Johannes 13,31
Andachten
Da er aber hinausgegangen war, spricht Jesus: nun ist des Menschen Sohn verklärt, und Gott ist verklärt in ihm.
Nun ist des Menschen Sohn verklärt. Wenn uns ein Wort des Herrn in Erstaunen setzen kann, so ist es dieses Wort, das Er redete, als Judas hinausgegangen war, ihn zu verraten. Was uns zunächst überraschen könnte, ist die völlige innere Ruhe des Heilandes bei dem unheimlichen Gang des Verräters. Dass ihn die Untreue des Judas tief bewegen und schmerzen musste, ist keine Frage; aber er hat sich auch über diesen Schmerz völlig hinübergebetet, und nahm auch diese schwere Erfahrung aus der Hand seines Vaters. Warum kommt so manches Menschenherz bei schweren Erfahrungen so lange nicht zur Ruhe, zum Abschluss? Man lässt es fehlen, seinen Kummer so mit dem Herrn durchzusprechen, und den Herrn so mit sich reden zu lassen, dass man ihm die Sache endgültig in die Hand legen kann, um ruhig zu werden und ruhig zu bleiben. Darum wollen wir aus dieser heiligen Ruhe des Herrn lernen, dass es möglich ist, auch für uns, die bittersten Dinge vor dem Gnadenthron niederzulegen, und das Herz an Gottes Vaterherzen zu stillen. Der Herr ist aber mehr, als nur ruhig, nach dem Hinausgehen des Judas, er spricht: nun ist des Menschensohn verklärt; Judä Gang lässt ihn seine eigene Verherrlichung schauen. Der Vater hat ihm herrlich hinüber geholfen, auch über die schweren Versuchungen, die ihm Judas bereitete, und er steht da, ohne sich den leisesten Vorwurf machen zu müssen, dem Judas gegenüber. War das nicht Herrlichkeit? Ach, dass wir diese Herrlichkeit in ähnlichen Fällen auch hätten, und uns keine Vorwürfe machen müssten über Fehler, die wir gemacht haben. - Doch noch in höherem Sinn sagt der Heiland, er sei verklärt. Der Gang des Judas ist ihm das erste Glied der Kette von Leiden, durch die er gehen muss vor seiner Verherrlichung. Seine Bereitschaft für seinen Todesgang ist eine so völlige, dass er jetzt über alles zunächst Kommende wegschaut auf sein Ziel, als hätte er es schon erreicht. Das ist Glaube, der Glaube, der sich ganz in die Liebe des Vaters versenkt, nur diese sieht, und dann von dieser Liebe hinübergetragen wird über die Tiefen und Abgründe, die vor Einem liegen. Dieses Leben im Glauben war die Verklärung des Vaters im Sohn. So will nun Vater und Sohn sich auch in uno verklären. Dieselbe Liebe, die den Menschensohn durch seine Leidens- und Todesnacht hindurch trug zur Herrlichkeit, trägt uns, wenn wir glauben.
Herr! Was ich noch lebe, will ich leben im Glauben des Sohnes Gottes. Hilf mir dazu. Amen. (Elias Schrenk)
Nun ist des Menschen Sohn verklärt und Gott ist verklärt in ihm.
Damals war Gott verklärt, als Judas vom Mahl des Herrn wegging und sich zu den Priestern begab und ihnen sagte: Er weiß alles, weiß, dass ich ihn verraten habe, worauf sie erklärten: jetzt muss gleich gehandelt werden; sonst sind wir nicht sicher, dass er uns nicht entrinnt. Damit, dass Jesus zu Judas sagte: was du tust, das tue gleich, begann er seinen Gang in den Tod. Darum ist Jesus jetzt verklärt und Gott in Ihm verklärt, weil jetzt durch Ihn Gottes Größe, Ruhm und Herrlichkeit sichtbar geworden sind. Jesus hätte nicht nach dem Kreuz begehrt, wenn er nicht durch sein Kreuz die Verherrlichung Gottes erreicht hätte. Der Sohn hat den Vater lieb und geht deshalb ans Kreuz, weil er dadurch Gott verherrlicht, und der Vater hat den Sohn lieb und sendet ihn deshalb ans Kreuz, weil er den Sohn dadurch verherrlicht. Wieso wurde der Glanz der Herrlichkeit Gottes in jener Stunde offenbar? Muss ich noch fragen? Siehe ich nicht, dass hier, nur hier, hier aber auch vollständig Gott als Gott behandelt wird? Hier wird Gott seine ganze Ehre gegeben. Als Jesus das Kreuz aus Gottes Hand nahm, wurde wie niemals sonst in Wahrheit gesagt: dein Wille geschehe, du allein sollst es sein. Ohne Murren und Widerstreben, nicht nur mit Worten, sondern mit der Tat wurde hier bezeugt: du bist gerecht, wenn du richtest, und mit ebenso unbedingter Gewissheit wird zur Tat gemacht: du bist der, der vergibt. Wann wurde Gott wirklich zugestanden, dass ihm alle Dinge möglich sind? Damals, als Jesus aus sich den Sterbenden machte. Damals hat er sich zu Gott bekannt als zu dem, der den Toten ruft, damit er lebe. Es gibt keinen Gottesdienst, der Gott völliger und herrlicher gepriesen hätte als jene Stunde, in der Jesus zu seinen Jüngern sagte: „Der Fürst dieser Welt kommt. Steht auf, lasst uns gehen.“ Wer aber Gott verklärt, ist selbst verklärt. Für den Menschensohn gibt es keine andere Größe, Ehre und Erhabenheit als die, dass Gott durch ihn verherrlicht werde, und weil Jesus dies mit seinem kreuz gewann, sprach er: Mein Kreuz ist meine Herrlichkeit.
Du, Herr Jesus, bist anders als wir und so muss es sein. Du darfst nicht unserem dunklen Herzen gleichen. Du sprichst von Herrlichkeit, wo wir von Verderben reden und freust dich am Sieg, wo es uns scheint, deine Sache sei verloren. Darum dankt Dir Deine Schar, weil Du anders bist als wir und das tust, was wir nicht können, Gott wahrhaft ehren. Weil Du den Vater verherrlicht hast mit Deinem Blut, bist Du der Heiland der Welt. Amen. (Adolf Schlatter)