Sie befinden sich hier: Andachtsbibel » nt » Johannesevangelium » Johannes 7,24
Zuletzt angesehen: Johannes 7,24

Johannes 7,24

Johannes 7,24

Andachten

Richtet nicht.
Wer nimmt sich doch für sein Verhalten gegen den irrenden und fehlenden Bruder die Weisung des Heilandes zur Regel: „Richtet nicht, so werdet ihr auch nicht gerichtet! Verdammt nicht, so werdet ihr auch nicht verdammt!“ Zwar ist damit nicht gemeint, dass überhaupt nicht gerichtet und verdammt werden sollte; denn die Obrigkeit tut beides mit Recht an Gottes Statt. Auch ist nicht gesagt, dass wir uns alles Urteils über Gutes und Böses enthalten sollen, denn es steht geschrieben: „Wehe denen, die Böses gut, und Gutes böse heißen, die aus Finsternis Licht, und aus Licht Finsternis machen, die aus sauer süß, und aus süß sauer machen“ (Jes. 5,20.). Dazu fordert der Heiland Joh. 7,24: „Richtet nicht nach dem Ansehen, sondern richtet ein rechtes Gericht.“ Nur das unberufene, selbstgefällige und tadelsüchtige Richten und Verdammen des fehlenden Bruders ist hier gemeint. Aber was ist unser Herz für ein trotziges Ding! Wie gern sitzt es über den Nächsten zu Gericht, wie willkommen sind ihm die Beschuldigungen, die man wider ihn vorbringt, mit welchem Behagen werden allerlei, auch die unzuverlässigsten Zeugen an- und abgehört, und mit welcher Anmaßung wird das Verdammungsurteil gesprochen! Willst du richten, so richte dich zuvor selbst. Zum Selbstgericht bist du nicht nur allezeit und allenthalben befugt, sondern auch verpflichtet. Das unbefugte Richten aber, das unverständige Bessern- und Meistern-Wollen an andern kommt meist aus Blindheit gegen uns selbst her. Die Anfänger im Christentum pflegen insbesondere solche Scharfrichter zu sein, denn sie haben sich selbst und Gottes Verfahren mit ihnen noch nicht genug erkannt. Aber wer sich recht in die Zucht und Kur der Gnade begibt, wer dabei merkt, wie langsam sein Elend weicht, wie viel Geduld Gott mit ihm haben muss und auch hat, so lange man nur von ihm sich ausheilen lassen will, - der sitzt nicht gleich zum Gericht über den Bruder; der denkt; Wir wollen unseren Bruder nicht aus der Hoffnung fallen lassen, so lange ihm noch ein Hunger und Durst nach der Gerechtigkeit anzumerken oder auch nur zuzutrauen ist, und er einen Schmerz über den Splitter im Auge empfindet. Freilich sollen wir uns unter einander ermahnen, erbauen und bessern. Der Heiland sagt nicht: „Was geht dich dein Bruder und der Splitter in deines Bruders Auge an - lass ihn stecken!“ Sondern er sagt: „Ziehe zuvor den Balken aus deinem Auge, besiehe aber dann, wie du den Splitter auch aus deines Bruders Auge ziehst.“ Mit dem Besehen und dem Herausziehen des Splitters geht es aber erst dann, wenn der Balke aus dem eigenen Auge ist. Solch ein Balken aber im Auge, der das liebreiche Besehen und sanfte Herausziehen des Splitters hindert, ist eben das Richten, das der Herr verbietet. Mit solchem Balken stößt man dem Nächsten nur vor den Kopf. Das schadet ihm und dir. Es soll nicht also sein, liebe Brüder! (Carl Philipp Johann Spitta)

Predigten

Diese Website verwendet Cookies. Durch die Nutzung der Website stimmen Sie dem Speichern von Cookies auf Ihrem Computer zu. Außerdem bestätigen Sie, dass Sie unsere Datenschutzbestimmungen gelesen und verstanden haben. Wenn Sie nicht einverstanden sind, verlassen Sie die Website.Weitere Information
nt/43/johannes_7_24.txt · Zuletzt geändert: von aj
Public Domain Falls nicht anders bezeichnet, ist der Inhalt dieses Wikis unter der folgenden Lizenz veröffentlicht: Public Domain