Kolosser 3,3
Andachten
Denn ihr seid gestorben, und euer Leben ist verborgen mit Christo in Gott.
Die rechte Gestorbenheit, wer die doch hätte! Ihr seid gestorben, heißt nicht: Ihr dürft die Welt nicht mehr genießen, ihr müsst von heut an tot sein für jedes irdische Interesse, sondern: Der irdische Sinn hat in euch den Todesstoß erhalten; es sind nun andere Dinge, die euch beherrschen, als die vergängliche Lust dieser Welt; ihr könnt nun jedes zeitliche Gut unter das Kreuz legen, euer wahres Leben hat sich in Christo euch aufgeschlossen. Die Gestorbenheit ist die Übergabe des Herzens an ihn; die Lebensgewalt, die er nun über Alles, was wir sind und haben, gewonnen hat. Diese Kreuzigung des eigenen Lebens ist also nicht eine Sache der Pflicht, sie gibt sich von selbst, sowie Christus den Sieg gewonnen hat. Gestorben sein heißt befreit sein von der Herrschaft der Sünde, von dem Joch der Welt und der Menschenrücksichten, Christum kennen, weil man ihn hat und sein Leben eingedrungen ist in die Seele. Dieses Leben ist aber ein verborgenes; man trägt es nicht zur Schau, spricht nicht gern davon, Worte verwässern und schwächen Alles, aber die Wirkungen des inneren Lebens tun sich deutlich genug kund auch ohne Worte. Wo Christus lebt, da ist auch Christi Geist und Christi Friede. Der nähere Umgang mit einem wahrhaft Gestorbenen sagt uns: Hier ist etwas vorgegangen; dieser Mensch lebt nicht mehr für die Welt, es ist ihm um etwas Besseres zu tun. Es gibt viele Menschen, die ein verborgenes Leben führen, aber solch eine Zurückgezogenheit ist nicht ein Zusammenleben mit Christo, nicht die Gestorbenheit des irdischen Sinnes, von der Paulus spricht. Christus ist seit seiner Himmelfahrt in der unsichtbaren Welt zu Hause, und wir können ebenso mit ihm bei Gott sein, wenn wir ihm unser altes Wesen zu Füßen gelegt haben und seine Liebe uns dringt, als das neue wahre Lebensprinzip. (Friedrich Lobstein)