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Lukas 9,33

Lukas 9,33

Andachten

Und es begab sich, da die von ihm wichen, sprach Petrus zu Jesu: Meister, hier ist gut sein, lasst uns drei Hütten machen, dir eine, Mose eine, und Eliä eine. Und wusste nicht, was er redete.
Petrus ist wieder der Erste, der zu einem praktischen Gedanken kommt, und der Erste, der es auch hier auf dem Tabor wagt, diesem praktischen Gedanken Ausdruck zu geben. Wir sehen, er ist immer derselbe, der Wortführer für Alle; Allen voran in der Weisheit und in der Torheit, immer eilig, aber auch voreilig, immer wohlmeinend, aber auch, ohne dass er es selbst Wort haben will, voller Eigenwillen. - Auch die Verklärungsstunden auf Tabor haben sein Temperament nicht vernichtet. Nun, das ist auch nicht die Absicht der Schule Jesu. Im Gegenteil, der Original-Mensch, der in einem Jeden steckt, soll grade herausgebildet werden. Auch im Himmel wird Petrus Petrus sein, so gut wie Elias Elias blieb. Aber unser Temperament, unsere gottgeschaffene Natureigentümlichkeit muss in den Schmelzöfen Gottes verklärt, geläutert, geheiligt und vollendet werden.

Dass aber auch ein Petrus solcher Läuterung noch sehr bedarf, zeigt er gerade durch das Wort, das er auf Tabor spricht. Es ist ja wohl recht liebenswürdig, dass er nur für Jesum, Moses und Elias Hütten bauen, sich selbst aber und seine Mitjünger ohne solche behelfen will. Dennoch gilt von seinem Wort: „Da ich ein Kind war, redete ich wie ein Kind und hatte kindische Anschläge“. Der liebe Mann vergisst auf einmal die ganze übrige Welt; er vergisst, dass es außer ihm auch noch andere Menschen gibt, die ohne Jesus ewig unselig bleiben; er vergisst, dass seine neun Mitjünger unten am Berg sehnsuchtsvoll der Wiederkunft Jesu harren; er vergisst vor allen Dingen, dass er selbst noch ein Sünder ist, weit davon entfernt, still und willenlos zu sein, weit entfernt von der rechten Selbsterkenntnis, weit entfernt auch noch von dem rechten Verständnis seines Heilandes, über den er sich bald ärgern, ja den er schmählich verleugnen wird; - er vergisst, dass man in das himmlische Freudenleben nicht so „mit Sack und Pack“, mit aller seiner Sünde, Torheit, Eitelkeit und Unreinigkeit hineingehen kann, sondern „so nur als durchs Feuer“.

Oder tun wir ihm etwa Unrecht? Verstehen wir seine Gedanken nicht recht? Ach, wir verstehen ihn nur zu gut und wir danken ihm, dass er seine Empfindungen so ausgesprochen hat, uns zum großen Trost. Denn grade so sind wir, ganz dieselben Gedanken und Pläne sind in unseren Herzen!

Dass Fleisch und Blut Gottes Reich nicht ererben können, steht nicht einmal in Gottes Wort, nein, wir finden es auf jedem Blatt. Und stünde es nirgends mit Buchstaben und Lettern geschrieben, so wäre es dennoch mit flammender Geistesschrift in unserem Herzen und Gewissen verzeichnet, dass unser Eigensinn und Eigenwillen, unser Hochmut und unsere Eitelkeit, unser Fleischessinn und unsere Unaufrichtigkeit, unser Trotz und unsere Verzagtheit in den Tod gehen müssen, ehe wir das Angesicht des heiligen Gottes schauen können. Aber solche Wahrheit fasst uns nicht; wir winden uns gerne daran herum, wie sich Einer, der Spießruten läuft, an den Schlägen, die ihn treffen sollen, herumwindet. Aber es hilft nichts, der Herr kommt in seiner Schule immer auf diesen Punkt zurück und sagt auch uns, die wir ohne den Sterbensweg ins Himmelreich eingehen wollen: „Ihr wisst nicht, was ihr sagt.“

Das gilt auch Denen, die in schwerer, leiblicher Trübsal oder die, tiefbetrübt oder vereinsamt durch den Tod ihrer liebsten Angehörigen, sprechen: „Ach, wären wir doch von dieser armen Welt erlöst, wären wir doch schon oben, im Reich der Herrlichkeit!“ O, ihr, die ihr so sprecht, ihr wisst nicht, was ihr redet! Dankt Gott, dass ihr noch in der Schule seid und noch lernen könnt! Was nützt euch alle himmlische Herrlichkeit, wenn ihr nicht innerlich erst der Sünde gestorben und fähig geworden seid, in die Herrlichkeit einzugehen? Das innere Sterben ist die Sache, um die es sich handelt; das äußere Sterben wird der Herr dann zur rechten Zeit bestimmen; nicht äußerlich, nein, innerlich gilt's „in der Welt der Welt entfliehen“'; nicht das Kreuz abzuwerfen, sondern täglich und willig das Kreuz auf sich nehmen, - nicht auf Tabor feiern und Hütten bauen, nicht schwelgen und schwärmen in geistlicher Gefühlsseligkeit, sondern arbeiten, kämpfen, leiden, im Arbeiten, Kämpfen, Leiden sich bewähren, Demut lernen in den Wegen Gottes, treu werden im Kleinen, um einst das Große zu ererben, - seht das gilt's, darauf soll man den Finger legen! dazu soll dir auch jede Taborstunde, jeder Vorschmack des Himmels, dessen du etwa hienieden genießen darfst, nützen und dienen.

Ich hab' von ferne, Herr, deinen Thron erblickt,
Und hätte gerne mein Berz vorausgeschickt,
Und hätte gerne mein müdes Leben,
Schöpfer der Geister, dir hingegeben.

Das war so prächtig, was ich im Geist gesehn;
Du bist allmächtig; drum ist dein Licht so schön.
Könnt ich an diesen hellen Thronen
Doch schon von heute an ewig wohnen!

Nur ich bin sündig, der Erde noch geneigt;
Das hat mir bündig dein heiliger Geist gezeigt.
Ich bin noch nicht genug gereinigt,
Noch nicht ganz innig mit dir vereinigt. (Otto Funcke)

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nt/42/lukas_9_33.txt · Zuletzt geändert: von aj
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