Sie befinden sich hier: Andachtsbibel » nt » Galaterbrief » Galater 1,10
Zuletzt angesehen: Galater 1,10

Galater 1,10

Galater 1,10

Andachten

Wenn ich den Menschen noch gefällig wäre, so wäre ich Christi Knecht nicht.

Die Apostel, so auch Paulus, sollten das Werk fortsetzen, das unser Heiland angefangen und bei Seinem Weggehen in ihre Hände gelegt hatte. Sie sind Christi Knechte, wie der Heiland bei Jesaia der Knecht des HErrn heißt. Als solche dürfen sie Niemanden wider den HErrn sich gefällig machen, dürfen nur Ihm folgen. Wie Er's haben will, müssen sie's machen und dürfen nicht aus Menschengefälligkeit in etwas von dem, wie's ihr HErr will, abweichen. Solches haben wir Alle uns zu merken, die wir gerne, wie man sagt, den Mantel nach dem Wind hängen, d. h. mehr nur, nach dem's die Leute wollen, die Sachen nehmen. Gar leicht sieht man auch unredlichen Menschen, wie man sagt, durch die Finger und tut, wie man ihnen zu verstehen geben wollte, es mache nichts aus, wenn sie auch Dies und das beibehalten oder tun wollten, das nicht recht ist, und werden sie dennoch vom Heiland angenommen. Oder man benimmt sich den Leuten zu Gefallen etwas leicht und weltlich, mit Verleugnung eines ächten christlichen Sinnes und Denkens, aus Furcht bei ihnen anzustoßen, oder aus Sucht, bei ihnen zu gewinnen. Bei dem Allem hören wir auf, Christi Knechte zu sein.

In dieser Menschengefälligkeit kann man so weit gehen, dass zuletzt das ganze Evangelium verkehrt wird, indem man den Leuten, auch wenn man mit ihnen reden könnte, unchristliche Art und Gedanken lässt, oder ihnen gegenüber verschweigt, was nicht verschwiegen werden soll, ihre unchristliche widergöttliche Art in Schutz nimmt, oder, was bestimmt und klar im Worte Gottes gegründet und als Sein Wille unzweideutig zu erkennen ist, wendet und dreht und in ein falsches Licht stellt, nur um den Menschen zu gefallen. So war's auch bei den Galatern, an welche Paulus schreibt. Sie wollten von Andern betört werden, sich, da sie früher Heiden waren, beschneiden zu lassen, und waren so nahe daran, vom Glauben weg wieder auf des Gesetzes Werk zu fallen und von Äußerlichem ihre Seligkeit abhängig zu machen. Da konnte auch ein Paulus versucht werden, wie einmal selbst Petrus (Gal. 2,11 ff.), den Juden zu gefallen, die jenes mit Ungestüm verlangten, als ob Alles daran hinge, nachzugeben und die Beschneidung der Heiden vor sich gehen zu lassen. Das würde aber Paulus eine unerlaubte Menschengefälligkeit nennen, bei der ein Apostel aufhörte, Christi Knecht zu sein, und anfinge, der Menschen Knecht zu werden. Er wollte in dieser Sache so wenig den Menschen gefällig sein, dass er sogar zweimal niederschrieb (Gal. 1,8.9): „So auch wir, oder ein Engel vom Himmel euch würde Evangelium predigen, anders, denn das wir euch gepredigt haben, der sei verflucht.“ So weit trieb ihn das Bewusstsein, Christi und nicht der Menschen Knecht zu sein.

Wie dienlich wäre es doch auch in unserer Zeit, wenn man sich's mehr sagte, in wessen Dienst man stehe, und wem man als Knecht zu gefallen habe. Man würde nicht so oft aus Menschengefälligkeit vor so Vielem, was eigenmächtig auftritt, den Bückling machen, nicht so leichthin Torheit und Lüge neben der Wahrheit herlaufen lassen. Der HErr erhalte uns nüchtern und treu, in Allem nur Ihm ergeben, wenn auch Alles wider uns wäre!

Zusatz (Richtige Menschengefälligkeit.)

