Lukas 16,25
Andachten
Abraham aber sprach: Gedenke, Sohn, dass du dein Gutes empfangen hast in Deinem Leben, und Lazarus dagegen hat Böses empfangen; nun aber wird er getröstet und du wirst gepeinigt.
Der reiche Mann sieht sich an einem schrecklichen Ort. Er tritt nun als Bettler vor den armen Lazarus, er der reiche, geehrte Mann. Er wird aber abgewiesen. Hoffnungslos ist seine Lage. Seine Qual kann keine Linderung erfahren; sein Zustand hat keine Aussicht auf ein Ende. Es hat ein frommer Mann das Bild gebraucht, um den Zustand der Verdammten zu schildern: Wenn die ganze Welt ein Sandberg wäre und es komme nur alle 100.000 Jahre ein Vögelein und nähme davon so viel, als es mit dem Schnabel wegtragen könnte, so hätten die Verdammten doch Aussicht, dass ihre Qual endlich einmal ein Ende nähme. Aber nein! die Ewigkeit ist ohne Ende! Die Entscheidung unwiderruflich! Die Gnadenzeit für immer vorbei! Welch ein fürchterlicher Ernst tritt uns hier entgegen! Es wäre keinem Menschen erlaubt, die Ewigkeit mit solchem Ernste darzustellen, wenn es der HErr nicht selber getan hätte. Wir alle gehen der Ewigkeit entgegen und kommen ihr mit jeden Tag näher. Sie ist da, trotz des Unglaubens, trotz der Gleichgültigkeit der meisten. Sie ist da mit ihrem ganzen heiligen Ernst. Sie lässt sich nicht wegleugnen, wegscherzen, wegspotten. Sehe jeder zu, wie er ihr entgegen geht! Amen. (Carl Wagner-Groben.)
Abraham aber sprach: Gedenke, Sohn, dass du dein Gutes empfangen hast in deinem Leben, und Lazarus dagegen hat Böses empfangen; nun aber wird er getröstet, und du wirst gepeinigt.
Eine dritte Art noch, wie der Teufel die Leute selig macht nach seiner Façon. Er sieht einen Kranken, der schon Jahre lang nicht aus dem Bette kommt; einen Gesunden, der ein Hauskreuz hat, das ihm an der Seele nagt; einen Reichen, der bankrott geworden ist und sich nicht zu trösten weiß; einen Melancholikus, der behauptet, die Welt sei seiner nicht wert, so viel Verdruss habe er in der Welt gehabt. Und da stellt sich nun der Satanas unter jene Mühseligen und Geplagten, und gibt ihnen die Verheißung: Ihr armen Lazari, ihr habt euer Böses empfangen in diesem Leben, es soll euch im Himmel Alles wohl belohnt werden. Der Teufel kann Alles verdrehen, besonders die Schrift. Er hat ein System erfunden, dem er den Namen gegeben hat: System der Ausgleichungen. Dieser Philosophie zufolge rächt sich die Sünde schon in dieser Welt und man ist dann quitt in jener. Ebenso sei jede Portion Ungemach eine Anweisung auf ein doppeltes Maß himmlischer Seligkeit. Wer hier schon sein Gutes genossen habe, wie jener Reiche, der könne wohl dem Armen in jener Welt Platz machen; und wer habe leiden müssen in dieser Zeit, den tragen die Engel einst mit Lazarus in Abrahams Schoß. Wie viele Antworten hat nicht der alte Feind auf die Frage: Was muss ich tun, dass ich selig werde? Aber man schaue allen jenen Getrösteten ins Gesicht, und es ergibt sich: Bei allen ihren Aussichten in die Ewigkeit haben sie keinen Frieden. Es gibt nur einen Namen, der hilft, nur eine Bedingung für Jeden, der will selig werden. Ergib dich dem Sohn Gottes, krank oder gesund, arm oder reich; lass dir die Augen öffnen unter dem Kreuz Christi, und lege dich auf Gnade und Ungnade in seine durchbohrten Hände; er selber wird dir dann das Weitere sagen. So lernt man sich rühmen auch der Trübsale, und erkennt mit Lazarus lebend und sterbend: Sein Joch ist sanft und seine Last ist leicht. (Friedrich Lobstein)