Hebräer 6,19
Andachten
Wir haben die angebotene Hoffnung als einen sicheren und festen Anker unserer Seelen, der auch hineingeht in das Inwendige des Vorhangs, dahin der Vorläufer für uns eingegangen, Jesus.
Die Israeliten durften zur Zeit des Alten Testaments nur in den Vorhof des Tempels gehen, und darin anbeten: den Priestern aber war erlaubt, in das Heilige hineinzugehen, und da ihren Dienst zu verrichten: der Hohepriester aber durfte am großen Versühnungstag mit Blut in das Allerheiligste hineingehen, und da vor Gott, dessen vorbildlicher Thron der Gnadenstuhl oder der Deckel auf der Bundeslade war, erscheinen. Vor dem Allerheiligsten hing ein seidener Vorhang, den der Hohepriester zwar wegschob, wenn er hineinging, der aber hernach immer wieder den Eingang bedeckte. Hiermit deutete der Heilige Geist an, dass der Weg in das himmlische Heiligtum noch nicht entdeckt gewesen sei, solange die erste Hütte oder der Tempel stand, Hebr. 9,8. Nun ist Christus als der ewige Hohepriester, nachdem Er Sich selber am Kreuz geopfert hatte, durch Sein eigenes Blut in das himmlische Heiligtum eingegangen, um zu erscheinen vor dem Angesicht Gottes für uns, und hat eine ewige Erlösung erfunden, Hebr. 9,12.24. Er hat aber den Eingang in dieses himmlische Heiligtum nicht wieder hinter sich zugeschlossen, sondern für uns offen gelassen, welches dadurch angedeutet wurde, dass im Augenblick Seines Todes der Vorhang im Tempel zu Jerusalem von oben an bis unten zerrissen wurde. Auch uns ist die Freudigkeit zum Eingang in das himmlische Heiligtum durch das Blut Jesu verschafft worden. Unsere Bestimmung ist diese, dass wir nach dem Tode vor dem Thron Gottes stehen, und unter dem Hohenpriester Jesu Ihm Tag und Nacht in Seinem Tempel dienen sollen, Offenb. 7,15. Eben dieses deutet uns der Apostel damit an, dass er sagt: wir haben eine Hoffnung, die uns in den gewissen Verheißungen Gottes angeboten und vorgelegt ist, und diese Hoffnung ist ein sicherer und fester Anker, welcher unsere Seele als ein Schiff hält und ruhig macht; dieser Anker geht aber hinein in das Inwendige des Vorhangs, oder in dasjenige, was hinter dem Vorhang ist: folglich in das himmlische Heiligtum. Gleichwie nämlich ein evangelischer Christ durch den Glauben daraus einen überschwänglichen Trost schöpft, dass Christus durch Sein eigenes Blut in dieses Heiligtum eingegangen ist, und eine ewige Erlösung gefunden hat: also ist er nach der Hoffnung gewiss, dass auch ihm durch das Blut Christi die Freudigkeit zum Eingang in dasselbe gegeben sei, und dass auch er nach dem Tod in den himmlischen Tempel werde aufgenommen werden, und da bei Christo dem Hohenpriester und HErrn desselben sein werde. Dieser ist als Vorläufer dahin eingegangen; und zwar durch Sein Fleisch, welches im Stand Seiner Erniedrigung ein Vorhang zwischen Ihm und dem Allerheiligsten war. Dieser Vorhang wurde weggetan, da Sein Fleisch verklärt wurde, und aufhörte ein solcher Vorhang zu sein; weil Er aber bei diesem Eingang ein Vorläufer war, so ist klar, dass auch wir Ihm dahin nachfolgen dürfen. Ein Christ hat also ein herrliches Ziel seiner Hoffnung in Ansehung der unsichtbaren Welt, in die er durch den Tod des Leibes übergeht. Aber auch hier hat er schon den Zugang zu Gott im Geist des Glaubens. Er soll nicht mit einer furchtsamen Schüchternheit immer in der Ferne stehen, sondern im Glauben an Christum Gott nahe werden, und von dem Guten das der himmlische Tempel enthält, einen Vorschmack bekommen. (Magnus Friedrich Roos)