Übrigens müssen wir uns in Acht nehmen, solche Sprüche, die wider die Menschengefälligkeit reden, nicht zu schroff aufzufassen, indem wir jedes geduldige Zuwarten, jede schonende Nachsicht, jede schweigende Vorsicht ohne Weiteres eine sträfliche Menschengefälligkeit nennen. Menschen gefällig sind wir nur, wenn wir durch unser Reden oder Benehmen aus Scheu vor den Menschen der Wahrheit wirklich etwas vergeben, und so dem HErrn oder Seiner Sache zu nahe treten. Dies ist nicht immer, ja oft nicht, der Fall, wenn wir Gründe haben, vor der Hand uns still zu verhalten, auch bei Manchem nachsichtig zu sein, Gründe, bei denen wir gleichfalls die Ehre des HErrn und Seine Sache im Auge haben. So sagt derselbe Paulus (1. Kor. 9,19f.), „er habe sich selbst Jedermann zum Knechte gemacht, auf dass er ihrer Viele gewinne, sei den Juden geworden ein Jude, auf dass er die Juden gewinne, denen die unter dem Gesetz seien, sei er geworden als unter dem Gesetz, auf dass er die, so unter den Gesetz wären, gewinne, denen, die ohne Gesetz seien, sei er als ohne Gesetz geworden.“ Die Rücksicht auf eigentliche Juden, die noch nichts von Christo wussten, bestimmte den Paulus sogar, den Timotheus, der eines griechischen Vaters Sohn war, zu beschneiden, um nicht gleich zum Voraus bei den Juden anzustoßen, wenn er mit einem Unbeschnittenen umherzöge und das Evangelium predigte. Bei dem Allem aber zeigte er sich nicht in tadelnswerter Weise menschengefällig.

Hieraus können auch wir entnehmen, dass man Unbekehrten gegenüber für den Anfang in Vielem nachsichtig und schweigsam sein darf und muss, um sie nicht abzustoßen, ehe man recht mit ihnen angefangen hat, ohne damit menschengefällig zu werden. Wo die Leute das Verständnis noch nicht haben oder haben können, muss man nicht, in der Meinung, sich ihnen nicht gefällig zu benehmen, schroff und hart gegen sie auftreten und nur gleich gerade mit dem kommen, was sie augenblicklich unempfänglich macht. Das heißt man mit der Türe ins Haus fallen. Schweigsam aber und gefällig sein ist immer Zweierlei. Bei jenem tut man nichts, was wider den HErrn wäre, handelt man vielmehr weislich und aus der Liebe, weil man nur das im Auge hat, zu gewinnen, und die Herzen anzufassen, bis man in diesen einen Boden hat, auf welchem das Weitere nach der Ordnung gepflanzt werden kann. Denn zuerst muss man eine Brücke bauen, um zu den Herzen zu kommen; und mit einem harten, oder geistlich gesetzlichen Wesen, das mehr abstößt als anzieht, gewinnt man keine Seele. Mit Schonung und Rücksicht, wie sie Liebe und Barmherzigkeit eingibt, kann man an solchen, die noch ferne stehen, etwas ausrichten. Da muss man an ihnen erst noch viel Törichtes und Verkehrtes übersehen können bis auf Weiteres, Vieles mit Nachsicht so gehen lassen, bis man sie ganz unter die Zucht des Geistes stellen kann. Tun wir das nicht, so sind wir auch nicht Knechte Christi, des Heilandes, der sich gemütlich zu Zöllnern und Sündern setzen kann, nicht um ihnen den Eindruck zu geben, als sei es Ihm einerlei, wer sie wären, sondern um ihre Seelen anzuziehen, und so erst von der Sünde wegzubringen. Wer aber den Leuten nur gleich von ihrer Torheit und Sünde strafend vorpredigt, um ja nicht ihnen gefällig zu sein, ehe er sie angezogen hat, der wirds zu nichts mit ihnen bringen.

