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Johannes 14,8

Johannes 14,8

Andachten

Spricht zu ihm Philippus: „Herr, zeige uns den Vater; so genügt es uns.“ Jesus spricht zu ihm: „Philippus, wer mich sieht, der sieht den Vater.“
Was Philippus begehrt hat, war die Sehnsucht manches Frommen: wenn es doch nur irgendeine Stelle gäbe, an der Gott sichtbar würde! Wenn zwischen dem natürlichen Geschehen irgendwo Gottes Finger greifbar herausragte, wenn über der Geschichte irgendeinmal Gottes Gestalt sichtbar schwebte, wenn uns im Verlauf des inwendigen Erlebens dann und wann ein Anblick Gottes zuteil würde, wäre das nicht ungleich mehr als das, was uns gegeben ist? Wäre uns nicht dadurch die gesamte Führung des Lebens mächtig erleichtert? Zeige uns den Vater, sagte Philippus; dann bleibt mein Herz fest, auch wenn du geschändet und gemartert am Kreuz hängst. Wenn der Vater über dir sichtbar wird, dann wollen wir glauben, wollen leiden, wollen warten. Wer Gott geschaut hat, wohnt in fester Burg. War dies nicht auch die Sehnsucht der alttestamentlichen Frommen? Worin bestand die Herrlichkeit des Paradieses? Nicht darin, dass Gott dort sichtbar mit dem Menschen verkehrte? Hat nicht Mose nach allem, was ihm zum Zeichen Gottes geworden war, gebeten: lass mich dein Angesicht schauen? Du begehrst, sagt Jesus zu Philippus, nach dem, was du nicht bekommen kannst, weil du dir nicht aneignest, was dir gegeben ist. Es gibt freilich nichts Herrlicheres, als den Vater zu sehen. Du kannst nicht bei meinem Kreuz stehen, wenn du ihn nicht siehst, sondern nur die Menschen siehst und den Tod beschaust.
Kindschaft Gottes kannst du nicht empfangen und bewahren, wenn du den Vater nicht siehst. Du siehst ihn aber; denn du siehst mich. Davon wendest du dich weg und schaust sehnsüchtig nach dem Himmel, dass sich dir Gott dort zeige. Gott wird sichtbar durch sein Werk. Er selbst, der Wirker, bleibt verborgen; aber sein Werk zeigt ihn uns; denn es ist sein Bild. Dasjenige Werk und Bild Gottes, das uns ihn in seiner ganzen Gnade und Größe sichtbar macht, ist sein Sohn, der, der im Fleisch das Wort Gottes ist, der, der in unserer Gestalt Gottes Gestalt besaß. Das ist das Sichtbarwerden Gottes, das mir bereitet ist. Auch hier ist die Hülle, die Gottes Gegenwart bedeckt, nicht weggetan. Über das Himmlische ist das Natürliche gebreitet und Gottes Wille wird uns in der Geschichte eines Menschen offenbart. Denn Gott bleibt auch dann Gott, wenn seine Gnade zu uns strömt. Darum steigt aus dem Christenstand die große, gewaltige Hoffnung hervor: „einst werden wir einander sehen, wie Er ist.“ Dieses Ziel kann ich aber nicht erlangen, wenn ich den Vater nicht da sehe, wo er zu sehen ist, und mir Jesu Wort unverständlich bleibt: Der sieht den Vater, der Mich sieht.
Wie wird es sein, wenn wir von unserem Irrweg heimgekehrt an Deinem Halse hängen! Das sah kein Auge und hat kein Ohr gehört. Unser Hoffen kommt aber, Vater, aus Deiner Gabe. Du hast uns Deinen Sohn gegeben, damit wir an ihm sehen, was Du in Deiner Gnade für uns bist. Amen. (Adolf Schlatter)

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