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Johannes 1,48

Johannes 1,48

Andachten

Natanael spricht zu ihm: Woher kennst du mich? Jesus antwortete und sprach zu ihm: Ehe denn dich Philippus rief, da du unter dem Feigenbaum warst, sah ich dich.
Jesus hatte (in V. 47) den Natanael, der ihn nicht kannte, ja der das lebhafteste Misstrauen gegen Ihn hegte, mit festen Strichen gezeichnet als einen Ihm wohlbekannten Mann. Er sah den nach einem Heiland suchenden und fragenden Natanael, als er unter dem Feigenbaum betend Gottes Verheißungen erwog, Er sah ihn, obgleich dieser von dem Rabbi, aus dem verächtlichen Nazareth, daher kein Gutes zu erwarten war, nichts wissen wollte. Der treue Hirt und Hüter der Menschen sieht Alles, was Ihn sucht, wenn auch diese Suchenden noch nichts davon merken, dass Er sich um sie kümmert. Den kleinen Zachäus, der bei Jericho oben im Maulbeerbaum sitzt, ruft der vorüberziehende Jesus sofort herab und lädt sich freundlich bei Ihm zu Gast; Er erkannte, dass der Zöllner nicht aus flüchtiger Neugier, sondern aus tiefem Heilsverlangen den Baum erklettert hatte. Jene Mütter, die mit ihren Kindern zu Ihm wollen, erspäht Jesus mit liebendem Blick und bricht ihnen durch die Reihen der abwehrenden Apostel hindurch freie Bahn zu seinem Herzen. Er sah den wutschnaubenden Saulus, der seine Jünger verfolgte, einkerkerte und zersprengte, und erkannte unter der Hülle des christusfeindlichen blutigen Fanatismus das „auserwählte Rüstzeug“, der berufen war das Panier Jesu auf die Höhen der Erde aufzupflanzen und mehr zu arbeiten, wie die Anderen alle. Und wie oft hören wir, dass Denen, die in scheinbarer Gottverlassenheit Gott suchten, nachher der Bescheid zu Teil wird: „Er hat eure Tränen gezählt und eure Gebete sind vor Ihn gekommen“.

Das ist ein unaussprechlich tröstender und versöhnender Gedanke: Alles, was sich nach dem Licht und Leben von Oben streckt, ist unter Gottes Obacht, Schutz und Liebesflügeln. Er erkennt den tiefsten Grund und das verborgene Sehnen der Menschenherzen, mögen diese von Ihm, - wie Natanael von Jesu, - noch so falsche Vorstellungen haben. Mag dieses Sehnen nach Versöhnung verkleidet sein in den schauerlichsten Götzendienst, wie bei Millionen und aber Millionen Heiden; mag es, wie bei vielen frommen Katholiken, verwirrt sein durch unseligen Aberglauben, Heiligendienst, Reliquienverehrung u. dgl., oder mag dieses Suchen (wie heutzutage bei unzähligen Protestanten) im Gewande des Zweifels versteckt sein, - Er sieht es mit Freuden, wenn's nur ein ehrliches Suchen ist, ein Trachten nach etwas Anderem und Höherem, als was diese Welt und die Menschheit bieten. Und endlich wird jedes Suchen ein Finden werden. Jene wahrhaft Suchenden alle werden Jesum finden und dann erkennen, dass Er es war, den sie suchten, und wussten es nicht.

Klage nicht, verzage nicht, wenn Gott dich lange kämpfen, herumirren und weinen lässt, und du kannst immer noch nicht den Frieden deiner Seele finden, kannst dich immer noch nicht still und glaubensvoll in Jesu Arme legen. Ja, Mancher muss, nach Gottes Rat, lange mit den Wogen des Weltgeistes ringen, bis er fröhlich singen kann: „Ich habe nun den Grund gefunden, der meinen Anker ewig hält“.

Seiner Zeit aber wird es sich erweisen, dass Gott alle deine Tränen gezählt, alle deine Seufzer gehört hat; jede Bewegung einwärts und heimwärts, jedes demutsvolle Fragen nach Licht und Wahrheit ist teuer vor seinen Augen. Es naht der Tag, da wird sich an Allen, die aus der Wahrheit sind, erfüllen, was sein Mund geredet hat: „Sie werden weinend kommen und betend, und ihr Erbarmer wird sie leiten und sie führen zu den lebendigen Wasserbrunnen“.

Hoff', o du arme Seele,
Hoff' und sei unverzagt,
Gott wird dich aus der Höhle,
Da dich der Kummer plagt,
Mit großen Gnaden rücken;
Erwarte nur die Zeit,
So wirst du schon erblicken
Die Sonn' der schönsten Freud'. (Otto Funcke)

Predigten

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nt/43/johannes_1_48.txt · Zuletzt geändert: von aj
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