So haben wir heutzutage viele wohlmeinende Eiferer, die nichts als Strafpredigten halten, immer nur die Sünden vorhalten, meinend, damit Buße zu wecken; und sie tuns, um nicht den Menschen gefällig zu sein. Aber nicht gefällig und ungefällig sein ist auch wieder Zweierlei. Sie sollten vor Allem ungefälliges, abstoßendes Wesen meiden, sollten's lernen, geduldiger, schonender, langmütiger, schweigender zu werden, bis ihre Liebe und Barmherzigkeit gefühlt wird, an dem, dass sie den Barmherzigen anpreisen. Dann erst bekommen sie Macht, die Leute zur Buße und Bekehrung zu bringen. In der Regel kommts dann den Leuten von selber, wie dem Zachäus, dem der Heiland nur Liebe erzeigt, ohne die geringste Strafrede, obgleich er ein Dieb und Betrüger war, und der dann doch vor Jedermann seine Umkehr anzeigt, mit den Worten: „er wolle vierfältig wiedergeben, was er betrogen habe“.

In unrechter Weise menschengefällig aber ist man, wenn man Menschen zu lieb der Wahrheit etwas vergibt, den Verkehrten ihre Verkehrtheit lässt, als hätte sie nichts zu bedeuten, in Lehre und Wandel fortgehend die Augen zudrückt, oder gar aus Menschengefälligkeit an sich es fehlen lässt. Hier ist's ein Verleugnen des HErrn, und kommt man vom Dienste Christi weg in den Dienst der Menschen hinein. (Christoph Blumhardt)


Paulus schreibt obige Worte zunächst in Bezug auf seine Predigt des Evangeliums. Er richtete sich bei derselben nicht nach Menschenmeinung, suchte auch nicht menschlichen Größen zu gefallen, sondern allein dem Herrn; er predigte nur, was der Herr ihm aufgetragen hatte. Er war Knecht, Leibeigener Christi, seines Herrn, auf dessen Wink er ging, dessen Ruf er unbedingt und allezeit folgte. So soll jeder Christ stehen. Wir dürfen den Menschen Gefallen erweisen, wir sollen sie lieben; aber Menschengefälligkeit darf uns nicht regieren, auf Kosten des Wohlgefallens Gottes. Ich bin Christi Knecht, Christi Magd, muss Numero eins sein bei jedem Christen. Freilich darf das nicht so verstanden werden, wie einzelne überspannte Menschen es fassen: dass man nach keinem Menschen und nach keiner menschlichen Ordnung mehr etwas zu fragen habe. Ein Knecht Jesu Christi hat Liebe und kennt wohl die nötigen Rücksichten gegen Menschen; aber oben an steht ihm die Frage: Herr, was willst Du, dass ich tun soll? Er nimmt es ernst mit den Weisungen seines Herrn. Füllen diese seine Zeit aus, nehmen sie seine Kraft in Anspruch, so darf er aus Menschengefälligkeit seinem Herrn weder Zeit noch Kraft stehlen, auch nicht für die scheinbar besten Zwecke. Ebenso hat er es zu halten mit der Wahrheit; er darf sie nicht schwächen und biegen, um sich Menschen gefällig zu machen. Ohne Wachen und Beten kann man nicht in der Stellung eines Knechtes Christi bleiben, ebensowenig ohne treues Festhalten am Wort Gottes.

Herr und Meister! Du weißt, dass es oft nicht leicht ist, die rechte, Dir wohlgefällige Stellung einzunehmen, als Dein Knecht und Deine Magd. Öffne mir jeden Morgen das Ohr, Deine Stimme zu hören und Dir zu folgen. Amen. (Elias Schrenk)

Predigten

Diese Website verwendet Cookies. Durch die Nutzung der Website stimmen Sie dem Speichern von Cookies auf Ihrem Computer zu. Außerdem bestätigen Sie, dass Sie unsere Datenschutzbestimmungen gelesen und verstanden haben. Wenn Sie nicht einverstanden sind, verlassen Sie die Website.Weitere Information
nt/48/galater_1_10.txt · Zuletzt geändert: von aj
Public Domain Falls nicht anders bezeichnet, ist der Inhalt dieses Wikis unter der folgenden Lizenz veröffentlicht: Public Domain