Offenbarung 2,19
Andachten
Ich weiß deine Werke und deine Liebe und deinen Dienst und deinen Glauben und deine Geduld, und dass du je länger je mehr tust.
Nimmer muss ein Christ so alt werden, dass er sollte aufhören Früchte zu tragen. Wie vom Hause Sauls und vom Hause Davids geschrieben steht: „Und es war ein langer Streit zwischen dem Hause Sauls und dem Hause Davids. David aber ging und nahm zu, und das Haus Sauls ging und nahm ab“ (2. Sam. 3, 1) so muss der äußerliche Mensch dem Hause Sauls, der innerliche aber dem Hause Davids ähnlich sein. Nun, so wachse denn von Gnade zu Gnade, von Glauben zu Glauben, bis dass du ein vollkommener Mann wirst, der da sei in dem Maße des vollkommenen Alters Christi (Ephes. 4, 13). Ach es ist ein schlimmes Zeichen, wenn man täglich auf grüner Weide geht und dennoch so mager bleibt wie die sieben magern Kühe Pharaos. Gedenke an den Engel der Gemeinde zu Thyatira. Zu dem sagt der Sohn Gottes: Ich weiß deine Werke und deine Liebe und deinen Dienst und deinen Glauben und deine Geduld, und dass du je länger je mehr tust.“ So ist eine himmlische Pflanze immer im Wachstume Recht! denn Stillestehn ist Zurückgehn. Nimmt die Gnade nicht zu, so nimmt sie ab, wie ein Feuer, welches verlischt, wenn es nicht wird angeblasen. Deshalb erinnere ich dich, dass du erweckst die Gnade Gottes, die in dir ist (2. Tim. 1, 6). Die letzten Werke eines Christen müssen besser sein, als die ersten; er muss sich, wie man sagt, selber übertreffen. Wirst du dich so täglich in der Gnade und guten Werken zu wachsen befleißigen, so wird dir auch die Ausübung des Guten desto leichter ankommen. Je mehr Federn ein Vogel hat, desto besser schwingt er sich in die Höhe, und je öfter ein Schloss wird aufgeschlossen, desto leichter geht dasselbe auf. Nun, so vergiss denn mit Paulus, was dahinten ist, und strecke dich zu dem, das da vorne ist. Schätze dich selbst nicht, dass du es schon ergriffen habest; jage aber nach dem vorgesteckten Ziel, nach dem Kleinod, welches vorhält die himmlische Berufung Gottes in Christo Jesu. Siehe nicht sowohl auf das, was schon geschehen ist, als auf das, was noch muss geschehen. Gott hat dir ein Pfund verliehen, das suche täglich zu vermehren. Unser Christentum muss nicht sein wie der volle Mond, der täglich kleiner, sondern wie der neue, der täglich größer wird. Ein Christ muss seinem Heilande nachrühmen, wie Ezechiel tat: „Er maß tausend Ellen und führte mich durchs Wasser, bis mir's an die Knöchel ging; und maß abermals tausend Ellen und führte mich durchs Wasser, bis mir's an die kniee ging; und maß noch tausend Ellen und ließ mich dadurch gehen, bis mir's an die Lenden ging; da maß er noch tausend Ellen, und es war so tief, dass ich nicht mehr gründen konnte, denn das Wasser war zu hoch, dass man drüber schwimmen musste, und konnte es nicht gründen“ (Ezech. 47, 3-5). Also muss ein Christ waten im Meer der Gnade seines Gottes. (Georg Nitsch.)