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2. Timotheus 4,6

2. Timotheus 4,6

Andachten

Die Zeit meines Abscheidens ist vorhanden.
Da Paulus das erstemal als ein Gefangener zu Rom war, schrieb er an die gläubigen Philipper, was Kap 1. 23.24.25.26. steht. Bald hernach schrieb er sogar an den Philemon V. 22.: bereite mir die Herberge; denn ich hoffe, dass ich durch euer Gebet euch geschenkt werde. Was nun Paulus damals gehofft, geschah hernach wirklich. Er wurde zu Rom losgesprochen, und er konnte hernach noch ungefähr zehn Jahre das Evangelium predigen. Da er aber hernach das zweitemal (wir wissen nicht, aus was für einer Veranlassung) gefangen genommen, und zu Rom vor des Kaisers Gericht gestellt wurde, so ging es zwar in seiner ersten Verantwortung oder Verhör gut, ob ihn schon damals alle Christen verließen; der HErr aber stand ihm bei, und stärkte ihn. Er durfte frei von Jesu Christo reden, auf dass durch ihn die Predigt des Evangeliums bestätigt würde, und alle (gegenwärtigen) Heiden, und durch dieselben alle heidnischen Nationen hörten, was die Christen glaubten. Er wurde auch damals nicht zum Tod verdammt und getötet, sondern aus dem Rachen des Löwen, oder des grausamen heidnischen Richters, welcher vielleicht der Kaiser Nero selber war, erlöst, s. 2 Tim. 4,16.17. Doch wusste er, dass er diesmal mit dem Leben nicht davon kommen werde, und schrieb deswegen an den Timotheus, den er gern vor seinem Ende sprechen wollte: ich werde jetzt geopfert, und die Zeit meines Abscheidens ist vorhanden, 2 Tim. 4,6. Dieses war denn die rechte Zeit seines Abscheidens. Vorher hatte er oft Vorstellungen von einem nahen Sterben, s. Ap. Gesch. 20,22.24., 2 Kor. 1,8.9.10. 6,9. 11,25.26., und musste seinen Willen in der Absicht auf dasselbe Gott aufopfern, nun kam aber die rechte Zeit des wirklichen Abscheidens, und es graute dem Paulus nicht davor. Er ging seinem Tod mit dem Trost entgegen: der HErr wird mich erlösen von allem Übel, und mir aushelfen zu Seinem himmlischen Reich: welchem sei Ehre von Ewigkeit zu Ewigkeit, 2 Tim. 4,18.

Ein Christ wird oft in seinem Leben durch Gefahren und Krankheiten in einen Zustand gesetzt, da er denken muss, er werde jetzt sterben. Zuweilen wird auch ohne eine äußerliche Gefahr die Vorstellung vom Abscheiden aus der Welt so lebhaft in ihm, dass er seinen Willen dazu ergeben muss, obschon der HErr ihm noch eine längere Frist auf Erden schenken will. Er ist also oft als ein Sterbender, und lebt noch eine Zeit lang, und als ein Gezüchtigter, und wird doch nicht getötet. Wenn aber unter solchen Vorübungen seine Seele geläutert, von den Kreaturen abgezogen und mit Jesu Christo vereinigt worden ist, so soll es ihm nicht schrecklich sein, wenn die Zeit seines Abscheidens wirklich kommt. Er soll gestärkt durchs Evangelium dieses Abscheiden als eine Erlösung von allem Übel, und als eine hilfreiche Aufnahme in das himmlische Reich Jesu ansehen. Der HErr erzeige uns Seine Gnade reichlich, dass wir mit dieser seligen Hoffnung und Erfahrung zur rechten Zeit von der Welt abscheiden können. (Magnus Friedrich Roos)


Wie wird uns sein, wenn die Zeit des Abscheidens vorhanden ist? - Als diese Zeit für den Apostel Paulus vorhanden war, befand er sich um das Evangelii willen zum zweiten Mal in der Gefangenschaft zu Röm. Während seiner ersten Gefangenschaft daselbst durfte er von Christen und Juden Besuch empfangen, sah er seine Freunde Timotheus, Marcus, Demas und Tychicus bei sich, und halle die zuversichtliche Hoffnung, dass er leben und nicht sterben, sondern des Herrn Wort verkündigen werde. Aber bei seiner zweiten Gefangenschaft war das ganz anders; alle Umstände deuteten darauf und der Geist Gottes bezeugte ihm, dass die Zeit seines Abscheidens vorhanden sei. Da schrieb er 2 Tim. 4,6-8: „Ich werde schon geopfert, und die Zeit meines Abscheidens ist vorhanden. Ich habe einen guten Kampf gekämpft, ich habe den Lauf vollendet, ich habe Glauben gehalten. Hinfort ist mir beigelegt die Krone der Gerechtigkeit, welche mir der Herr an jenem Tage, der gerechte Richter, geben wird; nicht aber mir allein, sondern auch allen, die seine Erscheinung lieb haben.“ - Er wußte also, dass die wichtige, entscheidende Zeit seines Abscheidens vorhanden sei. Da richtete er seine Blicke rückwärts in die Vergangenheit, und vorwärts in die Zukunft. Hinter ihm lag sein ganzes Erdenleben, also auch die Zeit, die er im Unglauben als ein Verfolger, Lästerer und Schmäher des Henn Jesu und seiner Gläubigen zugebracht hatte. Aber ihm war Barmherzigkeit widerfahren, und in Folge dieser Barmherzigkeit standen die Jahre seines Unglaubens nicht als Zeugen seiner gerechten Verdammnis, sondern als Zeugen der freien Gnade Gottes vor seiner Seele. Er war gewiss, dass ihm alles vergeben sei, was er vordem unwissend und im Unglauben Böses getan, und dass es sich zur Entscheidung seines Loses in der Ewigkeit nur darum handele, wie er von dem an, da er zu der Fahne Jesu Christi geschworen, gekämpft habe; von dem an, da er in die Schranken getreten, nach dem Kleinod gelaufen habe, oder von dem an, da ihm der Glaube geschenkt war, diesen Glauben bewahrt habe. Siehe, da gab der Geist Zeugnis seinem Geiste: „Er habe einen guten Kampf gekämpft, den Lauf vollendet und Glauben gehalten.“ Nun richtete er seine Blicke freudig vorwärts in die Ewigkeit. Hinter ihm lag der Kampf, vor ihm die Siegerkrone, hinter ihm der Lauf, vor ihm das Kleinod; hinter ihm das Leben im Glauben und vor ihm das Ende des Glaubens, nämlich der Seele Seligkeit. „Hinfort,“ schrieb er, „ist mir beigelegt, ist für mich bereit die Krone der Gerechtigkeit; eine Krone, welche nicht ein Mensch, nicht ein Engel, sondern der Herr selbst, und zwar als der gerechte Richter an jenem Tage geben wird; nicht mir aber allein, sondern auch allen, die seine Erscheinung lieb haben.“ Damit lockt und ladet er uns alle, denselben Kampf nicht zu scheuen, denselben Lauf zu vollenden, denselben Glauben zu halten, damit auch wir einmal, wenn die Zeit unseres Abscheidens vorhanden ist, fröhlich, wie er, unsere Häupter emporheben können, darum, dass sich unsere Erlösung naht. (Carl Philipp Johann Spitta)

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nt/55/2._timotheus_4_6.txt · Zuletzt geändert: von aj
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