung. Endlich lässt sich das Verderben nicht mehr aufhalten und das Gebäude der falschen Hoffnungen bricht zusammen.

Mein Lieber, hast du Erfahrungen, wie mein Psalmwort sie schildert, schon gemacht? Du bist nicht der einzige. Siehe die Dunkelheiten im Leben eines Hiob und eines David, zähle die Fluten der Angst, die über Jeremias Seele zusammenbrachen und gedenke der Seelennot des Täufers, aus der die Frage aufstieg: „Bist du, der da kommen soll?“ Größere Angst aber, als irgend auf einer Menschenseele, lag auf dem heiligen Dulder in Gethsemane. Sein Schweiß fiel wie Blutstropfen zur Erde, und er zitterte und zagte, betrübt bis in den Tod. Dort und am Kreuz ist das tiefste Leiden gelitten worden, und alles, was du und deine mitangefochtenen Brüder zu tragen haben, ist nicht einmal ein Tropfen gegen jenes Meer der Höllennot. Darum komme zu dem Heiland hin, der dich im Tal der Angst versteht; schreie zu ihm, ob er hören wolle. Er wirds gewiss tun.

So lege ich denn meine gegenwärtige Angst auf dein treues Herz, Herr Jesu Christ; größer als du, mein Helfer, ist die Not ja nicht. Höre, höre und tröste dein geängstigtes Kind, und handle nach deinem Wort, wenn du sagst: „Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet.“ Ja du wirst es tun, dein Wort verbürgts! Amen. (Rudolf Wenger)

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